Oft ist die Schwangerschaft mit vielen Sorgen oder Unsicherheiten durchzogen. Als Geburtsvorbereitung ist die PEP-Klopfmethode übrigens eine wahre Fundgrube.
Dann halten die frischgebackenen Eltern endlich glücklich das lang ersehnte hoffentlich gesunde Kind in den Armen. Doch schon nach kurzer Zeit wird bei einigen von ihnen das Elternglück auf die Probe gestellt – das Kind schreit und lässt sich nicht beruhigen. Nun gibt es natürlich vielfältige Gründe, warum ein Neugeborenes unablässig schreit. Aber ganz gleich, ob das Kind aufgrund von Stress nach einer sehr anstrengenden Geburt schreit oder aufgrund von Schwierigkeiten bei der Anpassung an die neue Ernährung, ob ihm etwas wehtut oder es einfach das Leid der Welt hinausbrüllt, eines bleibt immer gleich: Die Eltern fühlen sich schlecht. Sie machen sich Vorwürfe, weil sie dem kleinen Wesen doch helfen wollen, aber nicht wissen, wie. Zunächst versuchen sie alles, was ihnen in der Situation angemessen scheint: Sie nehmen das Kind auf den Arm, tragen es umher, streicheln es, stillen oder füttern, wiegen und trösten es, und wenn das alles nichts nützt, wird das Kind oft im Kinderwagen umhergefahren – wenn es sein muss, auch mitten in der Nacht. Auch mit Kleinkindern geraten Eltern in solche Situationen, die sie verzweifeln lassen. Ich habe schon Eltern gesehen, die Schweißperlen auf der Stirn bekamen, wenn es unüberriechbar war, dass das Kind nun gewickelt werden musste, und sich dafür gegenseitig wortwörtlich »den schwarzen Peter« zuschoben, weil das Kind schon anfing zu brüllen, wenn es den Wickeltisch nur sah.
Die Eltern fragen sich, was die Ursache für das Unbehagen sein könnte, und probieren noch eine weitere Idee aus. Doch wenn all diese Bemühungen nicht von Erfolg gekrönt sind, steigt bei den Eltern der Stresspegel an und frustrierte Gedanken machen sich breit.
Dabei passiert Folgendes: In unserer Hirnrinde ist sämtliches Wissen abgespeichert, das wir z. B. über die Pflege eines Babys haben. Jede einzelne Idee findet sich dort, wie z.B. das Tragen des Kindes in »Fliegerposition« (dabei liegt das Kind bäuchlings auf dem Unterarm des Tragenden, sodass die Handfläche desselben leichten Druck auf den Verdauungstrakt des Babys ausübt), das Massieren des Bauches mit Kümmelöl, das Verabreichen von Tees oder entschäumenden Mitteln, das Anschmiegen des aufrecht gehaltenen Babys, sodass es Wange an Wange liegt (und einem das Schreien direkt ins Ohr und von dort durch Mark und Bein fährt), die Anwesenheit eines Kuscheltiers mit Musik in der Wickelsituation und noch viele weitere Ideen.
Diese Ideen werden abgerufen, auf Tauglichkeit in der Situation überprüft und ggf. umgesetzt. Wenn dies alles aber nichts nützt, reagieren die Eltern häufig mit dysfunktionalen Emotionen. Das heißt, es regen sich nicht nur anteilnehmende Gedanken wie »Ach, der arme Wurm!«, sondern häufig Zweifel wie »Mein Gott, was mache ich nur falsch?« oder »Warum kann ich nicht verstehen, was mein Kind mir sagen will?« oder gar »Ich bin eine schlechte Mutter/ein schlechter Vater, weil ich nicht erspüren kann, was mein Kind gerade braucht«. Auch das Gefühl von Wut kann aufkommen.
Irgendwann taucht dann womöglich der Gedanke auf: »So habe ich mir das nicht vorgestellt!«, begleitet von dem schlechten Gewissen, so zu denken, obwohl man doch bereit ist, sich ganz und gar auf das neue Familienmitglied einzulassen.
