Leni Behrendt Staffel 6 – Liebesroman. Leni Behrendt. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Leni Behrendt
Издательство: Bookwire
Серия: Leni Behrendt
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740916930
Скачать книгу
bei der Auswahl der Damen sehr wählerisch zu sein.«

      »Nun, ich wüßte nicht, warum Sie der Wahl nicht standhalten sollten.«

      »Und ich wüßte nicht, warum Tante Jadwiga in ein Stift sollte, wo sie uns hier so notwendig ist«, sagte Winrich gelassen. »Wenn hier erst wieder die Geselligkeit beginnt, wovor ich mich nicht mehr lange drücken kann, müßten wir eine Dame ins Haus nehmen, da Ortrun noch zu jung ist, um den Klimbim allein schaffen zu können. Und warum da in die Ferne schweifen, wenn das Gute so nah liegt? Nicht wahr, Tante Jadwiga, du bleibst bei uns, wo du so notwendig bist?«

      »Wenn das so ist, Winrich, dann bin ich glücklich.«

      »Na also«, schmunzelte Gräfin Herma, die so richtig stolz auf den Neffen war, der in einer so vornehmen Art einen mit Minderwertigkeitskomplexen behafteten Menschen von seiner Notwendigkeit überzeugte. Ortrun jedoch schmiegte sich an den Verlobten und sagte leise:

      »Ich danke dir.«

      Und das Firlefänzchen? Das war einfach selig. Würgte die gute Tante Jadwiga ein bißchen und strahlte sie an.

      »Hach, wird das hier ein Leben werden; alle bleiben wir zusammen, die wir uns liebhaben. Tante Herma bleibt selbstverständlich auch hier.«

      »Na, nun mal langsam«, dämpfte diese den frohen Eifer. »So selbstverständlich ist das nun auch wieder nicht. Was würde wohl meine Schar sagen, wenn ich sie so schnöde im Stich ließe.«

      »Das ist nun auch wieder wahr«, senkte die Kleine beschämt das Köpfchen. »Aber ich hätte doch alle so gern beisammen, die ich lieb habe. Aber jetzt bleibst du wenigstens noch eine Weile hier, ja?«

      »Nun, wollen mal sehen. Wann heiratest du, Winrich?«

      »Am liebsten gleich auf der Stelle«, entgegnete er seufzend. »Aber das Trauerjahr…«

      »Rede jetzt keinen Unsinn«, unterbrach die Tante ihn kurz. »Wenn man einem Menschen wie Ola nachtrauern wollte, das wäre Heuchelei. Also wann heiratest du?«

      »In drei Wochen.«

      »Das ist doch ein Wort. Wen wirst du einladen?«

      »Die aus dem grünen Haus kommen sowieso uneingeladen«, entgegnete er lachend. »Und sonst möchte ich keinen haben. Höchstens noch Ortruns Vormund mit seiner Familie. Die werden wir wohl schlecht übergehen können, nicht wahr, mein Herz?«

      »Och, großen Wert lege ich darauf nicht«, gestand Ortrun aufrichtig. »Die sind mir genauso fremd, wie andere Menschen auch. Die werden Augen machen, wenn ich mit Winrich anrücke, darauf freue ich mich schon.«

      »Und wenn der Vormund mit deiner Wahl nicht einverstanden ist?« fragte Tante Herma leichthin, und da fuhr das Mädchen entrüstet auf.

      »Was, mit Winrich nicht einverstanden sein, mit dem vornehmsten, liebsten und besten Menschen? Na das wäre!«

      »Mädchen, wenn du wüßtest, wie entzückend du in deinem Zorn bist«, lachte die Gräfin. »Aber du hast recht, alles das ist dein Winrich. Wenn ich euch einen Rat geben darf, fahrt morgen zu Doktor Danz und holt euch seinen vormundlichen Segen.«

      Und als er dann dessen Vermögensverhältnisse darlegte, sagte das reiche Mädchen verblüfft: »Das ist aber mal viel Geld. Winrich, willst du es haben?«

      Da mußten die beiden Herren denn doch lachen.

      »Na, Sie bekommen vielleicht eine Frau, Herr Baron. Gut, daß die leichtsinnige Kleine in die Hände eines Ehrenmannes fällt.«

      »Na also«, lachte Ortrun vergnügt, als sie Arm in Arm mit dem Verlobten die Straße der großen Stadt entlangging, wo turbulentes Leben herrschte. »Das hätten wir auch geschafft. Und nun schnell nach Hause, der Trubel hier fällt mir auf die Nerven.«

      Wogegen der Mann nichts einzuwenden hatte. Am liebsten hätte er das zauberhafte Geschöpf im Trubel der Straße an das heißschlagende Herz genommen und sich an den jungfrischen Lippen sattgeküßt. Doch da es ja nicht gut anging, bezähmte er sein heiß’ Verlangen und benutzte außerhalb der Stadt einen Seitenweg dazu, wo er seine Liebste nach Herzenslust abküßte.

