Dr. Norden Bestseller 339 – Arztroman. Patricia Vandenberg. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Patricia Vandenberg
Издательство: Bookwire
Серия: Dr. Norden Bestseller
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740963408
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mich nicht um, wenn Sie das denken sollten.«

      »Das denke ich nicht, aber ich würde gern einmal Nachricht bekommen, wie es Ihnen geht. Und wenn Sie gar nicht weiterwissen sollten, dann erinnern Sie sich bitte an mich.«

      »Ich werde immer sehr gern an Sie denken«, erwiderte sie leise.

      Er fühlte sich momentan ziemlich hilflos, weil er nichts tun konnte, und in diesem Fall hatte Fee ihm auch keinen Rat geben können, als den, Maren zu verstehen zu geben, daß er zu jeder Hilfe bereit sei.

      So konnte er nur hoffen, daß sie Herbert Köster wenigstens andeuten würde, warum sie weggehen wollte von München.

      *

      Maren ging gedankenlos durch die Straßen. Sie wollte sich alles durch den Kopf gehen lassen und gleich heute noch mit Herbert Köster reden. Sie wollte es nicht vor sich her schieben, da sie wußte, daß es mit jedem Tag schwerer werden würde.

      Und als sie dann heimkam, schob sie es doch wieder auf, weil er ihr gleich mit dem Ausdruck größter Erleichterung erklärte, daß schon ab morgen eine Pflegerin ins Haus kommen würde.

      »Es wird dann leichter werden, auch für dich, Maren«, sagte er.

      Und der Klatsch wird noch mehr blühen, ging es ihr durch den Sinn. Aber nun wollte sie doch den nächsten Tag abwarten, ob die Pflegerin wirklich kommen würde und wie sie war.

      Leicht fiel es ja nicht, so entschlossen die Konsequenzen zu ziehen, und sie hatte auch Angst vor der Zukunft, obgleich sie schon wußte, wohin sie gehen würde.

      Die Pflegerin kam tatsächlich. Sie war so um die vierzig und recht nett und freundlich. Das beruhigte Maren, und sie konnte sich auch überzeugen, daß Ilse Köster mit ihr einverstanden war. Aber trotzdem wußte sie nicht, wie sie es Herbert Köster sagen sollte.

      Sie schob es noch auf bis zum Samstag. Es hatte sich mit der Pflegerin, die Bertl genannt werden wollte, schon alles eingespielt.

      »Warum ausgerechnet Bertl?« meinte Herbert zwar brummig, aber zu ihr wollte er lieber nichts sagen. Sie war recht energisch, aber sie beherrschte, was man von ihr erwartete. Und sie war so selbständig, daß man ihr schon bald gar nichts mehr zeigen und sagen mußte. Das war freilich eine Erleichterung für den geplagten Herbert, und Maren meinte nun auch für sich, daß er sie wohl gar nicht so sehr vermissen würde, denn eine Verkäuferin würde er jetzt sicher auch wieder finden, wenn diese nichts mit seiner kranken Ehefrau zu tun hatte.

      So faßte sich Maren ein Herz und sagte ihm ohne lange Vorrede, daß sie zum kommenden Ersten gehen würde.

      Herbert Köster blickte sie voller Entsetzen an. »Maren, warum denn?« fragte er mit einer Stimme, die ihm nicht gehorchen wollte.

      »Weil ich ein Kind bekomme«, erwiderte sie tonlos.

      »Nein, wieso denn das? Das kann ich nicht glauben«, stammelte er. »Ich kenne dich doch viel zu gut.«

      »Ich möchte mich dazu nicht weiter äußern. Ich habe es nicht gewollt, aber es ist geschehen, obwohl ich meinte, es wäre nur ein schrecklicher Traum gewesen. Mehr möchte ich nicht sagen, aber Sie waren immer so gut und anständig zu mir, daß ich nicht einfach ohne Erklärung gehen kann. Dr. Norden hat das auch gesagt.«

      »Er weiß Bescheid?«

      Sie nickte. »Er wird es für sich behalten, und ich will, daß hier keine Gerüchte fabriziert werden, die Ihnen schaden könnten.«

      »Du meinst, man könnte auf den Gedanken kommen, ich sei derjenige?« murmelte er bestürzt.

