Akte Null. Джек Марс. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Джек Марс
Издательство: Lukeman Literary Management Ltd
Серия:
Жанр произведения: Шпионские детективы
Год издания: 0
isbn: 9781094312903
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Metern Entfernung, dreht östlich ab. Sieht nicht so aus, als sei er an uns interessiert, Sir.”

      Warren nickte, doch falls er so froh darüber war wie Thomas, so zeigte er es nicht. Der Leutnant konnte erraten, warum. Die Einsatzregeln hatten sich geändert, und das sogar sehr plötzlich. Wie lange könnte es dauern, bis sie sich erneut in einer Situation wie dieser befanden?

      Leutnant Davis blickte plötzlich scharf auf. „Die funken uns an, Sir.”

      Kapitän Warren schloss seine Augen und seufzte. „In Ordnung. Gib dies weiter, und schnell bitte.” Davis war nicht nur der Kommunikationsoffizier, sondern sprach auch fließend arabisch und farsi. Er übersetzte die Mitteilung des Kapitäns, während Warren sprach, hörte gleichzeitig zu, während er redete. „Dies ist Kapitän James Warren der USS Constitution. Die Einsatzregeln der US Navy haben sich geändert. Ihre Vorgesetzten sollten zu diesem Zeitpunkt schon darüber informiert sein, doch falls dem nicht so ist: es ist uns komplett durch die amerikanische Regierung genehmigt, tödliche Gewalt anzuwenden, sollte jegliches Schiff -”

      „Rakete abgeschossen!” rief Gilbert in Thomas’ Ohr.

      „Rakete abgeschossen!” wiederholte Thomas. Bevor er noch wusste, was er da tat, hatte er schon den Kopfhörer heruntergerissen und rannte auf das Fenster zu. In der Ferne sah er den Kreuzer der iranischen Revolutionsgarde und den hellroten Streifen, der in einem hohen Bogen in den Himmel flog und eine Rauchwolke hinterließ.

      Während er herausblickte, wurde eine zweite Rakete von dem iranischen Schiff abgefeuert. Sie wurden in einer Bahn parallel zur Constitution abgefeuert, weit genug entfernt, sodass sie dem Zerstörer kaum Probleme bereiteten.

      Thomas drehte sich zum Kapitän um. Warrens Gesicht war bleicher geworden. „Sir -”

      „Gehen Sie zurück auf Ihren Posten, Leutnant Cohen.” Warrens Stimme klang angestrengt.

      Ein Knoten von Grauen bildete sich in Thomas’ Magen. „Aber Sir, wir können doch nicht ernsthaft -”

      „Kehren Sie auf Ihren Posten zurück, Leutnant”, wiederholte der Kapitän mit angespanntem Kiefer. Thomas gehorchte, er setzte sich wieder, doch hörte nicht auf, Warren anzustarren.

      „Das kommt nicht vom Admiral”, sagte er, als ob er versuchte, ihnen zu erklären, was geschehen müsste. „Nicht mal vom Chef der Marineoperationen. Das kommt vom Verteidigungssekretär. Versteht ihr das? Es ist eine direkte Anordnung im Interesse der nationalen Sicherheit.”

      Ohne ein weiteres Wort, hob Warren ein rotes Telefon, das an der Wand angebracht war, ab. „Dies ist Kapitän Warren. Feuert die Torpedos.” Für einen Moment herrschte Stille und dann wiederholte der Kapitän nachdrücklich: „Positiv. Feuert die Torpedos.” Er legte auf, doch seine Hand blieb noch auf dem Telefon liegen. „Möge Gott uns helfen”, murmelte er.

      Thomas Cohen hielt den Atem an. Er zählte die Sekunden. Er kam bis zwölf, bevor er Gilberts Stimme hörte, leise und hauchend und fast ehrfurchtsvoll durch das Funkgerät.

      „Oh Gott.”

      Thomas stand auf, er verließ nicht seinen Posten, doch hatte teilweise Sicht durch das Fenster. Durch das dicke, gepanzerte Glas der Brücke, das dazu entworfen wurde, schweres Feuergefecht zu durchstehen, hörten sie keine Explosion. Sie fühlten keine Schockwelle, die von dem weiten Persischen Golf absorbiert wurde. Doch er sah es. Er sah den orangefarbenen Feuerball, der in dem Himmel aufstieg, als das Schiff der Iranischen Revolutionsgarde, wie er vorhergesehen hatte, binnen Sekunden von einer Welle von Torpedos von dem US Zerstörer vernichtet wurde.

      Das grüne, leuchtende Pünktchen verschwand von seinem Bildschirm. „Ziel zerstört”, bestätigte er leise. Er hatte keine Ahnung, wie viele Menschen er gerade getötet hatte. Zwanzig. Vielleicht fünfzig. Vielleicht auch hundert.

