„Mein Name ist Omar Caruso“, sagt der dritte Mann. „Komm in den Aufzug. Ich bringe dich zum Ausgang. Danny hat zwar gesagt, es gibt keinen, aber natürlich kannst du den Wartungsbereich verlassen.“
Ich nicke und betrete die Kabine. Omar drückt einen Knopf, woraufhin die Tür zugleitet und der Aufzug sich in Bewegung setzt. Erstaunlich leise und schnell.
„Du meintest das doch nicht ernst, dass du dich nicht erinnerst, oder? Bist du eine Demonstrantin?“
„Eine Demonstrantin? Nein, das glaube ich nicht. Wofür sollte ich denn demonstrieren?“
Er zuckte die Achseln. „Das habe ich sowieso nicht verstanden, wofür diese Demonstrationen gut sein sollen. Angeblich für bessere Lebensbedingungen. Aber das ist ja Blödsinn. Es gibt ja nur den Bahnhof.“
Aha. Soll er das ruhig glauben. „Ich erinnere mich nicht, was ich bin.“
„Aber du weißt doch deinen Namen?“
„Ja, und das war es auch schon.“
Er mustert mich nachdenklich. „Sag mal, kann es sein, dass der Chef dich schickt?“
„Der Chef? Mich?“
„Er macht ja schon mal so einen Quatsch. Um uns aufzumuntern und zu motivieren.“
Mitarbeitermotivation. Überall auf dieselbe Art und Weise. Menschen sind Menschen, egal wo.
„Und wenn es so wäre?“
„Dann hättest du das vorher sagen müssen, damit die anderen auch was davon haben.“
„Vielleicht gilt es aber nur dir?“
„Du wusstest doch gar nicht vorher, dass ich dich hochfahre.“
„Nein, da hast du einfach nur Glück.“
„Aha.“ Er schweigt und sieht mich an. Da ist er, dieser Wie-siehst-du-denn-darunter-nackt-aus-Blick. Und da ich im Moment absolut keine Ahnung habe, wie die Spielregeln in dieser Welt sind, beschließe ich, in den Überlebensmodus zu schalten. Und wenn es dazu gehört, mit einem wildfremden Mann zu ficken, dann ist es eben so.
„Was hältst du davon, wenn du für heute Feierabend machst und wir zu dir gehen?“, erkundige ich mich. Mehr als schiefgehen kann es ja nicht.
„Wenn der Chef das so gesagt hat, dann ist das schon okay“, erwidert er. Ich weiß nicht, ob ich seinen Fatalismus lange ertragen kann.
„Klingt gut“, sage ich und schenke ihm ein Lächeln.
„Ich sollte dich zur nächsten TESZ bringen“, sagt er.
„Zur was?“
„Körperwartungsstation. TESZ.“
Ich überlege kurz. Wahrscheinlich meint er ein Krankenhaus. Aber die Bezeichnung ist schon krass. Körperwartungsstation. Heißt das wirklich so oder nennt er es nur so, weil er einen Berufsschaden hat? Ich beschließe, dass es im Moment keine Rolle spielt und dass ich das ganz sicher nicht will.
„Nicht nötig“, antworte ich knapp.
„Wie du willst.“ Er betrachtet mich. Sein Bett ist nicht besonders breit, daher liegt er auf der Seite, den Kopf in die Hand gestützt. Auf meinem Gesicht verweilt sein Blick nur kurz, dann wechselt er ziemlich schnell zu meinen Brüsten, die er vorhin noch zerquetschen wollte, als er kam. Ich bin ja die unterschiedlichsten Männer gewohnt, von ganz früher noch, als ich fast jede Nacht, mindestens aber an den Wochenenden, unterwegs war und recht wahllos die Männer nahm, wie sie kommen wollten. Daher kenne ich die Männer, die einer Frau ganz wild die Brüste kneten, wenn sie auf ihm sitzt. Auch der eine Idiot im Bordell von Emily war ja nicht anders gewesen. Aber Omar ist eigentlich kein typischer Brustzerquetscher. Andererseits ist hier möglicherweise alles anders typisch, als ich es kenne. Ist ja schließlich ein anderes Universum.
Ich ziehe das rechte, ihm abgewandte Bein an, dann lasse ich das Knie nach außen fallen. Dadurch hängt es in der Luft, aber Omar hat einen guten Blick auf meine Schamhaare. Und er wird der Versuchung nicht widerstehen können.