      »Natürlich wird man das denken«, sagte sie tonlos. »Sie wissen doch, wie die Leute sind. Denen ist es egal, wer leiden muß, wenn sie nur ihre Sensatiönchen haben.«

      Er fuhr sich über die Augen. »Mir gefällt das alles nicht, Maren«, sagte er heiser. »Willst du dich mir nicht anvertrauen?«

      »Nein, das will ich nicht.«

      »Willst du den Mann heiraten?«

      »Nein, dann wäre doch manches anders. Dann könnte ich ja auch bleiben«, flüsterte sie. »Bitte, fragen Sie mich nicht, es ist doch auch für mich schlimm genug.«

      »Aber dann könntest du mir doch wenigstens gestatten, daß ich für dich sorge.«

      »Damit alles noch schlimmer wird! Dann würde doch erst recht geklatscht.«

      »Das braucht doch niemand zu erfahren. Ich kann es nicht zulassen, daß du es allein durchstehen mußt. Sag mir doch, wer es war.«

      »Nein, ich sage es nicht«, erwiderte sie mit fester Stimme.

      »Willst du ihn schützen?«

      »Bitte, Herr Köster, ich möchte nie daran erinnert werden.«

      Er sah sie mit einem genauso traurigen Blick an, wie sie ihn anblickte.

      »Kind, hat er dir Gewalt angetan?« fragte er mit versagender Stimme.

      Sie wandte sich ab. »Ich bitte nur darum, daß Sie verstehen, daß ich gehen will, daß mich die Leute hier nicht anstarren, Fragen stellen und schließlich auch über Sie reden. Ich habe Sie und Ihre Frau sehr gern, und ich möchte nicht, daß mir auch die beste Zeit meines Lebens vergällt wird.«

      »Maren, ich will nicht, daß du Not leidest, daß du allein bist und verzweifelst. Ich habe dich sehr lieb gewonnen«, flüsterte er. »Ich habe gedacht, daß wir eines Tages in aller Ruhe an die Zukunft denken können. Bitte, verstehe mich richtig, ich hätte nie darüber gesprochen, solange Ilse lebt. Aber wenn du jetzt gehst, wie soll ich dich dann wiederfinden?«

      Tränen rannen über ihre Wangen, und sie preßte ihre Hände über ihrem Bauch zusammen. »Ich darf nicht glücklich sein«, sagte sie bebend, »es ist mein Schicksal von Geburt an. Ich werde aber immer in Dankbarkeit an die Zeit zurückdenken, die ich hier verbringen durfte.«

      Und dann lief sie hinauf zu ihrem Zimmer. Dort weinte sie sich aus. Sie wollte sich nicht mehr umschauen. Es war alles so behaglich, sie hatte sich so wohl gefühlt.

      Sie trat ans Fenster und blickte auf den Garten hinab. Ja, hier gab es noch Grün, Bäume und Blumen, es war keine Mietskaserne, und sicher konnte hier auch ein Kind gesund und fröhlich heranwachsen. Aber welches Leben würde ihr und ihrem Kind beschieden sein?

      Sie wollte es nicht töten lassen, es sollte leben, und deshalb hatte sie sich auch schon nach Adoptionseltern erkundigt. Sie hatte in einer Illustrierten gelesen, daß es da eine private Vermittlung gab, so daß das Kind gar nicht erst in ein Heim kommen mußte.

      Wir helfen werdenden Müttern, hatte die Annonce gelautet. Sprechen Sie persönlich mit uns. Sie hatte sich diese Annonce ausgeschnitten, und dorthin wollte sie auch fahren.

      Sie hatte angerufen, und man hatte ihr sehr freundlich Auskunft gegeben. Aber jetzt dachte sie an Herbert Kösters traurige Augen. Niemals hätte sie zugegeben, daß sie diesem Mann ihr ganzes Herz geschenkt hatte, und sie konnte ihm auch nicht sagen, auf welch gemeine Art sie vergewaltigt worden war. Nein, das brachte sie nicht fertig. Sie wußte, daß es ihm unsagbar weh tun würde. Er war so feinfühlig, so voller Herzenswärme. Sie hatte so unendliches Vertrauen zu ihm, aber über die schlimmste Stunde ihres Lebens hätte sie auch zu ihm nicht sprechen mögen. Lange hatte sie sich eingeredet, daß es wirklich nur ein Alptraum gewesen sei, bis sie dann spürte, daß in ihrem Körper etwas vor sich ging, was harte Wirklichkeit war.

      Ja, sie hätte diese entsetzliche Stunde aus ihrem Gedächtnis verdrängen können, wenn sie nicht schwanger geworden wäre, aber nun würde sie ewig daran erinnert werden, und es würde eine Kettenreaktion geben, weil sie das Kind weggeben würde.

      Sie hatte sich nie nach einer Ehe, nach einem Kind gesehnt, weil sie wußte, unter welchen Umständen sie zur Welt gekommen war. Sie hatte immer wieder darüber nachgedacht, wie schrecklich es für ein Kind sein mußte, ohne Mutter, gar ohne Eltern aufzuwachsen. Immer wieder hatte sie daran gedacht, wie sie aufgewachsen war, wie freudlos ihre Kindheit und Jugend gewesen war.

      Ihr