LebensAder. Bernd Steckmeier. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Bernd Steckmeier
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Сделай Сам
Год издания: 0
isbn: 9783868675191
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      Muss ich immer Medikamente schlucken oder kann ich mich nach der Naturheilkunde richten ? Natürliche Cholesterinsenker oder Tabletten aus dem Labor ? Blutdrucksenkung ohne Pillen ? Helfen Diät und Sport gegen alle Wehwehchen ? Gibt es gar eine Herz- und Gefäßdiät ? Blättern Sie weiter und Sie lernen, welche sensationellen Jungbrunnen es wirklich gibt. Viele glauben aber, sie müssten alles hineinpacken in das eine Leben, denn es könnte morgen schon vorbei sein.

      Häufig stellt sich die Frage: „Ist es besser zu genießen und zu bereuen, als zu bereuen, dass man nicht genossen hat ?“ (Giovanni Boccaccio, italienischer Schriftsteller; 1313–1375; Hauptwerk: „Il Decamerone“; „Zehn-Tage-Werk“; Florenz)

      In Zeiten einer Epidemie im Mittelalter konnte man so denken (Pest in Florenz 1347–1353). Gilt dieser Ausspruch heute noch uneingeschränkt ?

      Wir verbringen einen großen Teil unsere Lebenszeit mit Schlafen, Autofahren zur und von der Arbeit, im Stau, bei sitzenden Arbeiten im Büro am Computer, beim Versenden von Handy-Botschaften oder E-Mails, im Internet, vor dem Fernsehapparat, in der Kneipe oder anderswo. Wo eigentlich bleiben wir ? Unsere vornehmste Aufgabe ist es zu leben. „Keiner ist sicherer als die anderen, dass er den nächsten Tag erleben wird.“ (Michel de Montaigne, französischer Philosoph; 1533–1592)

      Man könnte auch sagen: „Alle sind wir gleich, keiner weiß, wann ihm die Stunde schlägt“. Gehen wir an unserer Aufgabe zugrunde ? Entdecken wir die Schäden von Stress im Beruf und Ärger im Alltag zu spät ? Finden wir keine Zeit mehr für uns selbst, für Seelenfrieden und Gemüt ? Haben wir die Wege der Entschleunigung und der Achtsamkeit vergessen ? Oder haben wir uns verrannt im Labyrinth des Lebens ? Finden wir keinen Ausweg und keine Ruhe mehr ? Es muss ja nicht gleich die ewige sein.

      Ist unser Gen für Genuss defekt ? Können wir nicht mehr loslassen ? Zerfrisst uns der Ehrgeiz ? Haben wir den Müßiggang verlernt ? Sind wir gefangen im Alltagsstress ? Werden wir überfordert in der Beziehung, im beruflichen Alltag ? Wollen wir immer mehr besitzen als der Nachbar ? Wo bleiben der kurze Rausch, das Vergessen, die Meditation und Besinnung, die Hingabe ?

      Alles scheint reglementiert und vorgeschrieben, eingepresst in ein zu eng geschnürtes Korsett, das uns den Atem raubt. Eine Unzahl von (scheinbar) wissenschaftlich orientierten Gurus gibt Ratschläge über die Art und Menge der Ernährung. Sie locken uns in Fastenkliniken und in den Wald („Waldness“ ist das moderne Wellness), bedenken aber nicht, dass wir dort nicht leben, sondern Gesundheit nur für eine begrenzte Zeit imitieren. Wir brauchen etwas Anwendbares für unseren Alltag, etwas, was uns hilft, zu leben. Eine verrückte Diät nach der anderen gehört nicht dazu.

      Low Carb (wenig Kohlenhydrate), Low Fat (wenig Fett), Paläo (viel Fleisch) oder mediterran ? Veganer (nur Nahrungsmittel ohne tierischen Ursprung), Flexitarier (Teilzeitvegetarier), Pescetarier (kein Fleisch aber Fisch), Frutarier (nur Obst, das vom Baum gefallen ist oder pflanzliche Produkte ohne Schädigung der Pflanze selbst wie z. B. Tomaten, Erbsen, Bohnen usw.) konkurrieren um das richtige Ernährungsmodell. Die Liste ließe sich beliebig fortsetzen. Das ist doch mehr als verrückt ! Wer hat die beste Formel gefunden ? Blicken wir überhaupt noch durch ? Wer isst wann, wieviel, wie und was ?

