(… Seht den Mond
groß im Osten …)
Korfs Verzauberung
Korf erfährt von einer fernen Base,
einer Zauberin,
die aus Kräuterschaum Planeten blase,
und er eilt dahin,
eilt dahin gen Odelidelase,
zu der Zauberin …
findet wandelnd sie auf ihrer Wiese,
fragt sie, ob sie sei,
die aus Kräuterschaum Planeten bliese,
ob sie sei die Fei,
sei die Fei von Odeladelise?
»Ja, sie sei die Fei!«
Und sie reicht ihm willig Krug und Ähre,
und er bläst den Schaum,
und sieh da, die wunderschönste Sphäre
wölbt sich in den Raum,
wölbt sich auf, als ob’s ein Weltball wäre,
nicht nur Schaum und Traum.
Und die Kugel löst sich los vom Halme,
schwebt gelind empor,
dreht sich um und mischt dem Sphärenpsalme,
mischt dem Sphärenchor
Töne, wie aus ferner Hirtenschalme
dringen sanft hervor.
In dem Spiegel aber ihrer Runde
schaut v. Korf beglückt,
was ihm je in jeder guten Stunde
durch den Sinn gerückt:
Seine Welt erblickt mit offnem Munde
Korf entzückt.
Und er nennt die Base seine Muse,
und sieh da! sieh dort!
Es erfaßt ihn was an seiner Bluse
und entführt ihn fort,
führt ihn fort aus Odeladeluse
nach dem neuen Ort …
Professor Palmström
Irgendwo im Lande gibt es meist
einen Staat, von dem, was sich an Geist
irgendwo befindet und erweist,
doch noch nirgendwo Professor heißt,
eben zum Professor wird gemacht,
wie von wem, der unaufhörlich wacht,
ob auch jeder Seele wird gedacht,
die der Menschheit Glück und Heil gebracht.
Solch ein Staat und solch ein Fürst, o denkt,
hat auch Palmströms Los zum Licht gelenkt,
hat ihm den Professorrang geschenkt
und das Kreuz für Kunst ihm umgehenkt.
Palmström gibt das Kreuz für Kunst zurück;
denn er trägt kein solches Kleidungsstück.
Den Professor nicht; denn man versteht:
Als Professor gilt erst ein Prophet.
Muhme Kunkel
Palma Kunkel ist mit Palm verwandt,
doch im Übrigen sonst nicht bekannt.
Und sie wünscht auch nicht bekannt zu sein,
lebt am liebsten ganz für sich allein.
Über Muhme Palma Kunkel drum
bleibt auch der Chronist vollkommen stumm.
Nur wo selbst sie aus dem Dunkel tritt,
teilt er dies ihr Treten treulich mit.
Doch sie trat bis jetzt noch nicht ans Licht,
und sie will es auch in Zukunft nicht.
Schon daß hier ihr Name lautbar ward,
widerspricht vollkommen ihrer Art.
Der Papagei
Palma Kunkels Papagei
spekuliert nicht auf Applaus:
niemals, was auch immer sei,
spricht er seine Wörter aus.
Deren Zahl ist ohne Zahl:
denn er ist das klügste Tier,
das man je zum Kauf empfahl,
und der Zucht vollkommne Zier.
Doch indem er streng dich mißt,
scheint sein Zungenglied verdorrt:
gleichviel, wer du immer bist,
er verrät dir nicht ein Wort.
Lore
Wie heißt der Papagei? wird mancher fragen.
Doch nie wird jemand jemandem dies sagen.
Er ward einmal mit »Lore« angesprochen –
und fiel darauf in Wehmut viele Wochen.
Er ward erst wieder voll und ganz gesund
durch einen Freund: Fritz Kunkels jungen Hund.
Lorus
Fritz Kunkels Pudel ward, noch ungetauft,
von einem Stiefmilchbruder Korfs gekauft.
Es trieb ihn, als er, hilfreich von Natur,
der sogenannten »Lore« Leid erfuhr,
sogleich zu ihr: worauf er, der nicht hieß,
sich ihr zum Troste »Lorus« taufen ließ:
den Namen also gleichsam auf sich nehmend –
und alle Welt durch diese Tat beschämend!
Korf selbst vollzog den Taufakt unverweilt.
Der Vogel aber war fortan geheilt.
Wort-Kunst
Palma Kunkel spricht auch. O gewiß.
Freilich nicht wie Volk der Finsternis.
Nicht von Worten kollernd wie ein Bronnen,
niemals nachwärts-, immer vorbesonnen.
Völlig fremd den hilflos vielen Schällen,
fragt sie nur in wirklich großen Fällen.
Fragt den Zwergen niemals, nur den Riesen,
und auch nicht, wie es ihm gehe, diesen.
Nicht vom Wetter spricht sie, nicht vom Schneider,
höchstens von den Grundproblemen beider.
Und so bleibt sie