Lucy Lennox
Borrowing Blue
(Made Marian Band 1)
Aus dem Englischen von Elian Mayes
Impressum
© dead soft verlag, Mettingen 2020
© the author
Titel der Originalausgabe: Borrowing Blue (Made Marian 1)
Übersetzung: Elian Mayes
Cover: Irene Repp
http://www.daylinart.webnode.com
Bildrechte:
© Tony Marturano - shutterstock.com
1. Auflage
ISBN 978-3-96089-377-6
ISBN 978-3-96089-378-3 (epub)
Widmung
Mein erstes Buch ist meiner kleinen Schwester gewidmet, die mir erst folgte, mich dann überholte und dann die Führung übernahm, um mir den Weg zu zeigen. Sie inspiriert mich, erzieht mich, hält mich bei Laune und teilt lustige Katzenfotos mit mir. Danke, Bärchen. Für alles.
Inhalt:
Blue: Als mein Ex mit seinem neuen Ehemann am Arm in die Resort-Bar kommt, will ich nichts anderes, als ihm zu beweisen, dass ich über ihn hinweg bin. Glücklicherweise ist der sexy Fremde neben mir nur zu sehr bereit, im Namen der Rache ein paar Küsse mit mir zu tauschen. Es wird sogar noch besser, als diese versengenden Küsse in einer feurigen Nacht voller Leidenschaft münden. Das Problem? Es stellt sich heraus, dass der Bruder des Fremden im Laufe der Woche meine Schwester heiraten wird.
Tristan: Ich habe eine Regel: mich niemals mit den Gästen meines Weinguts einzulassen. Natürlich muss sich die einzige Ausnahme als der Bruder der Frau entpuppen, die mein Bruder heiraten wird. Nun stecken wir in einer Woche voller Hochzeitsaktivitäten fest und es gibt kein Entkommen vor der Hitze, die zwischen uns brennt. Also machen wir einen Deal: eine Woche. Eine Woche, in der wir uns mit dem Körper des anderen vergnügen, um ihn aus dem System zu kriegen. Sobald Braut und Bräutigam »Ja, ich will« sagen und wir eine Familie werden, wird alles zwischen uns vorbei sein. Oder?
Blue
Ich hatte mich nicht an die Bar gesetzt, um einem völlig Fremden meine erbärmliche Trennungsgeschichte zu erzählen, und ganz sicher hatte ich nicht erwartet, ebenjenen Fremden noch in der gleichen Nacht mit der Zunge zu ficken. Aber als mein Ex den Laden turtelnd mit einem verdammten Twink betrat, konnte ich nicht anders. Mit den drei Bier, die ich bereits intus hatte, fühlte ich mich irgendwie sentimental. Da saß Jeremy, hielt Händchen mit einem jungen Mann, der nur als Gap-Model bezeichnet werden konnte – er schien einer dieser exotischen Rothaarigen mit Sommersprossen zu sein, die darauf bestanden, in schwarz-weiß aufgenommen zu werden. Jeremy selbst war attraktiv wie immer und hatte für diesen Knirps, der praktisch auf seinem Schoß saß, dieses spezielle Funkeln in den Augen.
Ach, scheiß drauf. Wie auch immer.
Ich war gerade erst wegen der Hochzeit meiner Schwester am Alexander-Weingut angekommen. Eine Woche voller Aktivitäten, die perfekt dafür gemacht schienen, mein noch immer wundes Herz mit romantischem Scheiß zu quälen. Nachdem ich meine Schlüssel bekommen hatte, nahm ich den kürzesten Weg zur Bar. Es war kein Geheimnis gewesen, dass Jeremy hier sein würde, denn er war seit langem mit meiner Familie befreundet. Schon bevor wir begonnen hatten, uns zu treffen. Ich war nur nicht darauf vorbereitet gewesen, dass er jemanden mitbringen würde. Als er soeben reingekommen war, hatte er mich eiskalt erwischt.
Kurz nachdem ich mein erstes Bier leer getrunken hatte, setzte sich ein Mann neben mich und bestellte ein Glas Wein. Von meinem Selbstmitleid eingenommen, bemerkte ich ihn erst gar nicht. Erst, als er den Barkeeper beim Vornamen nannte, sah ich neugierig auf. Wer kannte hier draußen, irgendwo in der Mitte von Kalifornien, denn bitteschön einen Barkeeper, wo das Einzige in der Nähe das Weingut und die dazugehörige Hütte waren?
