Dr. Norden Bestseller 340 – Arztroman. Patricia Vandenberg. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Patricia Vandenberg
Издательство: Bookwire
Серия: Dr. Norden Bestseller
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740964191
Скачать книгу
zu haben brauche.«

      Es war ein Brief, dessen Inhalt beide erschüttern sollte, obgleich sie erst überlegen mußten, um wen es sich bei der Schreiberin handelte. Geraldine Bollmann?

      Daniel schaute Fee fragend an.

      »Jerry?« sagte sie nachdenklich, »Jerry Kayser? Sie muß es sein. Großer Gott.«

      Lieber Daniel, endlich habe ich den Mut, Dir zu schreiben. Du wirst Dich wahrscheinlich kaum noch an mich erinnern, und da ich keinerlei Verbindung zur Heimat hatte, weiß ich nicht, wie Deine Ehe verlaufen ist. Deine Adresse habe ich aus dem Telefonbuch, denn seit zwei Wochen bin ich in Wiesbaden und nach langen ereignisreichen Jahren zurück aus Kanada. Vielleicht erinnerst Du Dich doch noch, daß ich Heiner Bollmann ziemlich überstürzt geheiratet habe, weil er mich mitnehmen wollte nach Kanada.

      Bis dahin hatte Fee ihrem Mann vorgelesen, dann blickte sie auf.

      »Erinnerst du dich jetzt, Daniel?« fragte sie. »Jerry Kayser, die Lottomillionärin. Jedenfalls eine gute Partie.«

      »Jetzt werde ich aber auch neugierig, was sie eigentlich von mir will. Lies weiter, Schatz.«

      Ich ging mit, weil ich schwanger war, und er nahm mich mit, weil ich plötzlich Geld hatte, aber das ist mir erst später klar geworden. Fee hat mal zu mir gesagt, daß ich zu naiv sei. Sie hat gewußt, daß ich in Dich verliebt war.

      Fee hielt wieder inne. »Kann mich nicht erinnern«, murmelte sie, »wußtest du es, Daniel?«

      Er lächelte flüchtig. »Bevor ich dein endgültiges Jawort bekam, hatte ich mich mancher Versuchung zu erwehren«, erklärte er anzüglich, »aber ich war ja nur auf dich fixiert, und so scheine ich besagte Jerry auch nur vage zur Kenntnis genommen zu haben. Was will sie denn eigentlich?«

      Fee hatte die nächsten Zeilen schon überflogen und ihr Gesicht war sehr ernst geworden.

      »Sie braucht Hilfe, Schatz, das ist ein Notschrei.«

      Meine Ehe wurde die Hölle. Mein einziger Trost war mein Kind. Daniela ist jetzt zwölf Jahre alt. Ich bekam noch einen Sohn, er wäre jetzt acht Jahre, aber er starb durch Heiners Verschulden. Seit dieser tragischen Begebenheit, die jetzt sechs Jahre zurückliegt, wurde es immer schlimmer mit Heiner. Er schlug mich, quälte mich, so daß ich mich nicht mehr unter Menschen wagte. Bei andern war er so beliebt, daß ihm auch geglaubt wurde, ich sei nicht ganz zurechnungsfähig. Mich von ihm zu trennen war unmöglich, dann wäre meine Tochter ihm ganz ausgeliefert gewesen. Geschäftlich war er erfolgreich, mit meinem Geld, aber ich habe nichts davon. Nun aber bekam ich die Nachricht, daß mein Vater, der zum zweiten Mal verheiratet und wieder geschieden war, mich als Alleinerbin eingesetzt hat. Er ist vor acht Wochen gestorben, und ich durfte deshalb nach Deutschland fliegen. Als Faustpfand behielt er Daniela zurück. Er ist auch überzeugt, daß ich zurückkommen werde, um sie nicht zu verlieren, und er wird auch das Erbe meines Vaters an sich reißen.

      Ich habe niemanden, den ich um Rat fragen kann, der mich von früher kennt und mir Glauben schenken würde. Geblieben bist nur Du, und ich weiß, daß Du ein kluger und grundanständiger Mann bist und dazu auch Arzt. Du würdest mir sehr helfen, wenn ich Dich aufsuchen dürfte, damit Du Dich überzeugen kannst, daß ich keine Lügenmärchen schreibe. Und vielleicht kannst Du mir einen Anwalt vermitteln, der mir weiterhelfen kann. Ich weiß nicht, was ich tun soll. Ich bin verzweifelt, obgleich ich nun wieder über ein Vermögen verfügen kann. Ich möchte meine Tochter nicht verlieren, ich möchte sie auch nicht diesem grausamen Vater überlassen, sonst hätte ich meinem Leben längst ein Ende bereitet. Bitte, hilf mir, Daniel. Ich bin in Wiesbaden unter der angegebenen Telefonnummer zu erreichen.

