Vermisst. Блейк Пирс. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Блейк Пирс
Издательство: Lukeman Literary Management Ltd
Серия:
Жанр произведения: Зарубежные детективы
Год издания: 0
isbn: 9781094305066
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Jenn. „Wieso hast du uns so hastig dort rausbefördert?“

      Als Riley nicht sofort antwortete, fragte Jenn: „Und wo fahren wir überhaupt hin?“

      „Etwas essen“, sagte Riley schulterzuckend. „Ich habe seit dem Frühstück nichts gegessen, ich hab Hunger. Du nicht?“

      „Ich finde wir sollten zurückfahren“, sagte Jenn. „Lori Tovar hat uns nicht alles gesagt, was sie weiß.“

      Riley lächelte düster.

      „Was meinst du, was sie uns nicht gesagt hat?“, fragte sie.

      „Ich weiß es nicht“, sagte Jenn. „Das ist was ich herausfinden möchte. Du etwa nicht? Manchmal können Zeugen wichtige Details verschweigen. Vielleicht weiß sie etwas von einer Verbindung zwischen ihrer Mutter und einem möglichen Verdächtigen –– etwas, was sie uns aus irgendeinem Grund nicht sagen wollte.“

      Riley entgegnete: „Oh, es gab da ganz gewiss etwas, was sie uns nicht sagen wollte. Aber es war nichts, was wir wissen müssten. Es hatte nichts mit dem Fall zu tun.“

      „Woher weißt du das?“, fragte Jenn.

      Riley unterdrückte einen Seufzer. Sie sagte sich, dass sie nicht genervt darüber sein sollte, dass Jenn nicht dieselben Signale bemerkt hatte, wie sie. Riley selbst hätte sie in Jenns Alter wahrscheinlich ebenfalls übersehen. Trotzdem musste Jenn lernen, die Leute besser zu einzuschätzen. Oft war sie überstürzt im Beschuldigen.

      Sie sagte: „Sag mal, Jenn –– wie war dein Eindruck von Lori Tovars Wohnung?“

      Jenn zuckte mit den Schultern. „Sie sah ziemlich teuer aus. Die Art Wohnung, in der ein erfolgreicher Wirtschaftsprüfer und seine Frau leben würden. Aber sehr schlicht. Kontemporär, so würde man es wohl nennen können.“

      „Würdest du sagen, dass Lori und ihr Mann dort besonders niedergelassen zu sein schienen?“

      Jenn überlegte einen Moment und sagte dann: „Jetzt wo du es sagst, wahrscheinlich nicht. Es schien fast so, als ob –– ich weiß nicht, als hätten sie vielleicht nicht besonders viel außer der Grundausstattung gekauft. Ich meine, ich glaube, dass sie die Wohnung nicht wirklich individuell gestaltet haben. So, als hätten sie erwartet, dass sie nicht besonders lange dort wohnen würden.“

      Riley sagte: „Und was meinst du, wieso könnte das so sein?“

      Als Jenn nicht antwortete, bohrte Riley nach: „Welche Pläne könnte ein solches Paar für die nahe Zukunft denn haben, deiner Meinung nach?“

      „Kinder kriegen“, sagte Jenn.

      Es folgte eine Pause, dann fügte Jenn hinzu: „Oh, ich glaube ich verstehe. Sie hatten nicht vor, Kinder zu bekommen, solange sie noch in dieser Wohnung lebten. Sie wollten irgendwo anders hinziehen, was besser für eine Familie passt. Lori hatte gehofft, dass sie das Haus ihrer Mutter bekommen würde. Und jetzt...“

      Riley nickte und sagte: „Und jetzt bekommt sie genau das, was sie sich gewünscht hatte.“

      Jenn japste entsetzt.

      „Mein Gott! Ich kann mir nicht vorstellen, wie schuldig sie sich fühlen muss!“

      „Zu schuldig, um jemals in dem Haus leben zu können, denke ich“, sagte Riley. „Sie und ihre Geschwister werden das Haus wahrscheinlich verkaufen müssen, zusammen mit all den wundervollen Kindheitserinnerungen. Und Lori und ihr Ehemann werden noch länger mit dem Kinderkriegen warten müssen, bis sie ein anderes Traumhaus gefunden haben. Das wird sehr schwer für sie sein.“

      „Kein Wunder, dass sie nicht darüber reden wollte“, sagte Jenn.