So ist es auch. Seine linke Hand liegt plötzlich, sozusagen angriffsbereit, auf meinem Bauch.
„Du hast einen sehr muskulösen Bauch“, bemerkt er.
Ich sage nichts, lege nur meine rechte Hand auf meinen rechten Oberschenkel. Die andere ist irgendwo unter ihm begraben. Seine linke Hand bewegt sich nun nach unten, durch die blonden Schamhaare und noch weiter. Mit der für viele Männer typischen Zielstrebigkeit schiebt sich sein Mittelfinger zwischen meine Lippen, verharrt nur kurz, sehr kurz, bei der Klitoris und dringt dann in mich ein.
„Bist du immer noch erregt oder schon wieder?“, erkundigt er sich grinsend.
Eigentlich weder noch, mein Körper reagiert einfach nur. Wofür ich ihm in dieser Situation ausgesprochen dankbar bin.
„Komm, leg dich auf mich“, erwidere ich.
Er gehorcht, ist dabei erstaunlich ungeschickt. Ich greife nach seinem Schwanz und führe ihn ein. Hoffentlich sind nicht alle Männer in dieser Welt so unbeholfen. Wobei, eigentlich interessieren sie mich alle nicht.
Ich will Katharina!
Ich lenke mich mit dem Gedanken an sie ab, während Omar rammelt. Anders kann man das nicht nennen, was er vollführt. Irgendwann reicht es mir und ich packe seinen Hintern, um ihm zu zeigen, wie er sich bewegen soll. Danach wird es besser.
Trotzdem bin ich froh, als er endlich kommt und sich danach von mir abrollt. Jetzt liegt mein linker Arm unter seinem Kopf. Ich befreie ihn und gehe ins Bad. Die Tür lässt sich nicht abschließen. Egal. Tiefer kann ich sowieso nicht mehr sinken.
Nach dem Pullern wische ich mich ab und blicke hoch, als ich seine Bewegung wahrnehme.
Er steht in der Tür und sieht mich an.
„Hör zu, der Chef hat sich gemeldet. Ich muss zur Schicht. Du warst gar nicht von ihm.“
Ich nicke nur.
„Meinetwegen kannst du bleiben, während ich arbeiten bin. Aber danach musst du gehen. Wenn du willst, fahre ich dich zur TESZ, aber das war es.“
„Okay.“
„Ich bin mir nicht sicher, wer oder was du bist. Vielleicht doch eine Demonstrantin. Ist mir auch egal. Den Sex fand ich gut.“
Ich nicht, aber das sage ich ihm lieber nicht. Außerdem sind meine Ansprüche inzwischen sehr hoch. Vor allem, seitdem ich durch Katharina und Sarah weiß, wie sich ein Orgasmus anfühlen kann. Aber auch Askan, obwohl ein Mann, hat es geschafft, mich aus meinem Körper zu katapultieren.
Das alles sage ich Omar natürlich nicht. Ich frage mich nur, was eine Demonstrantin tun soll. Also, eine einzige, ganz allein. Im Wartungstunnel. So richtig viel Sinn macht das nicht, finde ich.
„Ich weiß auch nicht, wer oder was ich bin. Habt ihr nicht irgendwelche Computer oder so was? Internet? Irgendetwas, wo ich mich informieren kann, was es gibt? Vielleicht fällt mir dann wieder etwas ein.“
Oh Fiona, das ist sehr plump. Sehr, sehr plump. Andererseits glaubt er mir sowieso nichts mehr, das sehe ich ihm an. Dennoch zeigt er mir den E-TERM. Das ist tatsächlich etwas Ähnliches wie ein Computer. Im Wesentlichen ein Touchscreen mit einem Betriebssystem, mit dem verglichen Windows 3.1 ausgesprochen fortschrittlich war.
Aber wenigstens etwas.
Er zieht sich an, während ich am E-TERM sitze und mich mit der Bedienung vertraut mache. Danach kommt er zu mir, gibt mir einen Kuss, der in seiner Unbeholfenheit fast schon rührend ist, berührt dabei natürlich meine linke Brust und sagt: „Ich gehe dann. Wo es was zu essen gibt, weißt du ja.“
Das weiß ich, weil er mir den Kühlschrank, der auch warm machen kann, gezeigt hat. Ich nicke also und sehe ihm zu, wie er seine ID nimmt und dann die kleine Wohnung verlässt.
Dann