Fiona - Spinnen. Zsolt Majsai. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Zsolt Majsai
Издательство: Bookwire
Серия: Die Kristallwelten-Saga
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783956673450
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was für welche? Jedenfalls andere als die, die ich aus meinem Universum kenne, denn den Schienen nach zu urteilen sind die Züge hier mindestens doppelt so breit, wie sie auf der Erde waren. Mindestens.

      „Ihr Arschlöcher!“, schreie ich in die Dunkelheit hinaus. „Ihr verdammten Arschlöcher! Das macht euch wohl Spaß?!“

      Keine Ahnung, ob sie mich hören, die Götter, die es anscheinend lustig finden, mich an meine Grenzen zu treiben. Aber ein bisschen fühle ich mich nach diesem Ausbruch besser. Allerdings wirklich nur ein bisschen, und auch das ist wieder weg, als mir plötzlich Kian einfällt. Und Askan. Und Katharina. Und James. Und Sandra.

      Verdammt.

      Mir fällt John ein, wie wir uns in einem Wartungsgang der U-Bahn gegenseitig fast den Schädel eingeschlagen haben, bevor ich ihn mit meinem stilettomäßigen Absatz ruhigstellen konnte. Jetzt habe ich nur Stiefeln an, wie sie im Mittelalter üblich waren, dafür habe ich mein Schwert, das beste in Marbutan.

      Allerdings ist das hier ganz sicher kein Mittelalter, hier fahren Züge, wohl eher nicht von Dampfloks gezogen. Keine Ahnung, in was für ein Universum mich die Scheißgötter verfrachtet haben, aber ich hätte es vermutlich schlimmer erwischen können. Zumindest gibt es hier Menschen und ich verstehe sogar ihre Sprache. Vieles ist dem ähnlich, was ich kenne, aber nicht alles. Ein bisschen habe ich das Gefühl, als hätten die Götter in diesem Universum geübt, bevor sie meins erschaffen haben.

      Nicht meins. Mein ehemaliges. Das ich nicht retten konnte.

      Ich bleibe stehen, um meine Fassung zu wiedererlangen. Die wird allerdings erneut empfindlich gestört, als irgendwo ein Zug ankommt. Glücklicherweise weiter entfernt, denn er hat ein irrsinniges Tempo drauf. Mindestens Mach 3, wenn nicht mehr.

      Was zum …?

      Jedenfalls höre ich ihn viel später als ich ihn sehe. Und wäre er auf einem der Gleise in meiner Nähe angekommen, hätte mich der Fahrtwind gnadenlos von den Füßen geholt.

      Ich sehe mich um. Seit einer halben Stunde, mindestens, laufe ich ins Innere dieses gigantisches Gebildes, weg von der Schwärze, weg vom Spinnennetz. Allmählich kommt eine Wand näher, von der ich hoffe, dass sich darin ein Wartungsgang befindet, durch den ich von dieser Plattform wegkomme, die geschätzt einige Dutzend Kilometer breit sein muss. Ein wenig erinnert sie mich an die Landeplattform aus „Stars Wars“, sie ist nur größer. Und in dem Film fahren keine Hunderte von Züge rein.

      Als ich endlich die Wand erreiche, erkenne ich eine Gittertreppe, die an einer Tür endet. Das sieht ja schon mal gut aus. Aber die Leute, die hier arbeiten, müssen fit sein. Wieso gibt es hier keine Fahrstühle?

      Die Tür ist aus Stahl, soweit ich es erkennen kann, und mit einem Knauf versehen. Allerdings lässt er sich problemlos drehen, sodass ich die Tür öffnen kann. Dahinter befindet sich ein Gang, der aussieht, wie solche Gänge eigentlich immer aussehen. An der Decke sind Neonlampen befestigt. Sie müssten jetzt nur noch flackern, damit ich mir wie in einem schlechten Film vorkomme.

      Aber sie flackern nicht.

      Der Boden ist sauber und genau wie die Wände mit einem silberfarbenen Anstrich versehen. Ich kann nach rechts oder nach links gehen. Rechts gefällt mir besser, dort sehe ich etwas weiter entfernt etwas blinken. Also nehme ich diese Richtung.

      Das Blinken gehört zu einem Fahrstuhl, zum Rufknopf. Warum fährt der nicht einfach auf die Plattform? Das ist doch bescheuert. Dieser Korridor ist völlig sinnlos.

      Ist es nicht, denke ich dann. So wie die Züge da fahren, wäre es sehr unangenehm, wenn ausgerechnet in dem Augenblick, wenn die Tür aufgeht, ein Zug vorbeirauscht. Vielleicht hat doch jemand nachgedacht, als er die Anlage entworfen hat.

      Aber wer zum Teufel braucht so einen riesigen Bahnhof? Und was soll das Spinnennetz unter den Gleisen?

