Arna Aley
Die letzte Soiree
FELIX BLOCH ERBEN
Verlag für Bühne, Film und Funk
Inhaltsverzeichnis
Getreidekontor. Long, long ago.
Galerieeröffnung. Alleestraße 7, Düsseldorf. 1913.
Bettis Wohnung. Ein Fest für Betti.
Nachspiel. Am Kap der Arrivierten
Personenverzeichnis
Fred, ein KunsthändlerBetti, 60 Jahre, seine Ehefrau Betti, seine Ehefrau (jung) Erste Sentimentale, eine Schauspielerin Hella (Airport Boy), Bettis Nichte
Fräulein Brigitte Böff, Empfangsdame im Kontor, später Tiller-Girl in Berlin Nils, ein Maler, Freds Liebhaber Hartwig, Freds persönlicher Assistent
Fotojournalist, ein Fotojournalist Journalist, ein Journalist Ausstellungsbesucher, ein Ausstellungsbesucher
Offizier, ein Offizier
Pascin, ein Maler in Paris Madame W., eine Kneipenwirtin in Paris Kiki, Kiki de Montparnasse König Ubu, ein Kriegsbeschädigter Kriegsblinder, ein Kriegsblinder Garçon, ein Garçon
George, ein Maler Max, ein Boxer Sanitäter / SA-Leute
Am Kap der Arrivierten
ERSTE SENTIMENTALE
Du lügst, Fred! Du willst mich bloß loswerden!
FRED
Wir sind auf ewig miteinander verbunden! Wir sind tot! Alle.
ERSTE SENTIMENTALE
Das verstehe ich nicht!
FRED
Dass wir alle tot sind? Das verstehe ich auch nicht.
ERSTE SENTIMENTALE
Nein! Warum du mir damals erzählt hast, dass du als Fünfjähriger von Zigeunern verschleppt worden bist!
(Fred lächelt.)
Angeblich hätte dich ein reicher Spaniole freigekauft und in den Getreidehandel eingeführt. Warum hast du mir das alles erzählt? Fred!
(Fred zuckt mit den Schultern.)
Dass du angeblich ein Großneffe von Heinrich Heine bist und deine Mutter die Schwester der Fürstin von Monaco wäre, das kann ich verstehen, das ergibt noch Sinn. Du wolltest einfach angeben. Genauso wie mit deinen Millionen. Angeblich hättest du damals ebenso viele Millionen besessen wie du Jahre alt warst.
FRED
Wie alt war ich da?
ERSTE SENTIMENTALE
Sechsundzwanzig.
FRED
Oh! So viele Millionen habe ich nie im Leben besessen.
ERSTE SENTIMENTALE
Das ist egal. Ich kann es nachvollziehen, dass man damit angibt. Aber von Zigeunern verschleppt, die dir angeblich das Seiltanzen beigebracht haben!
FRED
Seiltanzen kann ich immer noch. Das habe ich nicht verlernt.
ERSTE SENTIMENTALE
Fred!
FRED
Willst du es sehen?
ERSTE SENTIMENTALE
Ich meine es ernst. Es beschäftigt mich.
FRED
Sogar nach dem Tod?
ERSTE SENTIMENTALE
Du bist noch nicht so lange hier, du kennst das nicht. Man plagt sich hier mit jeder Kleinigkeit aus seinem Leben herum. Man hat ja ewig Zeit. Fred, bitte! Du musst es mir sagen.
FRED
Ich sage es dir, wenn ich zurück bin. Ich muss jetzt los.
ERSTE SENTIMENTALE
Fred, bitte!
FRED
Okay. Ich habe den Moses-Komplex. Reicht dir das als Erklärung?
ERSTE SENTIMENTALE
Was ist der Moses-Komplex?
FRED
Ich muss los.
Berlin, 1941
Ein Airport Boy in einer Chauffeursuniform kommt auf Fred zu.
AIRPORT BOY
Sir.
FRED
Sir?
AIRPORT BOY
Folgen Sie mir unauffällig, Sir.
FRED
Wo bin ich gelandet?
AIRPORT BOY
In Berlin, Sir.
FRED
Und warum Sir?
AIRPORT BOY
Sie sind aus London gelandet, Sir.
FRED
(schaut nach oben) Siehst du! Der junge Mann glaubt, ich sei ein Engländer! Ich bin das, was die Leute in mir sehen. Ich lüge nie. „The Man About Town“. „Alfred l’International“. Du kannst mich auch König David nennen!
ERSTE SENTIMENTALE
Wann kommst du zurück, Fred?
FRED
Ich bin gerade erst angekommen. (zum Airport Boy) Was haben Sie mit mir vor?
AIRPORT BOY
Ich geleite Sie zum Wagen, Sir.
FRED
Betti, du Schlawinerin! Ich durchschaue deine Absicht! Genau mein Typ! (zum Airport Boy) Ist das eine Einladung zu einem Narrenball?
AIRPORT BOY
Wie meinen Sie das, Sir?
FRED
Sie weiß ganz genau, wie sie mich anpackt! Betti, Betti, Betti!
AIRPORT