Digitale Erstausgabe (PDF) Mai 2014
Digitale Neuauflage (ePub) April 2021
Für die Originalausgabe:
© 2012 by Anna Martin
Titel der amerikanischen Originalausgabe:
»Tattoos & Teacups«
Published by Arrangement with Anna Martin
Für die deutschsprachige Ausgabe:
© 2021 by Cursed Verlag
Inh. Julia Schwenk
Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das der Übersetzung,
des öffentlichen Vortrags, sowie der Übertragung
durch Rundfunk und Fernsehen, auch einzelner Teile,
Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit
Genehmigung des Verlages.
Umschlagillustration: Marek Purzycki
Bildrechte Umschlagillustration
vermittelt durch Shutterstock LLC
Satz & Layout: Cursed Verlag
Covergestaltung: hanne's designküche
ISBN-13 (ePub): 978-3-95823-519-9
Besuchen Sie uns im Internet:
www.cursed-verlag.de
Anna Martin
Aus dem Englischen
von Uta Stanek
Liebe Lesende,
vielen Dank, dass ihr dieses eBook gekauft habt! Damit unterstützt ihr vor allem die*den Autor*in des Buches und zeigt eure Wertschätzung gegenüber ihrer*seiner Arbeit. Außerdem schafft ihr dadurch die Grundlage für viele weitere Romane der*des Autor*in und aus unserem Verlag, mit denen wir euch auch in Zukunft erfreuen möchten.
Vielen Dank!
Euer Cursed-Team
Klappentext:
Literaturprofessor Robert fühlt sich mit seinen zweiunddreißig Jahren eigentlich zu alt für die Liebe. Als waschechter Schottland-Auswanderer genießt er in den USA sein ruhiges, geregeltes Leben, seine Bücher und guten Tee. Bis Musiker Chris in sein Leben stürmt und wie ein Wirbelwind nicht nur Roberts Vorurteile über den Haufen wirft, sondern auch alles, was er zuvor für perfekt gehalten hat...
Für die ehrenwerte Stadt Edinburgh,
die im Sommer mein Zuhause ist,
danke für die Inspiration.
Prolog
Als ich einmal einen Ausflug nach New York City unternahm, blieb ich stehen, um einer Gruppe Hip-Hop-Tänzer zuzuschauen, die auf der Straße tanzte. Ich war von den knalligen Farben und dem hämmernden Rhythmus der Musik sowie von den Kunststücken und Saltos fasziniert, die sie offensichtlich mit Leichtigkeit ausführten. Obwohl ich mich in der Menge im Hintergrund hielt – zwei oder drei Zuschauer standen vor mir –, kam ich nicht umhin, gleichzeitig beeindruckt und eingeschüchtert zu sein, als einer der Tänzer direkt auf einen Mann in der ersten Reihe zuhielt. Er breitete seine Arme weit aus, drückte seine Brust heraus, sodass sie beinahe die des anderen Mannes berührte, und rief: »Boom!« Direkt in sein Gesicht!
Die schiere Frechheit des Tänzers brachte mich zum Lächeln, auch wenn mein Magen beim Gedanken an eine derartige Konfrontation einen Purzelbaum schlug. Zu meiner großen Überraschung lachte der andere Mann nur und machte ein lustiges Geräusch in seiner Kehle, als würde er die Rs rollen. Der Tänzer schien das als Ermutigung aufzufassen, aus dem Stand heraus einen Rückwärtssalto zu vollführen – und erntete lärmenden Beifall von der versammelten Menge.
Chris gab mir dasselbe Gefühl: eingeschüchtert und ein wenig beeindruckt. Er war in vielerlei Hinsicht wie der Tänzer: Laut und bunt wirbelte er mit einem lauten Boom! in mein Leben und verschwand ebenso schnell wieder daraus. Allerdings blieb ich wie bei den Hip-Hop-Tänzern mit dem unbestimmten Gefühl zurück, dass ich etwas vollkommen Neues erlebt hatte, und dadurch hatte ich mich unwiderruflich verändert.
