Die Bergklinik Staffel 1 – Arztroman. Hans-Peter Lehnert. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Hans-Peter Lehnert
Издательство: Bookwire
Серия: Die Bergklinik Staffel
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740916947
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      Inhalt

       Alle Brücken hinter sich abgebrochen

       Wenn eine kleine Seele weint

       Du bist die beste Medizin für mich

       Die Fremde im Pelz

       Schuld und Liebe

       Die unbekannte Tochter

       Der Gegenkandidat

       Es wird ein Unglück geben

       Was mir fehlt, bis du

       Der Feind auf dem OP-Tisch

Die Bergklinik – Staffel 1 –
Alle Brücken hinter sich abgebrochen

      »Bitt’schön nehmen S’ Platz, gnä’ Frau!« Dr. Vinzenz Trautner wartete, bis seine Besucherin Platz genommen hatte, dann setzte er sich hinter seinen Schreibtisch. »Wer, sagten S’, hat uns empfohlen?«

      Die Besucherin hieß Bettina Wagner und sie war auffallend nervös. Mit fahrigen Händen zündete sie sich zuerst eine Zigarette an, was Dr. Trautner mit einem Stirnrunzeln registrierte, dann nahm sie aus ihrer Handtasche ein Bündel Papiere und legte sie auf den Schreibtisch.

      »Bitte fragen Sie mich nicht«, sagte sie, »da steht alles drinnen, was Sie wissen müssen, meine ganze Leidensgeschichte.«

      »Auf wessen Empfehlung sind Sie zu uns gekommen?« Dr. Trautner zog eine schmalrandige Brille aus einem Etui, putzte ein wenig umständlich die Gläser und nahm dann die Papiere an sich.

      »Ich hab’ irgendwo von der Klinik gelesen«, antwortete die elegant gekleidete und nervös den Rauch ihrer Zigarette in die Luft pustende Witwe Konsul Wagners.

      »So so, irgendwo gelesen haben S’ von uns«, murmelte Dr. Trautner, dann blätterte er in der Krankengeschichte.

      Dr. Trautner war nicht besonders groß, sehr schmal, wirkte fast ein wenig gebrechlich, was jedoch täuschte, denn er war ein außerordentlich vitaler Mann. Er hatte vor drei Wochen sehr zurückgezogen seinen siebzigsten Geburtstag gefeiert und er betrieb seit vielen Jahren die Bergklinik.

      Die Klinik war Vinzenz Trautners Idee gewesen, ausschließlich sein Werk. Er hatte jeden Pfennig seines nicht unbeträchtlichen privaten Vermögens genommen und eine Gesellschaft gegründet, deren alleiniger Zweck das Betreiben der Klinik war. Die Klinik lag malerisch eingebettet zwischen Bergen unmittelbar an einem glasklaren Bergsee, der, wann immer es möglich war, in die verschiedenen Therapien einbezogen wurde und dessen Quellen jene heilende Wirkung hatten, die nicht zuletzt für den weit über den süddeutschen Raum hinausgehenden Ruf der Klinik sorgten.

      »Sie sind aus München?« Dr. Trautner blätterte in den Krankenpapieren und sah dann Bettina Wagner fragend an. »Gibt es da keine Ärzte, die Ihnen haben weiterhelfen können?«

      »Natürlich gibt es die dort«, antwortete Bettina Wagner ungehalten. Sie war noch genauso nervös wie vorher; als sie sich eine neue Zigarette anzünden wollte, schüttelte Dr. Trautner den Kopf.

      »Das lassen S’ besser«, sagte er. »Bei uns in der Klinik werden keine Rauchopfer gebracht.«

      »Sie wollen mir das Rauchen verbieten? Das ist noch niemand gelungen. Außerdem ist es meine Entscheidung und ich bin alt genug, um zu wissen, was ich tu.« Bettina Wagner war eine sehr elegante Erscheinung, sie hatte dunkelbraune Haare und ein sehr schön geschnittenes, sorgfältig geschminktes Gesicht. Sie hielt noch immer die Zigarette in ihren Händen, wollte sie nach wie vor anzünden und sah Dr. Trautner fragend an, als wartete sie lediglich auf seine Zustimmung.