      Fee ließ den Brief sinken. Daniel starrte vor sich hin. »Um eine alte Bekanntschaft auffrischen zu wollen, wäre da wohl doch zu dick aufgetragen«, sagte er sinnend.

      »Sie braucht Hilfe«, sagte Fee. »Ruf sie an.«

      »Jetzt gleich? Es ist schon spät.«

      »Vielleicht wartet sie schon den ganzen Tag.«

      »Ich kann mich nicht mal erinnern, wie sie ausgesehen hat«, brummte er, aber er ging zum Telefon.

      Bedächtig wählte er die Nummer, und Fee ließ ihn nicht aus den Augen.

      »Ja, hier spricht Daniel Norden. Frau Bollmann, früher Jerry Kayser? Fee hat sich erinnert, wir haben gerade deinen Brief gelesen. Das beste wird sein, du kommst her, dann können wir alles in Ruhe besprechen.«

      Er redete noch tröstend auf sie ein, und dann setzte er sich mit ernster Miene wieder zu Fee.

      »Sie ist fertig mit den Nerven, sie hat nur geschluchzt. Aber sie wird kommen.«

      Fee verschlang die Hände ineinander. »Wie war ich eigentlich vor zwölf Jahren, Daniel?« fragte sie leise.

      »Bezaubernd, umwerfend, und du bist es geblieben, du bist nur noch schöner, klüger und reifer geworden.«

      »Ich bin eine glückliche Frau«, sagte sie träumerisch. »Ich habe dich ja auch nicht Hals über Kopf geheiratet.«

      »Du hast mich ganz schön zappeln lassen«, stellte er fest. Dann legte er den Arm um sie. »Aber diese frühere Jerry Kayser ist heute eine ganz arme Haut, auch wenn sie wieder mal zu Geld gekommen ist.«

      »Was muß das für ein Mann sein, der ihr das Geld und auch das Kind wegnimmt und sie dafür verprügelt«, sagte Fee nach einem kurzen Schweigen nachdenklich.

      »Wahrscheinlich in gewisser Weise krankhaft veranlagt, sofern er nicht Alkoholiker ist.«

      »Dann haben wir also wieder mal zwei Probleme.«

      »Wieso zwei?« fragte Daniel.

      »Zwei ganz grundverschiedene Frauen mit sehr unterschiedlichen Problemen«, erwiderte Fee. »Pamela Borg und Jerry Kayser.«

      Daniel tippte sich auf die Stirn. »Und da fällt mir ein, daß Na­dine Castello erwähnte, sie hätte in Kanada eine Deutsche kennengelernt, die über mich gesprochen hätte, als München erwähnt wurde.«

      Fee küßte ihn auf die Wange. »Manchmal hast du doch ein ganz gutes Gedächtnis«, meinte sie.

      »Aber ich kann mich nicht erinnern, daß da der Name Bollmann oder Kayser erwähnt wurde.«

      »Du mußt eben zu viele Namen im Kopf haben, mein Schatz.«

      *

      In Rom herrschte drückende Gewitterschwüle, und irgendwie war Pamela auch in solcher Stimmung.

      Nach der Landung hatte sie es abgelehnt, mit Kai Wallner im gleichen Taxi zum Hotel zu fahren, und er hatte sich auch ihrem Argument gebeugt, als sie ganz kühl erklärte, daß er wohl auch interessiert sein dürfe, nicht mit ihr in einen engen Zusammenhang gebracht zu werden, falls sie beide an der gleichen zwielichtigen Affäre interessiert sein sollten. Falls es irgendwelche Berührungspunkte gäbe, könne man sich ja unauffällig im Hotel verständigen.

      Sie wollte sich nicht in ihre Karten sehen lassen, obgleich sie schon einige Vorurteile gegen Kai abgebaut hatte, der einen so seriösen Eindruck auf sie machte, daß sie an ihrer Menschenkenntnis zweifeln würde, wenn er sich als Gegner erweisen sollte. Und Kai bewunderte mittlerweile schon ihre Vorsicht und Taktik.

      Noch vom Airport aus hatte Pamela einige Anrufe getätigt, und Kai hatte aus Distanz beobachtet, ob sie dann von jemandem verfolgt würde. Er konnte nichts feststellen und bemerkte nicht, weil er nur auf Pamela achtete, daß er dann verfolgt wurde.

      Im Hotel angekommen, verbrachte Pamela eine Stunde im Bad. Die Hitze machte ihr zu schaffen, was an sich ungewöhnlich war, denn sie war an schnellen Klimawechsel gewöhnt, und ihr Kreislauf hatte ihr noch nie Schwierigkeiten gemacht.

      So gelangte sie zu der Erkenntnis, daß ihr diese Geschichte, in die sie sich eingelassen hatte, weit mehr zu schaffen machte, als je eine zuvor.

      Es erfüllte sie auch mit Neugierde und Ungeduld, was Kai Wallner wirklich für eine Rolle spielte in diesem undurchsichtigen Geschehen.

      Etwas