djhad. Volker Schmidt. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Volker Schmidt
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Документальная литература
Год издания: 0
isbn: 9783961193202
Скачать книгу
bosnierin oder so dings.

      MUSAwas?

      HELENAweiß nicht. hat wer gras eigentlich oder worum geht’s hier jetzt?

      LAURENZich bau uns einen.

      MUSAich glaub, in so einer situation –

      HELENAja?

      MUSAich glaub, da man muss einfach selbst entscheiden, wo man hingehört.

      HELENAwas weiß ich. mach mal musik.

       Laurenz macht musik. pause. Helena blickt Musa an. ein funkeln in den augen.

      HELENAmit nem bosnier hat ich noch nie was.

      LAURENZpff. soll ich gehen?

      MUSAbleib doch. alles entspannt.

      HELENAmach doch was du willst.

      MUSAweißt du, mein vater. der hat sich hier den arsch abgearbeitet. wir sind während des krieges hierher. und er hat gleich arbeit bekommen. und alle waren froh, dass hier das leben weitergeht. und dass wir eines tages zurückkehren werden, wenn der krieg vorbei ist. und dann war der krieg vorbei und natürlich hat keiner mehr von rückkehr gesprochen. weißt du wieso? weil es gar nicht möglich gewesen wäre. weil wir schon ganz anders waren, und da unten auch alles anders war. der hat seine halbe familie verloren, aber trotzdem nie darüber gesprochen. er hat versucht, so zu tun, als wäre alles in ordnung, dabei war seine seele krank. mit meiner mutter redet er schon lange nicht mehr. er betet nicht. fastet nicht. er geht nicht in die moschee, was bleibt dann übrig? nur wenn meine nichten da sind, lacht er. aber was hat das mit mir zu tun? nichts. ich geh jetzt meinen eigenen weg.

      HELENA(reicht Musa den joint) willst du?

      MUSAne. lass mal.

      LAURENZder ist jetzt total auf glaube. rennt jeden tag in die moschee. kifft nicht, trinkt kein bier mehr. total langweilig.

      MUSAgar nicht jeden tag.

      HELENAwie oft betest du?

      MUSAfünf mal.

      HELENAin der woche?

      LAURENZam tag!

      MUSAsollte ich. aber manchmal verpenn ichs.

      HELENAfünf mal. krass. warum machst du das?

      LAURENZweil er jetzt plötzlich lauter vorschriften braucht.

      MUSAdarum geht’s nicht.

      HELENAworum geht’s?

       pause.

      MUSAweißt du, ich hab immer versucht, irgendwie dazuzugehören. aber wir interessieren die gar nicht. die wissen überhaupt nichts mit uns anzufangen. weißt du, was ihr ganzer plan ist? jobcenter. geh ins jobcenter und such dir einen job. das ist das einzige, was ihnen zu uns einfällt. darauf hab ich keinen bock.

      LAURENZzu arbeiten ist ja auch nicht verkehrt.

      MUSAzu arbeiten. klar. aber wofür? um geld zu verdienen. und das war’s. mein vater hat jahrelang geld verdient. aber deshalb ging’s ihm nie besser. er schläft schlecht und furzt rum. das war’s. er kriegt von niemandem respekt, weißt du.

       (pause)

      warum hast du mit dem gymnasium aufgehört?

      HELENAaus dem selben grund.

      MUSAja?

      HELENAdas braucht doch keiner.

      LAURENZnaja, brauchst du halt, um später einen job zu kriegen.

      HELENAjob job papagei. und dann?

      LAURENZman hat doch auch freizeit.

      HELENAich scheiß auf freizeit.

      MUSAim prinzip geht’s ja nur noch darum, dass jeder den anderen aussticht. jeder gegen jeden. das reden sie dir die ganze zeit ein. aber das macht alle kaputt. man muss an eine gemeinsame sache glauben, so einfach ist das.

      HELENAund welche sache ist das?

      MUSAgott.

       HELENA (lacht)

      MUSAlach halt. weißt du, ich brauch den ganzen scheiß nicht mehr. kein gekiffe, kein alkohol. wir respektieren uns. jeder kümmert sich um den anderen. du bist nie allein.

      HELENAdu meinst in der moschee?

      MUSAja. da gibt’s keinen wettbewerb und keinen oberflächlichen small talk. da geht’s um dich und das richtige leben.

      HELENAdas richtige leben?

      LAURENZich finde, man muss halt was aus sich machen. auf gott warten ergibt für mich keinen sinn. ohne job abhängen und beten kann auch keine lösung sein.

      MUSAich werde einen job finden, aber einen, der sinn macht. ich will nicht teil des systems sein. ich finde das konsequent.

      HELENAtotal konsequent!

      LAURENZihr spinnt doch.

      HELENAman darf sich nicht anpassen.

      MUSAsobald man mitspielt, ist man verloren.

      LAURENZdas ist paranoia.

      HELENAkönnen frauen eigentlich auch in die moschee?

      MUSAnatürlich. aber du musst dir schon was anderes anziehen.

      HELENAso kopftuch oder was?

      MUSAschon.

      HELENAvergiss es. ich lass mir nichts vorschreiben.

      MUSAmuss ja auch deine eigene entscheidung sein.

      HELENAist doch voll die unterdrückung.

      MUSAdas reden sie euch ein. weil sie euch sagen, frauen müssen wie männer sein. in wirklichkeit ist die frau der schatz des mannes, die perle, die es zu beschützen gilt. sein leben lang.

      LAURENZsag, wolltest du nicht gehen.

      HELENAsei doch nicht so’n asi. wir haben’s doch chillig gerade.

       pause.

      LAURENZwillst du noch mal. (reicht ihr den joint)

      HELENA(zu MUSA) die perle, ja?

      MUSAmhm.

      HELENAein leben lang?

      MUSAklar mann, ehe ist wichtig im islam. man schließt sie vor gott.

       pause.

      LAURENZich geh mal.

      MUSAbis die tage, Laurenzo.

      LAURENZbis die tage. (zu Helena) war schön dich näher kennen zu lernen.

      MUSAja, tschü-hüss!

       Laurenz geht.

      HELENAtrotz kiffen irgendwie unentspannt. der typ.

      MUSAer ist in ordnung. will