      „Eben“, sagte Riley. „Und es geht uns wirklich auch nichts an.“

      „Es tut mir leid“, sagte Jenn. „Ich bin wirklich blöd gewesen.“

      „Du musst einfach nur lernen, aufmerksamer zu Menschen zu sein“, sagte Riley. „Und das beinhaltet mehr als bloß Informationen aus ihnen herauszuquetschen. Es bedeutet, in der Lage zu sein, ihre Situation nachzufühlen. Es bedeutet, ihre Gefühle zu respektieren.“

      „Ich werde versuchen, daran zu denken“, sagte Jenn leise.

      Riley fühlte sich erbaut davon, dass Jenn nicht versuchte sich zu verteidigen. Es schien überhaupt so, als hätte ihre Partnerin ihre komische Laune von vorhin überwunden. Vielleicht, dachte Riley sich, würden sie doch ganz gut zusammenarbeiten.

      Riley fuhr ins Downtown Springett hinein und parkte auf der Hauptstraße. Sie und Jenn stiegen aus und liefen, bis sie ein nettes kleines Restaurant gefunden hatten. Sie gingen hinein, setzten sich in eine ziemlich leere Ecke und bestellten Sandwiches.

      Während sie auf ihr Essen warteten, fragte Jenn: „Wo stehen wir jetzt also?“

      „Ich wünschte, ich wüsste es“, sagte Riley.

      „Uns fehlen die Zeugen“, sagte Jenn. „Es wäre hilfreich, wenn jemand –– ein neugieriger Nachbar, vielleicht –– den Mörder gesehen hätte, als er zum Haus gekommen ist, oder zumindest sein Auto gesehen hätte. Wir brauchen irgendeine Beschreibung. Aber während du dich im Haus umgeschaut hast, habe ich die beiden Polizeichefs gefragt, ob sie die Nachbarn der Opfer vernommen hatten. Das haben sie, und niemand von denen hat irgendetwas gesehen. Es gab auch keine Sicherheitskameras an den passenden Stellen.“

      Riley wusste das bereits aus den Polizeiberichten, die sie gelesen hatte.

      Jenn fuhr fort: „Was wir wissen ist, dass in beiden Fällen nicht eingebrochen wurde. Was sagt uns das?“

      „Ich bin mir nicht sicher“, sagte Riley. „Lori Tovar zufolge hatte ihre Mutter vielleicht auch nur vergessen, die Tür abzuschließen. Der Mörder könnte sie überraschend überfallen haben, sobald er drin war.“

      Jenn sagte: „Am ersten Tatort war es anders. Justin Selves wurde direkt neben der Eingangstür überfallen und umgebracht. Vielleicht ist der Mörder zur Tür gekommen und hat geklingelt oder geklopft, Selves hat ihm die Tür aufgemacht und ihn direkt reingelassen.“

      „Dasselbe konnte Joan Cornell passiert sein“, stimmte Riley zu.

      Jenn sagte: „Ja, vielleicht hat sie sogar eine Weile mit dem Mörder geplaudert, bevor er sie umgebracht hat. Also hast du wohl Recht, dass die Opfer ihren Mörder bereits kannten und ihm vertraut haben.“

      „Vielleicht“, sagte Riley. „Aber es ist trotzdem möglich, dass es ein komplett Fremder war, wahrscheinlich bloß kein zufälliger Einbrecher. Vergiss nicht, viele Psychopathen sind überaus charmante Personen. Vielleicht haben die zwei Opfer ihm vertraut, sobald sie ihn zum ersten Mal an der Tür gesehen haben. Vielleicht erschien er ihnen wie ein ganz liebenswerter Mann, der vorgab eine Umfrage zu machen oder so. Also haben sie ihn einfach reingelassen.“

      Jenn sagte: „Naja, dieser Mörder geht sehr gewagt vor, soviel ist sicher. Einfach so am helllichten Tage in diese Häuser rein zu spazieren ist ziemlich dreist. Meinst du wir sollten uns den ersten Tatort auch mal ansehen?“

      „Ich glaube nicht, dass wir dort irgendetwas herausfinden werden“, sagte Riley. „Es ist ganze zwei Wochen her und zu der Zeit dachte die Polizei noch, dass es ein schief gelaufener Einbruch war. Dort wurde mittlerweile alles aufgeräumt.“

      „Du hast recht, dort wird es nichts mehr zu sehen geben“, sagte Jenn. „Nichts, was die Fotos nicht bereits abbilden.“

      Riley sagte: „Was wir aber wissen, ist das Selves‘ Sohn die Leiche entdeckte. Wir sollten auf jeden Fall mit ihm sprechen.“

      Riley öffnete die Polizeiberichte auf ihrem Computer und fand die Telefonnummer des Sohns. Dann rief sie ihn von ihrem Handy aus an und stellte den Anruf auf laut, so dass Jenn auch mithören