Auszug aus der Alten, Mittleren und Neueren Geschichte. Carl Ploetz. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Carl Ploetz
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Документальная литература
Год издания: 0
isbn: 4064066115579
Скачать книгу
werden. Reine Rassen im Sinne der Naturforschung liegen für den Zeitraum unserer Weltgeschichte nirgends vor. Nur die Nachklänge der Rasseneinheiten, die man für vorgeschichtliche Zeiten voraussetzen darf, nämlich der Durchschnitt der körperlichen und geistigen Eigentümlichkeiten, und als Haupteinteilungsprinzip die Sprache, sind die Merkmale der Rasse im Sinne des Historikers. In Betracht kommen dabei hauptsächlich folgende Rassen:

I. Die sumerische Rasse, die Urbewohner von Babylonien.
II. Die ägyptisch-semitische (Semiten im weiteren Sinne), deren Ursitz Arabien gewesen zu sein scheint.
III. Die zagrische mit dem Hauptsitze um die Grenzgebirge zwischen der heutigen Türkei und Persien (die herrschende Bevölkerung in Elam).
IV. Die kleinasiatische (Hethiter), die mit der indo-atlantischen verwandt zu sein scheint (Urarthier, Mitanier).
V. Die arische (indo-europäische): Iranier, Inder, Phryger, Griechen, Italiker, Kelten, Germanen, Litu-Slaven. Diese Völker sind die Hauptträger der geschichtlichen Entwickelung.
VI. Von der altaischen Rasse haben die Chinesen und Japaner im Osten einen eigenen Kulturkreis gebildet, die Bulgaren, Magyaren und Türken in Europa eine gewisse Bedeutung gewonnen.

      Andere Rassen (Ainos, Dravidas, Malaien, Iberer, Basken, Amerikaner, Neger) haben eine mehr passive Rolle gespielt als zurückweichende Urbevölkerung.

       Inhaltsverzeichnis

       Inhaltsverzeichnis

      § 1. Ägypter.

      Ägypten, das von Höhenzügen und Wüsten eingeschlossene, oberhalb des Delta nur wenige Stunden breite, etwa 1100 km lange Tal des untern Nil, der alljährlich vom Juli an auf fast 4 Monate seine Ufer überflutet und so das Land befruchtet. Zwei Landesteile: Unter-Ägypten mit der Hauptstadt Memphis und dem Deltalande; Ober-Ägypten mit der Hauptstadt Theben (Nu-Amôn), Südgrenze die Stromschnellen bei Syene, jetzt Assuan. Beide bestanden ursprünglich als selbständige Staaten nebeneinander. Ackerbau, Handwerk und Kunst erscheinen im vierten Jahrtausend v. Chr., wo die geschichtlichen Nachrichten beginnen, schon hoch entwickelt.

      Staatswesen: Erbliches Königtum, die Könige gelten als Söhne des Sonnengottes selbst für göttliche Wesen. Glänzende Hofhaltung, viele Beamte, das Land in bestimmte Gaue geteilt. Bedeutender Einfluß der Priester, denen auch die Pflege der Wissenschaften (Sternkunde, Heilkunde, Rechtskunde) obliegt. Frühzeitige Feststellung des Sonnenjahres. Strenge Regelung des gesamten Lebens durch religiöse Satzungen. Erbliche Stände, nicht völlig gegeneinander abgeschlossene Kasten.

      Religion: Verehrung der persönlich gedachten Naturkräfte, verbunden mit symbolischem Tierdienst. Die einzelnen Gaugötter schließen sich allmählich zu Götterkreisen zusammen. Oberster Gott der Sonnengott ihm sind die Obelisken geweiht. Neben ihm andere Gottheiten der Sonne, des Mondes, des Nils usw. Besondere Verehrung des Ptah in Memphis, des Amôn in Theben, der Neit in Saïs. Der Kampf der dem Menschen heilsamen und feindlichen Naturkräfte, wie er sich in dem alljährlichen Aufblühen, Absterben und Wiedererwachen der belebten Natur ausprägt, wird dargestellt in dem Mythus von Osiris. Osiris, der Gott des Lebens, wird von Set (Typhon), dem Dämon der verzehrenden Gluthitze, getötet, von seiner trauernden Gemahlin Isis gesucht; endlich überwindet Hôrus, der Sohn beider, den Set. Osiris, wieder belebt, herrscht in der Unterwelt über die Seelen der Abgeschiedenen (Totengericht).

