Perry Rhodan Neo Paket 1: Vision Terrania. Hubert Haensel. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Hubert Haensel
Издательство: Bookwire
Серия: Perry Rhodan Neo Paket
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783845333830
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...«

      Mehr brachte sie nicht heraus, dann kam der Wagen endlich zum Stehen. Allan D. Mercant riss die Beifahrertür auf und hechtete ins Freie.

      Er stand direkt vor einer Leiche, und ein Körper, dessen Arme und Beine in groteskem Winkel vom Leib ragten, rutschte hinter ihm vom Dach. Blut rann an der Seite des Trucks herab.

      Als Iga ebenfalls ihren Wagen verließ, rasten die nächsten drei Menschen in die Tiefe.

      Mercant erstarrte einen Augenblick lang vor Entsetzen. Dann rief er sich zur Ordnung, stieß einen Fluch aus und rannte zum Eingang ins Hochhaus. Dort oben standen noch mehr Leute. Er konnte sie hinter der kleinen Absperrung erkennen, die soeben von zwei Frauen überklettert wurde.

      Die Tür war verschlossen.

      Er klingelte überall.

      Hinter ihm klatschte etwas auf den Boden.

      Sirenen heulten in der Ferne.

      Ein Summen ertönte. Mercant drückte die Tür auf, noch ehe die ersten Fragen durch die Sprechanlage kamen, hastete, ohne sich umzudrehen, durch den Korridor und eilte die Treppe nach oben.

      Was tat er überhaupt? Seine Aktion war alles andere als unauffällig, und er durfte keine Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Immerhin befand er sich mit falscher Identität auf der Flucht.

      Diesen Gedanken schüttelte er ebenso ab wie die Frage, was er oben ausrichten sollte. Zwang jemand diese Menschen, in den Tod zu springen? Wenn ja, warum? Und wieso war noch keine Polizei vor Ort? Das alles konnte doch nicht ohne Vorbereitung geschehen, ohne eine Forderung oder ein Ultimatum vonseiten der Verbrecher.

      »Bleib stehen!«, hörte er eine Stimme hinter sich, mindestens einen Treppenabsatz tiefer.

      Iga.

      Er hastete weiter, nahm immer zwei Stufen auf einmal. Körperlich fühlte er die Ruhe von tausend Einsätzen eines Agentenlebens.

      »Verdammt, Allan, bleib stehen! Sie bringen sich um!«

      Er stockte. Ihm rann es kalt über den Rücken, und er glaubte, den allgegenwärtigen Tod geradezu körperlich zu spüren.

      »Es sind Selbstmörder!«, rief Iga. »Und nicht die ersten!«

      Da erinnerte er sich an die Selbstmordwelle der Sektenmitglieder im Südwesten der USA. Sollte hier etwa ...

      »Es passiert seit Stunden überall!«, dröhnte Igas Stimme unbarmherzig zu ihm. »Seit die Medien voll von Gerüchten über Aliens sind, weil an einem Dutzend angeblich geheimer Stellen etwas durchgesickert ist!«

      »Und?«, schrie er. »Wir müssen sie trotzdem retten!«

      »Sie wollen es nicht!«

      Er erreichte das oberste Stockwerk. Wo ging es weiter? Wo war nur der Zugang zum Dach? Es musste doch zumindest eine Notleiter ...

      Eine Hand packte ihn. Eine Stimme, dicht an seinem Ohr: »Du darfst dich nicht einmischen! Wir müssen weg von hier!«

      »Aber ...«

      »Es sind ohnehin längst alle tot. Sie tun es schnell und konsequent, wie all die durchgedrehten Gruppen überall im Land und auf der ganzen Welt. Und nun weg hier, ehe die Polizei uns in die Mangel nimmt!«

      »Dein Truck ist mit Blut verschmiert! Wir können nicht so einfach verschwinden.«

      Sie starrte ihn an, ihr Blick flatterte.

      Das war der Moment, in dem er seine Ruhe wiederfand. Er wusste, was zu tun war. »Du gehst runter und klärst die Sache. Erzähl die Wahrheit, nur lass mich aus. Wir treffen uns in zwei Stunden am anderen Ende der Stadt, Richtung New Orleans. Ich finde dich.«

      Sie nickte nur.

      Dann hastete Allan Mercant alias Anthony Reivers das Treppenhaus wieder nach unten. In den Fluren stand mindestens ein Dutzend Leute, weitere Türen flogen auf. Er erreichte das Freie, sah sich kurz um und tauchte in einer Seitengasse unter.