Diese Emotionen helfen nicht, die Situation zu bewältigen, sondern führen dazu, dass noch andere ähnlich unangenehme Erfahrungen im limbischen System, in dem alle unsere emotionalen Erfahrungen mehr oder weniger unbewusst abgespeichert sind, aktiviert werden und zu einer heftigen neuronalen Reaktion führen. Diese wiederum ist in der Lage, per neuronaler Signale die Funktion der Großhirnrinde zu hemmen, da das limbische System als tiefer liegendes Hirnareal »Vorfahrt« gegenüber den höheren Bereichen hat – eine »technische Maßnahme«, die unseren Vorfahren sicher das Überleben beschert hat, weil sie sich in einer gefährlichen Situation instinktiv in Sicherheit gebracht oder sinnvollerweise gekämpft haben, ohne lange überlegen zu müssen, welche Reaktion denn nun wohl die richtige sei. Gut so, sonst würde ich heute nicht hier sitzen und dieses Buch schreiben, und Sie säßen nicht da und würden es lesen.
Die Folge dieser selbstständigen neuronalen Reaktion ist, dass immer mehr unangenehme Gefühle sich breitmachen und man keine kreativen Lösungen mehr parat hat. Solch eine Situation kennt jeder: Man ärgert sich oder regt sich über irgendjemanden auf und fragt sich hinterher, warum einem in der Situation nichts eingefallen ist, was man hätte erwidern können. Die guten Ideen dazu kommen einem leider erst hinterher, wenn im limbischen System wieder Ruhe eingekehrt ist und freier Zugriff auf die abgespeicherten Ideen der Großhirnrinde herrscht. Im Übrigen werden auch dort Problemlösungen erstellt, die ein Verknüpfen verschiedener Einzelideen erforderlich macht. Mit anderen Worten: Auch das funktioniert nicht, wenn das limbische System gerade »überkocht«.
Genau in solchen Momenten ist der Einsatz von PEP unglaublich hilfreich – sozusagen als emotionale Selbsthilfe.
Wenn zu viele unangenehme Gefühle auf einmal im Gehirn arbeiten, können wir nicht mehr gut auf unsere Problemlösefähigkeiten zugreifen.
Selbstakzeptanz und Klopfpunkte
PEP beinhaltet neben einer Klopftechnik, auf die wir gleich zu sprechen kommen, Methoden, mit denen wir einschränkende Gefühle, Beziehungsmuster und Glaubenssätze beeinflussen können. Solche Glaubenssätze sind Gedanken, die uns häufig in der Entfaltung unserer Fähigkeiten und Möglichkeiten stören, sie sogar manchmal verhindern.
Wir verwenden in der Selbstbehandlung mit PEP Sätze, die uns Selbstakzeptanz vermitteln, um unser Gehirn wieder in einen lösungskompetenteren Zustand zu versetzen. Denn durch das Aussprechen eines Satzes, in dem wir sowohl ein belastendes Thema als auch Selbstakzeptanz benennen, geben wir uns selbst, den entsprechenden Makel eingeschlossen, Anerkennung und Wertschätzung.
Ein solcher Satz wird immer nach demselben Muster gebildet:
•Auch wenn ich (hier wird das aktuelle Problem benannt), liebe und akzeptiere ich mich so, wie ich bin.
Dabei spricht das Wort »liebe« eher das Gefühl und die Formulierung »akzeptiere« eher den Verstand an. Eine solche ausgesprochene selbstakzeptierende Selbstannahme ist wie eine Immunspritze gegen schwächende und entwertende Selbstbeziehungsmanöver.
Manchmal muss man jedoch auch den zweiten Satzteil verändern, die Selbstakzeptanz quasi verdünnen, weil manche Menschen sich selbst nicht »lieben und akzeptieren« können oder wollen, wenn sie gerade ein Problem haben. Doch dazu später mehr.
Klopfpunkte
Wenn nun also Eltern mit ihrem schreienden Baby im Arm der Verzweiflung nahe sind, ist die allererste wirksame Übung, den Selbstwertpunkt unter dem linken Schlüsselbein im Uhrzeigersinn zu reiben und einen Selbstakzeptanzsatz auszusprechen:
Selbstakzeptanzübung
•Auch wenn ich mich gerade ziemlich hilflos fühle, liebe und akzeptiere ich mich so, wie ich bin.
•Auch wenn mich diese Ungewissheit sehr traurig macht, liebe und akzeptiere ich mich so, wie ich bin.
Oder, um eine andere Formulierung zu verwenden:
•Auch wenn