      Sorgfältige Bestattung der Toten, die für die einmal wiederkehrenden Seelen durch Einbalsamierung in Felsengräbern und Pyramiden erhalten wurden (Mumien). Heilige Tiere: der Stier Hapis in Memphis als Abbild des Ptah verehrt; die Kühe der Isis, die Katzen der Bast, die Sperber dem Hôrus geheiligt.

      Die Hieroglyphenschrift,[1] ursprünglich Bilderschrift, hat Buchstaben-, Silben- und Wortzeichen; oft wird dem mit Buchstaben- und Silbenzeichen geschriebenen Worte ein Bild zur Verdeutlichung angefügt. Sie wurde hauptsächlich zu Inschriften an den Wänden der Tempel und Grabkammern benutzt; für den gewöhnlichen Gebrauch schrieb man auf Papyrusblättern mit einer abgekürzten, der hieratischen Schrift, später mit der noch mehr verkürzten demotischen Schrift.

      vor Chr. Vor 3000.

      Das alte Reich,

      begründet von König Mena durch Vereinigung der beiden Landesteile. Wechselnde Residenzen der Könige in der Gegend von Memphis (oberhalb Kairo). Ihre Grabdenkmäler sind die Pyramiden; über 70 noch erhalten. Die höchsten (bei dem Dorfe Gizeh) sind von den Königen der 4. Dynastie[2] (um 2800) erbaut: Snofru, Chufu (Cheops bei Herodot),[3] Chafrâ, Menkaurâ. Unter der 6. Dynastie zerfällt die Einheit des Reiches; mehrere Könige herrschen nebeneinander. Herstellung der Einheit durch die von Theben in Ober-Ägypten ausgehende 11. Dynastie.

      Um 2100.

      Das mittlere Reich,

      die klassische Zeit Ägyptens. Blüte der Baukunst und der Literatur (religiöse, medizinische, biographische Schriften; Märchen, Fabeln und Lieder). Handelsverkehr mit Syrien und dem Weihrauchlande Punt (Südarabien). Residenzen in der Landschaft Fajjûm oberhalb Memphis.

      Amenemhât I. (12. Dynastie) baut den Amôntempel in Theben, seine Nachfolger unterwerfen das Land Kusch (Nubien), Wesertôsen III. ist der in der griechischen Sage hervortretende Sesostris. Amenemhât III. legt im Fajjûm den Moeris-See an, um die Überschwemmungen des Nils zu regeln, und erbaut dort einen großen Reichstempel, von den Griechen Labyrinth genannt. Auch diese Dynastie hat Pyramiden gebaut; Felsengräber von Priestern und hohen Beamten bei Beni-Hassan.

      Um 1800.

      Eroberung Ägyptens durch die Hyksôs, Hirtenkönige semitischer Abkunft, die über die Landenge von Suez eindrangen. Sie beherrschten hauptsächlich das untere Land, Ober-Ägypten wurde von einheimischen Statthaltern verwaltet. Einer von diesen, Ahmôse, Statthalter in Theben, vertreibt endlich im 16. Jahrhundert die Hyksôs und herrscht dann als König.

      Um 1530.

      Das neue Reich (Hauptstadt Theben)

      erhebt sich bald zu bedeutender Macht und Größe. König Dhutmôse I. (Thutmosis) aus der 18. Dynastie macht Nubien zur Provinz und dringt in Syrien bis zum Euphrat vor. Seine Tochter Hatschepsowet sendet Schiffe aus nach dem Weihrauchlande Punt. Dhutmôse III. macht Syrien und Palästina zu Provinzen: höchste Machtfülle Ägyptens.

      Seine Nachfolger erhalten diesen Umfang des Reiches aufrecht. Amenhotep III. schmückt Theben mit glänzenden Bauten; Ruinen bei den jetzigen Dörfern Karnak, Luksor und Medinet-Abu; bei letzterem noch jetzt zwei sitzende Kolosse, Statuen des Amenhotep, deren eine von den Griechen die tönende Säule des Memnon genannt ward.

      Um 1400.

      Amenhotep IV. führt