      »Mädchen, was bist du doch nur für ein goldiges Geschöpf«, sah er in die Augen hinein, die ihn anstrahlten wie zwei Sonnen. »Hast du überhaupt eine Ahnung, wie unaussprechlich glücklich ich bin?«

      Und das stimmte. Wohl selten hatte die Liebe einen Mann so arg gepackt, wie diesen ernsten, schwerblütigen Menschen.

      Wer gab dir, Minne, die Gewalt,

      daß du so allgewaltig bist.

      *

      Zu dem Empfang der Hochzeitsreisenden hatte man sich vollzählig im grünen Haus eingefunden. Auch Gräfin Attbach, die Uwe von ihren Besuchen auf Schloß Swidbörn kannte und die er sehr verehrte. Demnach fiel auch die Begrüßung aus, die er der Dame zollte, und Frauke war von ihr entzückt.

      Nachdem der Begrüßungssturm sich gelegt hatte, tat Uwe das, was ihm sein Herz gebot. Er zog seine Schönste in die Arme, küßte den lachenden Mund – und sah dann verdutzt auf den Freund, der bei Ortrun dasselbe tat.

      »Ja, sag mal, was fällt dir ein, unsere Goldige…«

      »Hat sich für euch ausgegoldigt, mein Lieber«, sagte Winrich gelassen. »Die Benennung bleibt fortan nur mir überlassen. Ich sehe gar nicht ein, daß, wenn du eine Schönste hast, ich dann keine Goldige haben soll.«

      Erst ein Stutzen, und dann ein befreites Lachen.

      »Winrich, hast du dich nun endlich aufgerafft? Nun, dir gebe ich unsere – pardon, Goldige ist ja jetzt tabu – gebe ich unsere Ortrun gern.«

      »Verbindlichsten Dank. Und was sagt die liebe Frauke dazu?«

      »Ich habe eine Mordsfreude. Schon allein deshalb, daß ich die Verantwortung für dieses gefährlich schöne, gefährlich reiche Mädchen los bin, und daß es nun so gut bei dir aufgehoben ist, Winrich. Na das ist vielleicht ein glückhaftes Nachhausekommen!«

      Nachdem auch dieser Freudensturm sich gelegt hatte, nahm man des Regenwetters wegen in der Bibliothek Platz, wo das Bild des Professors hing, dem zwei junge Paare ihr Glück verdankten. Denn hätte er Frauke nicht das Haus vermacht…

      Doch daran dachte man jetzt noch nicht. Jetzt gab es noch vieles zu fragen und vieles zu beantworten. Die erste Frage stellte Uwe:

      »Winrich, du wirst doch nicht so töricht sein und mit der Hochzeit warten, bis das obligate Trauerjahr vorüber ist?«

      »Nein, so töricht bin ich nicht. Unsere Hochzeit findet in drei Wochen statt, das Aufgebot ist bereits bestellt.«

      »Bravo. Wieviel Gäste?«

      »Da ihr ja keine mehr seid, nur Doktor Danz und seine Familie. Standesamt, ein stilles Zusammengeben in der Schloßkapelle, ein opulentes Mahl und anschließend eine Hochzeitsreise von zwei Wochen. Länger kann ich von der Landwirtschaft nicht fort, wo jetzt ja Hochbetrieb ist.«

      »Damit ihr es wißt. Tante Jadwiga bleibt nicht bei euch, sondern kommt zu uns«, blähte Oda sich förmlich auf. »Ihr habt an Hulda, Bertchen und Michel genug.«

      »Herzlichen Dank, daß du uns die wenigstens noch gnädigst überläßt«, lachte Uwe gleich den andern. »Wie großspurig du jetzt sein kannst, Baroneßchen. Denkst du noch daran, wie du ins grüne Haus flüchtetest?«

      »Ach, laß doch«, winkte sie ab. »Verdirb mir nicht die frohe Stimmung.«

      »Hast recht«, bekräftigte Frauke. »Wenden wir uns erfreulicheren Dingen zu. So wie ich Hulda kenne, hat sie Sekt kaltgestellt. Wie nahm sie übrigens eure Verlobung auf?«

      »Brummig«, lachte Ortrun. »Sie meinte, daß der liebe Gott, der zwei Menschen in seiner besten Laune erschuf, auch füreinander bestimmte.«

      »Ganz Hulda«, lachte Frauke und sorgte dafür, daß der Sekt bald in den Gläsern perlte. Wie auf Verabredung schweiften die Blicke aller zu dem Bild