DIE SUCHE NACH ATLANTIS. Rick Chesler. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Rick Chesler
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783958354319
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Kapitel 36

       Kapitel 37

       Epilog

       Über den Autor

      Prolog

      

       Große Pyramide von Gizeh, 1938

      Selam Hasim hatte sich verlaufen.

      Er hockte auf dem Steinboden der Kammer irgendwo tief in der Großen Pyramide und breitete auf seinem Knie eine Karte aus, während er sie mit der Taschenlampe in seiner anderen Hand beleuchtete. Schweißtropfen fielen von seiner Stirn auf das Papier und ließen ein sachtes Plattern in dem fast stillen Raum hören. Die verwirrende Menge an kartierten Durchgängen, Räumen und Kammern machte ihn schwindlig, als er mit dem handgezeichneten Diagramm herauszufinden versuchte, wo er sich gerade befand.

      Der Raum, von dem er dachte, dass er sich darin befand, hatte zwei Ausgänge, während der Ort, an dem er sich tatsächlich befand, offensichtlich nur einen hatte. Das darf nicht sein, dachte er und wischte sich mit dem Ärmel den Schweiß von der Stirn. Es sei denn, Hamar hat einen Fehler in der Karte gemacht. Er schob den düsteren Gedanken beiseite und schaute auf seine Armbanduhr. Die Tageszeit hatte nur wenig Bedeutung für ihn, denn hier unten in den Tiefen dieses fantastischen ägyptischen Baus war es immer dunkel. Aber die Tatsache, dass nahezu zwei Stunden vergangen waren, seit er sein Expeditionslager verlassen hatte, war wirklich beunruhigend. Er musste zurückkehren, bevor seine Begleiter bemerkten, dass er fort war.

      Als Archäologe auf einer großen, gut ausgestatteten Expedition der Universität Kairo war Selam Teil eines professionellen Teams, das sich dem gründlichen methodischen Studium des alten Wunders gewidmet hatte. Noch war nicht die gesamte Pyramide kartiert worden, da immer wieder neue Räume gefunden worden, und jene weniger bekannten Abschnitte waren für jedermann strengstens verboten. Selam war sich dieser Regel sehr wohl bewusst, war aber trotzdem von den autorisierten Grabungsbereichen abgewichen. Ein wichtiger Grund für diese Richtlinie war die Sicherheit; viele der Durchgänge in der Pyramide mussten mit modernen Bautechniken verstärkt werden, um die Wände, Decken und Böden gegen Zusammenbrüche und Einstürze abzusichern. Ein weiterer Grund war, wie Selam wusste, dass das Betreten eines neuen Abschnitts, ohne die richtige archäologische Technik zu beachten, die Unversehrtheit der Stätte beeinträchtigen könnte. Man würde dann nicht mehr sagen können, ob die Gegenstände so herumlagen, wie sie es seit Jahrtausenden taten, oder ob ihre Position auf die jüngsten Störungen zurückzuführen war.

      Er ließ noch einmal seinen Blick durch den Raum schweifen, um sich zu vergewissern, dass er nichts übersehen hatte. Manchmal wurden neue Durchgänge entdeckt, aber dann wieder mit Steinen verschlossen, um unautorisierte Personen daran zu hindern, sie zu erkunden. Aber abgesehen von dem Tunnel, der ihn in diesen Raum geführt hatte – von dem er annahm, dass es sich um einen unterirdischen Ort handelte, unter dem eigentlichen Boden, auf dem die Pyramide stand –, sah er nur vier Wände, einen Boden und eine Decke, alles aus den gleichen festen Steinblöcken gebaut wie der Rest der Pyramide. Es war natürlich ein Wunder der menschlichen Bautechnik, dass es den Ägyptern gelungen war, all diese Blöcke zu hauen, zu transportieren und an ihren Platz zu schieben, um solch eine die Zeiten überdauernde Konstruktion zu schaffen, aber Selam hatte gerade deutlich dringendere Sorgen, um die er sich kümmern musste.

      Er starrte wieder auf die Karte und Panik begann sich in ihm breitzumachen. Wenn ich nicht in diesem Raum hier bin, wo zum Teufel bin ich dann? Er fuhr mit einem Finger die durchgezogenen Linien nach, welche horizontale Durchgänge anzeigten, während die gepunkteten Linien vertikale darstellten. Und dann traf es ihn – wie der Schlag.

       Du bist in einer neuen Kammer.