Kapitel 1
September an der Nordostküste war eine farbenfrohe Angelegenheit. Im Stillen sage ich immer noch farbenfroh (und nicht bunt), um mir in Erinnerung zu rufen, niemals den umgangssprachlichen Amerikanismen zu erliegen, die mein tägliches Leben plagen. Trotz der Monate, die in Jahre übergegangen waren, seit ich meine Heimat Schottland verlassen hatte, mochte ich es, an meinem Erbe und an einem gewissen Maß an Etikette festzuhalten, wenn es um die richtige Aussprache, Zeichensetzung und Grammatik ging. Möglicherweise klingt das pedantisch, aber ich versichere Ihnen, das bin ich nicht. Ich weiß nur die korrekte Verwendung der englischen Sprache zu schätzen.
Ich war sechzehn, als wir von Edinburgh nach New Hampshire gezogen sind. Sechzehn Jahre in Schottland, sechzehn in Amerika. Der Sommer meines zweiunddreißigsten Lebensjahres auf diesem Planeten hatte mir ein rastloses Gefühl gegeben, als ob es an der Zeit wäre weiterzuziehen. Zeit, an einen neuen Ort zu wechseln, etwas anderes zu tun oder vielleicht einen neuen Weg für mich zu finden.
Allerdings war ein Umzug unwahrscheinlich. Ich stand mit beiden Beinen fest im Berufsleben und man begann, mich auf meinem Gebiet für mein Wissen und meine Kompetenz zu schätzen. Ich wurde zu Veranstaltungen, Konferenzen und Vorträgen eingeladen, um über meine Forschungsarbeit zu Rudyard Kiplings Werken und seinen Einfluss auf die Kolonialgesellschaft zu referieren. Ab und an wiederholte ich diese Vorträge vor Collegestudenten aus dem dritten Jahr, die mit gläsernem Blick vor mir saßen, obwohl ich bezweifelte, dass sie zu schätzen wussten, was ich ihnen zu vermitteln versuchte. Jedenfalls reichte niemand von ihnen je einen von mir vorgeschlagenen Aufsatz ein.
Routine etablierte sich um mich herum, ohne dass ich es wirklich bemerkte. Meine Wohnung, mein Kater, mein Auto und meine Arbeit hatten ihren zugewiesenen Platz und ich war glücklich. Warum sollte ich irgendetwas ändern?
Allerdings war ich einsam. Der Kater milderte ein wenig das Ziehen in meiner Brust, abends in ein leeres Apartment nach Hause zu kommen, aber er war nicht mehr als ein Thunfisch stehlender Begleiter. Und das ist nicht nur so dahergesagt...
An der Liebesfront lag alles schmerzhaft brach. Und das bereits länger, als ich jemals, jemals zugegeben hätte. Als wir nach Amerika gezogen waren – Mum, Dad, ich und Jillian –, hatte ich gerade meinen Schulabschluss; die Qualifikation, die man in Schottland mit sechzehn Jahren erhalten konnte und die es einem Kind in diesem Alter erlaubte, das Schulsystem zu verlassen, wenn es das wünschte. Im Wesentlichen hatte ich damit im Niemandsland festgesessen, da es in den Staaten unmöglich war, irgendetwas ohne einen Highschool-Abschluss zu machen, obwohl ich die Schule meinem Heimatland zufolge bereits abgeschlossen hatte.
Da Jilly ebenfalls auf die örtliche Highschool gehen musste, hatte ich unter dem Vorwand, ihr moralischen Beistand zu geben, zugestimmt hinzugehen. Tatsächlich war Jilly mehr als fähig, auf sich selbst aufzupassen, und hatte schnell einen Nutzen aus ihrer jahrelangen Mitgliedschaft im Turnverein zu Hause in Schottland gezogen und sich geschickt in das Cheerleading-Team eingeschlichen. Die anderen Kinder auf der Schule schienen durch wechselnde Phasen gegangen zu sein, in denen sie mich wegen meines Akzents entweder verspotteten oder verehrten.
In einer Welt, in der sich einzufügen alles bedeutete, war ein Coming-out schlicht und ergreifend keine Möglichkeit. Das College hätte meine Rettung sein sollen, ein Ort, an dem ich mich stolz als schwuler Mann präsentieren und die Liebe, das Leben und einen anderen Mann umarmen konnte, ohne Konsequenzen befürchten zu müssen. Die Wirklichkeit hatte ein wenig anders ausgesehen.
Obwohl es eine LGB-Vereinigung auf dem Campus