      Der Giga-Truck stand auf einem Parkplatz, dicht vor dem Schild, das die Grenze der kleinen Stadt signalisierte.

      Die Grenze.

      Das Ende.

      So wie diese Selbstmordwellen und die aufkommende Panik und Hysterie in der gesamten Welt das Ende der Vergangenheit signalisierten. Den Beginn von etwas Neuem.

      Und diese Zukunft begann jetzt; was sie beobachteten, waren die Wehen dieses Geburtsvorgangs, der die alte Ordnung der Dinge zerstörte. Etwas Neues brach sich mit Gewalt Bahn.

      Mercant spürte es. Es lag förmlich in der Luft, mehr noch als nur die Eskalation der irdischen Mächte und Feindseligkeiten. Etwas, das mit dem zusammenhing, das auf dem Mond geschah.

      Er trat an die Seitenscheibe des Trucks und klopfte.

      Iga saß darin und drehte sich um. Ihre Augen schimmerten nass. Sie hatte geweint. Eine Träne hing noch an ihrem Nasenflügel.

      Es klickte, die Tür schwang auf, und Iga stieg aus. »Schön, dass du da bist.« Mit einer beiläufigen Bewegung wischte sie sich übers Gesicht.

      Einen Augenblick lang wollte Allan etwas sagen, entschied sich aber dagegen.

      Schweigend folgte er ihr in das Restaurant am anderen Ende des Parkplatzes. Sie traten ein, und tausend Stimmen überfluteten sie.

      Niemand schien in Ruhe zu reden. Alle diskutierten lebhaft, und fast jeder starrte immer wieder auf den großen Bildschirm, der in einer Ecke des Raums hing. Er zeigte einen Nachrichtenmoderator, dessen Worte aus Lautsprechern an sämtlichen Tischen drangen.

      Er berichtete von militärischen Truppenverlegungen in Großrussland, von Gipfeltreffen in China und Taiwan. In den japanischen Elendsvierteln herrschte Ausgangssperre. In mehreren unbedeutenden Ländern kam es zu Kämpfen – nur eine Notiz am Rande.

      »Hast du noch Hunger?«, fragte Iga.

      Mercant schüttelte den Kopf, setzte sich aber an einen der wenigen freien Tische. Rundum sah er in blasse und aufgewühlte Gesichter. Eine Frau weinte. »Eine Leiche lag direkt vor meinem Fenster«, sagte sie zu einem jungen Mann.

      Sofort eilte ein Kellner heran. Mercant und Iga bestellten das Tagesgericht, ohne sich zu erkundigen, worum es sich handelte. Dazu Wasser und Kaffee; das dringende Verlangen nach einem Schnaps verdrängte Allan.

      Nicht jetzt.

      Plötzlich stockte der Bericht des Kommentators. Sein Blick huschte unruhig im Studio hin und her, dann drehte sich der Mann um, griff nach der Krawatte und lockerte den Knoten. »Wir empfangen soeben eine Nachricht. Aus ... der STARDUST.« Er klang, als könne er es selbst nicht glauben. »Wir schalten Sie zu. Es ist live, wir ... Es sieht aus, als würde sich die STARDUST im Landeanflug auf die Erde befinden. Dies ... hier sind die Worte des Astronauten Perry Rhodan.«

      Es knackte, und eine leicht verzerrte, rauschende Stimme ertönte.

      Sie erfüllte nicht nur diesen Raum, sondern auch Milliarden anderer auf der Erde.

      Splitter der Entwicklung (9)

      Funkgespräch zwischen Perry Rhodan in der STARDUST-Kapsel und Flight Director Lesley Pounder. Geführt während des Landeanflugs der STARDUST auf die Erde. Parallel fand eine Bildübertragung statt, die den Außerirdischen Crest da Zoltral zeigt.

      Abgefangen von zahllosen Nachrichtensendern, effektive Reichweite durch Weiterübertragung: zu 98 Prozent der Erdbevölkerung.

      »... melden Sie sich! STARDUST, bitte melden Sie sich! STAR... Rhodan, Sie leben! Gott sei Dank, wir hatten für Sie und Ihre Männer schon jede Hoffnung aufgegeben. Wir ... Rhodan, was ist das für ein Wesen?«

      »Sein Name ist Crest da Zoltral. Er ist ein Arkonide – und ein Freund der Menschheit. Ich wollte Ihnen Crest vorstellen, bevor ich mich verabschiede. Wir haben es Menschen wie Ihnen zu verdanken, dass es uns vergönnt war, Crest und die Arkoniden zu treffen. Leben Sie wohl, Pounder!«