      Er hatte nach einem Raum gesucht, von dem man wusste, dass er Artefakte enthielt, die noch nicht katalogisiert worden waren. Die Pyramiden und andere antike heilige Stätten waren schon lange Zeit das Ziel von Plünderern gewesen, und um die Wahrheit zu sagen, hatte Selam nichts dagegen, sich ein wenig dazuzuverdienen. Wenn er schnell genug an die nicht verzeichneten Artefakte herankam, waren sie reif zum Pflücken und würden ihm einen hübschen Preis auf dem Schwarzmarkt für Antiquitätenhandel einbringen. Aber sein Interesse an dieser Stelle galt heute etwas Speziellem. Dennoch, er war an einem vollkommen anderen Ort gelandet, in einem unbekannten Raum. Er war dabei, sich in den Gang, der ihn hierher geführt hatte, zurückzuziehen, als sein Blick auf eine an der Wand montierte Büste eines Pharao fiel.

      Diese waren in der Pyramide nicht unüblich, aber dennoch war sie womöglich etwas wert. Da er wahrscheinlich nie wieder die Chance haben würde, in dieser Kammer zu sein, zumindest nicht allein, durchquerte er den Raum, um sich die Büste näher anzusehen. Gehauen aus einem einzelnen Quarzblock war sie etwa zwanzig Zentimeter hoch und zehn breit. Sie ragte ein Stück aus der Wand heraus.

      Selam richtete den Strahl seiner Taschenlampe ringsherum um die Stelle, an der die Statuette die Wand berührte. Er wollte sie nicht kaputtmachen, nicht einmal etwas ankratzen. Je weniger sie bei der Entfernung von ihrem Fundort beschädigt wurde, desto mehr Geld würde sie wert sein. Dennoch hatte er nicht die Zeit, so gründlich zu sein, wie er eigentlich sein musste. Er dachte, dass es etwas merkwürdig war, wie sie in der Wand saß, etwas an der Tiefe der Rille. Normalerweise waren die Fugen so eng, dass sie nicht einmal ein menschliches Haar hineinließen, aber diese waren viel breiter.

      Mit einem Achselzucken legte Selam eine Hand auf den Kopf der Figur. Er zog sie sanft nach links und dann nach rechts, ohne dass er irgendeinen Spielraum erspüren konnte. Ob mit breiten Rillen oder nicht, mutmaßte er, die Konstruktion war stabil – selbst nach den vergangenen Jahrtausenden – und hielt sich ebenso wie der Rest der beeindruckenden Pyramide.

      Du hast keine Zeit dafür, du musst zurück ins Lager. Das wiederholte er wie ein Mantra in seinem Kopf, aber etwas an dem symbolischen Kopf faszinierte ihn. Er griff das Ornament anders herum und zog es hoch. Nichts. Ich versuche noch eine Sache. Selam drückte den Kopf der Figur nach unten.

      Der geringste Hauch von Steinstaub rieselte hinter der alten Wandhalterung herab. Dann begann die Steinfigur die Wand hinunterzurutschen. Der Klang von Stein auf Stein füllte Selams Ohren und ließ ein Lächeln auf seinem Gesicht erstrahlen. Es löste sich. Das Artefakt würde ihm gehören.

      Die montierte Figur kam plötzlich zu einem unsanften Stillstand, als sie das Ende ihrer Rille in der Wand erreichte, und Selam riss an ihr, wobei er erwartete, dass das Objekt sich aus der Wand lösen würde. Stattdessen spürte er, wie der Boden zu beben begann.

      Selam wirbelte herum und schaute auf den Rest des Raumes. Die Steine waren im Umbruch, warfen Wellen von ihm bis zum Eingang der Kammer. Er fühlte die Figur in seine Hand kippen, aber er ließ sie fallen, nicht länger daran interessiert, was dieser altertümliche Tand wert sein mochte.

      Neugierig darauf, ob sich vor ihm eine neue Tür aufgetan hatte, blickte er auf die Stelle, aus der er die Figur gezogen hatte. Nichts Neues, außer einem tiefen Riss dort, wo sie sich befunden hatte. Er könnte sich selbst dafür ohrfeigen, womöglich eine Art Falle ausgelöst zu haben. Ich muss hier auf der Stelle raus!

      Aber als er sich wieder umdrehte, sank ihm das Herz in die Knie. Hier herauszukommen würde keine Selbstverständlichkeit sein. Die erste Reihe der großen, quadratischen Bodensteine war … verschwunden! Nein, nicht verschwunden, wie Selam sehen konnte. Wasser floss nun an ihrer Stelle. Sie waren versunken. Während er zusah, drang weiteres Wasser in die Kammer und die nächste Reihe Bodensteine fiel den Fluten zum Opfer.

      Selbst als er auf die Steine trat, welche noch immer vorhanden waren, hatte er Schwierigkeiten, sein Gleichgewicht zu bewahren, da sie sich alle in Bewegung befanden. Er fiel hart auf ein Knie, bevor er sein Gleichgewicht rechtzeitig wiederfand, um zu sehen, wie eine weitere