Die Baustile. Susanne Lücke-David. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Susanne Lücke-David
Издательство: Bookwire
Серия: marixwissen
Жанр произведения: Документальная литература
Год издания: 0
isbn: 9783843803236
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neuzeitliche Baumeister in ganzer Gestalt, von seinen Göttern entvölkert, und führten ihn anderen Bestimmungen zu. Kirchen, Museen und Börsen glichen nun einem Tempel des Zeus, der Athene, der Artemis.

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       3 Dorischer Tempel mit einfachem Umgang (Peripteros). Nach A. Palladio

      Der klassische dorische Tempel ist der Peripteros über rechteckigem Grundriss. Der Kern, die Cella, ist von einem Kranz frei stehender Säulen umgeben.

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       4 Dorischer Tempel, Front. Idealdarstellung

      Auf einem meist dreigliedrigen Stufenbau (Krepis) über dem im Boden liegenden Unterbau stehen die Säulen, die einen steinernen Balken tragen, den Architrav, über dem ein Fries liegt. Der an einer der Stirnseiten gelegene Eingang der Cella fällt im Schatten der Vorhalle kaum ins Auge.

      An den Schmalseiten erhebt sich über dem Fries der dreieckige Giebel, der das Satteldach abschließt.

      Dieser Aufbau gilt auch für Tempel der ionischen und der korinthischen Ordnung (s.u.).

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       5 Dorische Säule. Idealdarstellung

      Die dorische Säule hat keine Basis. Der sich nach oben verjüngende oder mit einer Schwellung (Entasis) versehene Schaft ist mit 18 bis 20 Kanneluren versehen. Er ist aus mehreren bossierten „Trommeln“ zusammengesetzt (ein technisch bedingtes Motiv, dem in neuzeitlicher Architektur meist ästhetische Bedeutung zukommt).

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       6 Dorisches Kapitell. Idealdarstellung

      Das Kapitell, das über einem schmalen Einzug am Säulenhals ansetzt, ist ein einfaches rundes Kissen (Echinus) mit einer darüber liegenden rechteckigen Platte (Abakus).

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       7 Dorisches Gebälk und Giebel. Idealdarstellung

      Über den Deckplatten der Kapitelle liegt der schmucklose Architrav, darüber ein Fries mit Triglyphen und Metopen, die häufig mit Reliefs geschmückt sind, und schließlich ein vorspringendes Gesims (Geison). Der dreieckige Giebel ist mit Reliefs oder vollplastischen Figuren in einem szenischen Kontext versehen.

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       8 Halbsäulen. Akragas, Tempel B, Olympieion

      Schon im antiken Griechenland setzte man Halbsäulen gegen eine Wand, wie hier am Tempel B, dem Tempel des Olympischen Zeus, in Akragas (nach 480 v. Chr.).

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       9 Tempel mit doppeltem Umgang (Dipteros). Schematische Darstellung

      Dieser Typus des Tempels ist vor allem im ionischen Kleinasien verbreitet. Die Cella ist von einer doppelten Säulenstellung umgeben. Um 200 v. Chr. baute der Architekt Hermogenes auch Pseudodipteroi, bei denen die innere Säulenstellung entfiel, sodass sich eine den ganzen Bau umgebende weite Wandelhalle ergab.

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      10 Ionische Ordnung. Didyma, älteres Didymaion. Rekonstruktion.

      Während Grund- und Aufriss des Tempels im Prinzip jenen des dorischen Tempels entsprechen, unterscheidet sich die ionische Säule wesentlich von der dorischen. Anders als jene besitzt sie eine Basis und ist merklich höher und schlanker. Die Kanneluren sind erheblich zahlreicher als die der dorischen Säule (in der Frühzeit bis zu 48).

      Die Basis kann in der Abfolge von Wülsten und Hohlkehlen vielfach variieren. Häufig ist die Säule in ihrem unteren Teil mit Reliefs geschmückt, mitunter mit lebensgroßen Figuren, oder die Kanneluren sind mit Rundstäben gefüllt.

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       11 Ionische Säule. Nach A. Palladio

      Insgesamt ist die ionische Ordnung wesentlich reicher ornamentiert als die dorische.

      Charakteristisch für das ionische Gebälk ist ein Architrav, der aus drei flachen, abgetreppten Streifen (Faszien) besteht. Der darüberliegende Fries ist mit einem Eierstab (Kyma) verziert. Unter dem Gesims (Geison) reihen sich kleine „Zähne“ (Zahnschnitt), ursprünglich die Stirnseiten einer engen Balkenlage. Wegen seiner dekorativen Wirkung wurde das Motiv von Architekten der Neuzeit, vor allem im Klassizismus, häufig verwendet.

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       12 Ionisches Kapitell. Nach A. Palladio

      Der Säulenhals schließt mit einem ionischen Kyma (Blattstab, Eierstab) ab, darüber folgt der Echinus, der sich zu beiden Seiten zu einer Volute einrollt. Auf dem Echinus liegt ein niedriger Abakus in Gestalt einer dünnen Platte.

      Sie ist die jüngste der drei klassischen Ordnungen. Das Kapitell wurde gegen Ende des 5. Jahrhunderts erfunden. Zunächst fand es nur in der Innenarchitektur und bei kleineren Bauten Verwendung. Erst in der zweiten Hälfte des 3. Jahrhunderts v. Chr. wird es in der monumentalen Tempelbaukunst am Außenbau eingesetzt.

      Es gibt zunächst keinen korinthischen Kanon zusammengehöriger Formen von Säule, Kapitell und Gebälk.

      Die Säule hat wie die ionische eine Basis und ist kanneliert. Das Gebälk entspricht entweder dem dorischen mit glattem Architrav und Metopenfries oder dem ionischen mit Faszien, Eierstab und Zahnschnitt zwischen Fries und Gesims (Geison).

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       13 Korinthisches Kapitell. Nach A. Palladio

      Um den Körper des Kapitells legen sich zwei Reihen von Akanthusblättern so übereinander, dass die Blätter versetzt erscheinen. Nach oben wachsen Stängel hervor, die sich zu Voluten einrollen, und zwar zwei kleinere, einander zugeneigte in der Mitte, zwei größere, nach außen gewandte an den Ecken, die den Abakus mit seinen eingezogenen Kanten stützen.

      Erst zu Beginn des 1. Jahrhunderts v. Chr. kommt es zu einer kanonischen Ordnung (s.u.), die sich allerdings als umso langlebiger erweisen sollte.

      Um 300 v. Chr. begann der Niedergang des griechischen Tempelbaus. Im frühen 1. Jahrhundert traten in den östlichen römischen Provinzen römische Auftraggeber auf den Plan. Deren Baumeister orientierten sich zunächst an griechischen Vorbildern, die sie sowohl im Vorderen Orient wie in den griechischen Kolonien auf italienischem Boden vorfanden. So unterscheiden sich die frühen römischen Tempel nicht von den griechischen.

      Doch mit der Zeit geht die römische Baukunst ihre eigenen Wege. Dabei entwickelt sie einen besonderen Sinn – nicht für die Säule – sondern für die Wand. Sie ist wuchtig und massiv, vertikale Wände werden mit Nischen versehen, Räume mit Gewölben