      Sehr eigenartig, das alles hier. Ich muss unbedingt schnellstmöglich herausfinden, in was für einer Welt ich gelandet bin. Und warum der Ring unbedingt wollte, dass ich durch diese Tür gehe.

      Überhaupt, dieser Ring. Ich mustere ihn nachdenklich. In der Mittelalter-Welt hat er mir ja wirklich gute Dienste geleistet. Da er aber auch im Ewigen Turm gewirkt hat, gehört er nicht nur zu Kyo, wie alle glauben, sondern sogar zu Fiona. Fragt sich nur, wie er ins Spiel passt. Noch ein magic tool? Ich hoffe, er gibt mir noch weitere Hinweise. Cool wäre es ja, wenn er mir den Weg zu Katharina zeigen würde. Und noch cooler wäre es, wenn sie noch am Leben wäre. Über vier Jahre, die zumindest in der Mittelalter-Welt seit der Zerstörung unseres Universums vergangen sind, können eine Ewigkeit sein. Ich schätze, Katharina weiß auch nicht, wer sie ist. Was wiederum bedeutet, dass ich sie nicht nur finden, sondern auch überzeugen muss, mich in den Ewigen Turm zu begleiten. Je nachdem, was sie inzwischen so treibt, könnte das eine echte Herausforderung werden.

      Zunächst aber wäre ich schon froh, sie nur zu finden.

      Jetzt hört das Blinken auf und die Tür öffnet sich. Ich sehe mich drei Männern gegenüber, die typische Monteurkleidung tragen. Wobei, einer von denen ist noch nicht wirklich ein Mann.

      „Ja, wer bist du denn?“, fragt ein anderer, der massemäßig locker die beiden anderen ersetzen könnte. Er ist dunkelblond, fast so hoch wie Askan oder James und hat blaue Augen.

      Ich überlege kurz, ob ich mein Schwert ziehen soll, verzichte dann aber doch darauf. Die drei Jungs wirken nicht bedrohlich. Die beiden anderen sowieso nicht. Einer von ihnen ist schlank, etwa in meinem Alter und hat sich schnell von der Überraschung erholt.

      Der dritte ist jung, noch nicht erwachsen, aber vermutlich ausgewachsen. Er ist deutlich kleiner als die beiden anderen und wird es vermutlich auch bleiben. Er mustert mich wie jemand, der nur selten eine Frau gesehen hat, nackt vielleicht noch nie.

      „Mein Name ist Fiona“, erwidere ich. „Wo ist der Ausgang?“

      Die drei starren mich an und fangen dann an zu lachen. Hm. Eigentlich meinte ich das ja ernst. Aber gut. Je nachdem, was das für eine Welt ist, gibt es vielleicht keinen Ausgang und meine Frage ist ähnlich bescheuert wie auf der Erde, als es sie noch gab, die Frage nach einer Spülmaschine, die sich selbst einräumt, ausschaltet und wieder ausräumt, gewesen wäre.

      Dann zeigt der Dicke in die Richtung, aus der ich gekommen bin: „Der einzige Ausgang, den es hier gibt, ist dort. Aber ich würde den nicht nehmen. Die Dolgs sind sehr schnell.“

      Wer? Ich kann mich gerade noch beherrschen, die Frage nicht laut zu stellen. Flüchtig schießt mir der Gedanke durch den Kopf, wie schön es doch war, als Kyo die Welt nach einer Tabula rasa vollkommen ahnungslos kennenzulernen. Jetzt, mit dem Wissen über mein altes Universum und die Mittelalter-Welt, ist es viel anstrengender.

      Scheißgötter! Ich hasse euch!

      „Hast du dich denn verirrt?“, fragte jetzt der andere ältere.

      „Ich glaube schon. Wo bin ich überhaupt?“

      „Im Wartungstunnel der A-Plattform“, antwortet er. „Eigentlich dürfen hier nur Wartungstechniker sein, also wir.“

      „Ich würde ja gerne gehen, aber wie komme ich hier weg?“

      „Du musst doch irgendwie hergekommen sein“, meint der Dicke.

      „Ich weiß aber nicht, wie.“ Die Nummer, sich an nichts zu erinnern, hat ja schon mal gut funktioniert. Allerdings war sie in der anderen Welt echt.

      „Du weißt nicht, wie?“

      Ich schüttele den Kopf.

      Der Schlanke sieht den Dicken an und sagt: „Ich bringe sie nach oben. Ihr kommt sicher auch allein zurecht.“

      „Klar, Omar“, sagt der Dicke und winkt dann dem Kleinen zu. „Komm, Kid. Wir lassen Omar mit seiner neuen Flamme allein.“

      „Ich könnte sie doch auch nach oben bringen, Danny“, meint Kid.

      Danny? Das auch noch!

      Danny legt ihm freundschaftlich die Pranke auf die Schulter und zieht ihn mit sich.