      Gläubig hängen wir an den Lippen der Heilsverkünder und erwarten unser ständiges Glück, Gesundheit und Lebensfreude und vor allem – ein hohes Lebensalter. Koch- und Gesundheitssendungen haben Hochkultur. Naturheilkunde ist wieder in. Sie kann viel, aber bei weitem nicht alles. Fastenkuren bei Chemotherapie, Brust- und Leberwickel oder Ganzkörpergüsse sollen besser sein als manche Medikamente oder nur unterstützend wirken ? Meditation im Überfluss, Laufen rückwärts wie ein Zappelphilipp – viele gut gemeinte Ratschläge – manchmal hilfreich, aber wenig praktikabel und nicht selten fragwürdig.

      Was machen die Alten richtig und können wir von den Philosophen lernen ?

      Lebensmittel sind Mittel zum Leben und keine Folterwerkzeuge, um sich zu kasteien.

      Der Begriff Diät (griechisch: „diaita“) steht immer noch in Zusammenhang mit Verzicht, Einschränkung und Entbehrung. Ursprünglich verstand man darunter eine spezielle „Lebensführung und Lebensweise“.

      Wir sollten unterscheiden zwischen einer Diät als Vorbeugung für Krankheiten und einer Diät für Kranke. Auf letzteres wird nicht eingegangen. Es ist klar, dass der Zuckerkranke sparsam umgehen muss mit dem Verzehr von Kohlenhydraten. Auch der Gichtkranke sollte möglichst Innereien und Alkohol meiden und ebenso der Herz- und Gefäßkranke nicht Unmengen Salz oder fette Speisen vertilgen. Nein, es geht darum besser zu leben. Dies ist der eigentliche Sinn der Diät für (noch) Gesunde. Wie kann ich mein Wohlbefinden steigern und wie kann die Ernährung dazu beitragen ?

      Schon Hippokrates wusste um die Bedeutung, ein gesundes Leben zu führen und die Kräfte des Körpers durch eine bekömmliche Ernährungsweise zu erhalten: „Eure Nahrungsmittel sollen eure Heilmittel, und eure Heilmittel sollen eure Nahrungsmittel sein.“ Dieser Ausspruch hat heute noch Gültigkeit.

      Einer der ersten Ratgeber, für die richtige Art sich zu ernähren, stammt von Luigi Cornaro (italienischer Humanist, Agrarökonom und Schriftsteller; 1467–1566) aus dem 16. Jahrhundert.

      Immerhin wurde der agile hochbetagte Italiener damals schon über 90 Jahre alt. Mit anderen Worten: Stopf nicht so viel in Dich rein und halte Maß ! Die Kalorienrestriktion ist eine Methode, wie man sich ein längeres Leben „erhungern“ kann. Enthaltung erhöht das Alter. Damit kam der Italiener dem Geheimnis der Hundertjährigen auf Okinawa schon sehr nahe: „Hara hatchi bu“, fülle Deinen Magen nur zu drei Viertel.

      Wir wollen aber gesund und zugleich genussvoll leben und uns dementsprechend ernähren.

      Die Diät von gestern oder heute ist morgen schon überholt. Es gibt schon fast eine Pflicht zur gesunden Ernährung. Essen und Nichtessen ist zum Dauerthema geworden. Wir sollten uns hüten vor dem Zwang zur gesunden Ernährung (Orthorexie; griechisch, orthos „richtig“, orexis „Begierde“).

      Der Wunsch, bei der Ernährung alles richtig zu machen, führt bei manchen Menschen zur Magersucht. Vertrauen wir mehr auf unsere Sinne und hören wir auf unser Bauchgefühl. Der Besseresser muss sich fragen, ob er die Weisheit mit dem Löffel gegessen hat. Belehrung, der erhobene Zeigefinger und der Zwang zur Kontrolle haben mit dem Essen nichts zu tun. Wer immer Chiasamen, Goji-Beeren, Soja, Algen und Gerstengras und allerlei Nahrungsergänzungsmittel zu sich nimmt, möchte neueste Studien gar nicht wissen. Die eigene Ernährung ist für viele eines der letzten Gebiete, welches sie noch selbst beeinflussen können. Das „Vorgaukeln“ gesunder Ernährung wird zum Triebwerk des eigenen Selbstbewusstseins stilisiert. Krisen werden benützt als Modell zum Abnehmen.

      Durch Fasten wird nicht nur der Körper, sondern auch Geist und Seele gereinigt. Die erste Müdigkeit wird bald abgelöst durch ein Hochgefühl, Ruhe und Achtsamkeit. Alte Lasten werden abgeworfen und der Blick schärft sich für das Wesentliche. Die Vorteile der Enthaltsamkeit sind tief in den Weltreligionen verwurzelt.

      Im Exodus 34:28 heißt es wie Moses in der Steinwüste des Berges Sinai die 10 Gebote verfasste:

      „Moses blieb dort beim Herrn