Der Mann war atemberaubend. Vermutlich in seinen frühen Dreißigern, so wie ich, vielleicht ein paar Jahre älter. Er hatte dunkles Haar und einen dunklen Bartschatten. Seine mandelförmigen Augen waren auffallend hell, völlig konträr zu seiner sonstigen dunklen Erscheinung. Die Kombination ließ ihn aussehen, als wäre er nicht von dieser Welt. Mein Herz machte einen Sprung, als er diese Augen mir zuwendete und eine Augenbraue hob.
Als er den Mund zum Sprechen öffnete, klang er rau. »Amüsierst du dich?«, fragte er.
Es war so merkwürdig, diese hellgrauen Strahler auf mir zu spüren, dass ich mich beinahe, nur für einen kurzen Moment, umdrehen wollte, um zu sehen, ob er mit jemandem hinter mir sprach.
»Nicht wirklich«, antwortete ich und überraschte ihn mit meiner rüden Ehrlichkeit.
Der Mann brach in Gelächter aus. Der rauchige Klang umhüllte mich, rupfte an all meinen wunden Stellen und ließ sie auf eine Art vibrieren, die ich nicht wirklich beschreiben konnte. Ich sah mein Bierglas an, als ob es irgendeine stimulierende Flüssigkeit enthielt statt des Alkohols, den ich bestellt hatte.
»Wenn du weiterhin so finster schaust, läuft dir gleich das Bier aus dem Mund. Willst du drüber reden?«, fragte der Fremde mit tiefer Stimme. Er sah ein bisschen aus wie Stuart Reardon, ein englisches Fitnessmodel, das ich von der Arbeit kannte.
Ich seufzte. »Ich hab nur grad meinen Ex gesehen, also bin ich hierhergekommen, um meine Trauer zu ertränken. Das typisch pathetische Ich-weine-in-mein-Bier-Szenario.«
»Ah, verstehe. Tut mir leid, Mann. Das ist scheiße.«
»Ja, na ja, ich bin eigentlich drüber weg, aber ich wünschte, wir müssten nicht unter demselben Dach sein.«
»Das ergibt Sinn. Ich bin seit ein paar Jahren geschieden, aber immer, wenn ich mit meiner Familie auf meine Ex-Frau treffe, fühlt es sich an, als lägen alle Augen auf mir. Selbst wenn man drüber weg ist, gibt’s noch immer so viele gemeinsame Erinnerungen, die einen in der Hand haben. Wie lange wart ihr zusammen?«
»Drei Jahre. Sind seit sechs Monaten auseinander. Ich denke, es wird schon werden, aber wer weiß das wirklich? Wir haben uns seit der Trennung nicht gesehen.« Ich zuckte mit den Schultern. »Der dumme, unreife Teil von mir wünscht sich, ich hätte jemanden mitgebracht, damit ich mich nicht so lahm fühle. Ich war ab und an aus, aber habe niemanden gefunden, den ich zu einer Familienfeier mitbringen würde.« Und nun bin ich umso deprimierter, weil der sexy Kerl an der Bar straight ist. War ja klar.
»Also willst du, dass er sich etwas windet? Dass er sieht, was er verpasst?«, fragte er.
»Ich will nur, dass er sieht, dass ich auch ohne ihn zurechtkomme. Dass ich nicht dahinwelke und in meine Suppe heule, weißt du? Meine Familie macht sich schon Sorgen, weil ich Single bin. Sie wollen, dass ich glücklich bin. Aber es ist ja nicht so, dass man sich einfach einen Lebenspartner backen kann, damit sie sich besser fühlen. Ich muss diese Woche irgendwie überstehen und dann werd ich erst mal außer Landes sein, mit einem neuen Job.« Ich war vor Kurzem befördert worden und würde für einige Jahre nach London ziehen. Am nächsten Montag schon ging mein Flug von San Francisco aus.
»Ich weiß genau, was du meinst. Nachdem Sheila und ich geschieden wurden, hat meine Familie mich eine Weile lang mit diesem bedauernden Blick bedacht. Ich hasse das. Mein Bruder ist der schlimmste. Er versucht noch immer, mich zu verkuppeln. Als ob ich nicht glücklich oder gar vollständig wäre, solange ich nicht jemanden habe, so wie er.«
Ich sah ihn mit großen Augen an. »Genau das! Gott, dein Bruder und meine Schwester könnten dieselbe Person sein.«
Er lachte dieses rauchige Lachen.