      Davis stand ebenfalls auf und schaute aus dem Fenster, während das orangefarbene Feuer sich verflüchtigte, das Schiff in Stücke zerrissen wurde und schnell in den Tiefen des Persischen Golfes versank. Vielleicht war es nur der Winkel oder der Widerschein des Sonnenlichtes, doch er hätte schwören können, dass er sah, wie seine Augen sich mit Tränen füllten.

      „Cohen?” sagte er leise, seine Stimme war fast ein Flüstern. „Haben wir gerade den dritten Weltkrieg angefangen?”

      Nur fünf Minuten zuvor war Krieg das Letzte, was Leutnant Thomas Cohen im Sinn hatte. Doch jetzt hatte er jedes Recht, zu bezweifeln, dass er es in drei Wochen nach Hause nach Pensacola schaffte.

      KAPITEL DREI

      „Entschuldigen Sie bitte”, sagte Null, „glauben Sie, wir könnten ein wenig schneller fahren?” Er saß auf dem Rücksitz eines schwarzen Stadtwagens, während ihn der Chauffeur des Weißen Hauses nach Hause nach Alexandria fuhr, weniger als dreißig Minuten von Washington, DC entfernt. Sie fuhren die meiste Zeit in Stille, wofür Null dankbar war. So hatte er einige wertvolle Minuten zum Nachdenken. Er hatte keine Zeit, um die Flut von neuen Fähigkeiten und Geschichten zu ordnen, die sich gerade in seinem Kopf entschlüsselt hatten. Er musste sich auf die Aufgabe vor ihm konzentrieren.

      Denk nach, Null. Von wem weißt du, dass sie darin verwickelt sind? Der Verteidigungssekretär, der Vizepräsident, Kongressmitglieder, eine Handvoll Senatoren, Mitglieder der nationalen Geheimdienstagentur, der nationale Sicherheitsrat, sogar die CIA... Namen und Gesichter blitzten in seinem Gehirn auf wie eine mentale Rotationskartei. Null atmete tief ein, nachdem er spürte, wie ein angespanntes Kopfweh sich in seiner Stirn ausbreitete. Er hatte viele von ihnen beschattet, hatte sogar einige Beweise gefunden - die Dokumente, die er in dem Sicherheitsfach in Arlington verschlossen hatte - doch er fürchtete, dass das nicht ausreichte, um sicher zu beweisen, was da geschah.

      In seiner Tasche klingelte sein Handy. Er nahm nicht ab.

      Warum jetzt? Er brauchte nicht seine gerade erst wiedergefundenen Erinnerungen für diesen Teil. Es war ein Wahljahr. In etwas über sechs Monaten würde Pierson entweder für eine zweite Amtszeit gewählt oder von einem Demokraten geschlagen. Nichts könnte mehr Unterstützung bringen, als eine erfolgreiche Kampagne gegen einen feindlichen Gegner.

      Er war sich sicher, dass Pierson nicht dazugehörte. Null erinnerte sich sogar daran, dass Piersons während seines ersten Amtsjahres einen Gesetzesentwurf unterzeichnete, der die amerikanische militärische Präsenz in Irak und Iran verminderte. Er war gegen weiteren, grundlosen Krieg im Nahen Osten. Deshalb brauchten jene, die sich in den Schatten aufhielten, die Brüderschaft als Auslöser.

      Und während die USA ihre Anwesenheit verminderte, haben die Russen ihre vermehrt. Maria hatte erwähnt, dass die Ukrainer nervös waren, weil sie befürchteten, dass Russland vorhatte, ölproduzierende Posten im Schwarzen Meer zu ergreifen. Darum war sie auf eine verhaltene Zusammenarbeit mit ihnen eingegangen, die es beiden erlaubte, Informationen zu teilen. Die amerikanischen Verschwörer machten gemeinsame Sache mit den Russen. Die USA bekäme die Meeresenge und die Russen das Schwarze Meer. Die USA täten nichts, um Russland von ihrem Vorhaben abzuhalten, und Russland handelte ebenso, bot ihnen vielleicht sogar Unterstützung im Nahen Osten.

      Zwei der Weltmächte würden reicher, stärker und fast unaufhaltbar. So lange es Frieden zwischen ihnen gäbe, könnte sich ihnen keiner in den Weg stellen.

      Sein Telefon klingelte erneut. Der Anrufer wurde als unbekannt angezeigt. Er überlegte kurz, ob es Deputy Direktor Cartwright sein könnte. Nulls direkter Vorgesetzter in der Sonderabteilung der Agentur war spürbar abwesend bei dem Treffen mit Präsident Pierson im Oval Office. Vielleicht war es ein gesellschaftliches Engagement, das ihn abhielt, doch Null hatte Zweifel daran. Dennoch, der Anrufer (oder die Anrufer) hinterließen keine Nachricht auf dem Anrufbeantworter und Null hatte keine Lust, sich an die CIA zu wenden.

      Als sie sich an sein Zuhause in der Spruce Straße annäherten, tätigte er zwei Anrufe. Der erste war an die Georgetown Universität gerichtet. „Hier spricht Professor Reid Lawson. Leider habe ich mir irgendwas