      Der stand auf, nahm das Bündel Papier und gab es Bettina Wagner. »Bitte sehr, gnädige Frau.«

      »Aber Sie haben meine Krankengeschichte doch noch gar nicht gelesen.« Bettina Wagner wirkte verunsichert.

      »Das wird nicht nötig sein.«

      »Warum nicht?«

      »Weil Sie uns wieder verlassen werden.«

      »Bitte…?«

      »Wenn Sie Patientin der Bergklinik sein wollen, gnädige Frau, dann werden Sie sich an ein paar Regeln halten müssen.« Dr. Trautner ging zur Tür und öffnete sie.

      »Wie soll ich das verstehen?« Bettina Wagner war blaß geworden. »Von was für Regeln reden Sie?« Sie streckte die Hand mit der Zigarette aus und hielt sie Dr. Trautner entgegen. »Nur weil ich nicht aufs Rauchen verzichten möchte, lehnen Sie meinen Aufenthalt in Ihrer Klinik ab? Das darf doch nicht wahr sein.«

      »Es ist ganz allein Ihre Entscheidung, gnädige Frau!« Dr. Trautner zuckte bedauernd mit den Schultern. »Sie müssen ja nicht zu uns kommen. Aber wenn Sie es wollen… wie gesagt, es gibt Regeln, die jeder hier zu beachten hat.«

      »Das ist mir noch nicht passiert.« Empört nahm Bettina Wagner ihre Krankenpapiere, steckte sie in ihre Tasche, zögerte einen Augenblick, als wolle sie noch etwas sagen, dann drehte sie sich auf dem Absatz herum und verließ Dr. Trautner.

      Der schloß einen Augenblick die Augen, schüttelte ganz kurz den Kopf, dann verließ auch er sein Zimmer, ging eine Treppe hinunter und betrat das Labor.

      »Haben S’ die Werte von Herrn Lagemann schon?« fragte Trautner eine junge Laborassistentin.

      Die ging zu einem Bildschirm, tippte ein paar Zahlen ein, und gleich darauf wurden die Laborbefunde ausgedruckt. Sie händigte sie Dr. Trautner aus, der sich bedankte und das Labor wieder verließ.

      Er ging zurück in sein Zimmer, dort setzte er ein wenig umständlich wieder seine schmalrandige Brille auf, dann las er den Bericht sorgfältig durch. Zum Schluß nickte er, lächelte zufrieden, griff zum Telefon und wählte eine Nummer.

      »Wissen S’, wo Herr Lagemann ist?« fragte er dann.

      Als er die Auskunft bekommen hatte, steckte er die Laborbefunde in die Außentasche seines Ärztekittels, dann verließ er die Klinik und ging durch einen wunderschönen kleinen Park Richtung See, dessen Oberfläche verspielt das Sonnenlicht reflektierte.

      »Sie kommen sicher, um mir mitzuteilen, daß endgültig keine Hoffnung mehr besteht.« Hans Lagemann war mittelalt, hatte jedoch bereits schütteres, dünnes Haar, war sehr blaß und wirkte äußerst bedrückt.

      »Nach meinen Erkenntnissen sind Sie geheilt.« Dr. Trautner lächelte, zog den Laborbefund aus der Tasche seines Kittels und gab ihn dem Patienten. »Bitte, Sie kennen inzwischen selbst soviel davon, Ihnen muß ich die Werte nicht kommentieren.«

      Lagemann nahm das Blatt Papier, seine Hände zitterten dabei ein wenig, dann kehrte er Dr. Trautner den Rücken zu und ging ein paar Schritte Richtung See.

      Nach wenigen Minuten kam er zurück und sah Dr. Trautner mit einem Blick an, der seine Unsicherheit deutlich widerspiegelte.

      »Das… das ist kaum zu glauben«, murmelte er.

      »Ich hab’ es Ihnen aber schon angekündigt«, sagte Dr. Trautner.

      »Das haben Sie allerdings.« Lagemanns Stimme klang plötzlich anders als vorher. »Und Sie meinen wirklich…?«

      »Die Röntgendiagnostik, das heißt die Computertomographie hat im Grunde genommen doch gar keine andere Möglichkeit offen gelassen.« Dr. Trautner klopfte