Wyatt Earp Paket 1 – Western. William Mark. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: William Mark
Издательство: Bookwire
Серия: Wyatt Earp
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740942502
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Arzt deutete mit dem Lauf seiner Winchester zum Marshal-Office hinüber.

      Da trat soeben ein Mann vor die Tür, hing das Windlicht auf und kam mit festen, harten Schritten hochaufgerichtet über die Straße.

      Er ging direkt auf die City-Hall zu.

      Die Männer beobachteten ihn schweigend.

      Ja, das war er, ihr Wyatt Earp – der Mann, um dessen Heimkehr sie seit Tagen gebetet hatten.

      Er trat an die Tür und stieß sie auf.

      Das war für den Arzt das Zeichen. Er kam mit den anderen über die Straße.

      Als der Lichtschein der vier großen Kerosinlampen auf die hohe Gestalt des Marshals fiel, als sein metallener Stern vorn an der Weste aufblitzte, da ging ein einziger Aufschrei durch die City-Hall.

      Dann war es still.

      Doc Croft und seine Begleiter schoben sich hinter dem Marshal in den großen Raum.

      Wyatt schritt bis in die Mitte der City-Hall und stellte sich vor die im Halbkreis aufgebauten Stuhlreihen hin.

      »Männer! Laßt eure Revolver in den Gurten. Da an der Tür sind einige Winchestergewehre auf euch gerichtet. Ich bin hier, um euch zu sagen, daß Mannen Clements und seine Brüder von mir festgenommen worden sind. Shanghai-Pierce ist ebenfalls hinter Schloß und Riegel. Der verrückte Einfall, diese Stadt zu besetzen, ist damit zerstört. Richter Jewett wird morgen gegen Mannen Clements und seine Mitgefangenen verhandeln. Ich will nicht sagen, daß ihr alle mitschuldig seid, obgleich ich euch alle mit Waffen in dieser Stadt sehe. Hört genau zu, Männer. Ihr kommt jetzt in einer Reihe hier heraus und laßt vor den Gewehrschützen eure Gurte fallen. Die bleiben hier. Das soll eure einzige Strafe sein. Holt eure Pferde aus den Mietställen und verschwindet. Wenn ich innerhalb einer einzigen Stunde noch einen von euch in der Stadt antreffe, schieße ich ihn nieder. Und gebt euch keinen falschen Hoffnungen hin. Ich bin nicht allein gekommen. Wichita wird jetzt von starken Händen beschützt. Vorwärts jetzt. In einer Reihe zur Tür. Kid, du sammelst die Gurte ein. Doc – wenn einer schief guckt, fegen Sie ihn rücksichtslos nieder!«

      Die Kuhtreiber blickten einander an.

      Manche hatten begriffen, daß der große Cowboyaufstand von Wichita zu Ende war.

      Aber andere hatten es noch nicht begriffen.

      Einem einäugigen Burschen mit einem Affengesicht mußte Wyatt in blitzschneller Reaktion einen Knieschuß beibringen, ehe der begriff, und einem anderen hieb er den Knauf des Buntline-Revolvers auf den Unterarm, als der zur Waffe griff.

      In langer Reihe pilgerten die Treiber zur Tür.

      Der Doc und seine Leute paßten scharf auf, die Gewehre im Anschlag.

      Kid sammelte die Gurte ein und tastete auch einige Burschen ab, die ihm den Eindruck machten, als ob sie noch weitere Waffen bei sich trügen.

      Alles ging in stummer, verbissener Ruhe vor sich.

      Eine halbe Stunde später war die Streitmacht der siebzig Texaner zerschlagen.

      Mutlos, ihres Anführers beraubt, trollten sie sich aus der Stadt.

      Wyatt stand mitten auf der Straße und blickte hinter ihnen her. Dann rief er Kid zu sich. »Los, reite hinter ihnen her und gib acht, ob sie wirklich über die Brücke reiten. Wenn der letzte hinüber ist, bleibst du an der Brücke, bis ich dich ablöse. Sie müssen ja doch alle nach Süden!«

      Kid nickte, holte sein Pferd und preschte los.

      Da gesellte sich der Doc zu dem Marshal, stützte sich auf den Lauf seines Gewehres und meinte: »Ich hätte da nur zwei Fragen, Wyatt.«

      »Ja?«

      »Wie sind Sie in die Stadt gekommen?«

      »Ziemlich einfach. Oben bei Vince traf ich die alte Indianerin, die die Fässer bei Porter säubert. Sie erzählte mir alles. Daß Mannen Clements zurückgekommen sei und Rooster erschossen habe, und jetzt die Mainstreet besetzt hielt. Ich kam völlig ungehindert in die Gasse hinter dem Office-Hof. Alles andere wissen Sie ja.«

      »Hm«, brummte der Graukopf. »Und wie ist das, wer ist mit Ihnen gekommen?«

      »Mit mir?«

      »Sie sagten doch vorhin in der City­Hall zu den Banditen, Sie seien nicht allein gekommen.«

      Über das Gesicht des Marshals huschte ein Lächeln. »Das stimmt ja auch. Sie waren doch bei mir…«

      Der Doc schob sich den Hut ins Genick und ging auf sein Haus zu. »Gute Nacht, Wyatt!«

      »Gute Nacht!«

      *

      Als Wichita am nächsten Morgen erwachte, stand die Sonne rotleuchtend über dem Horizont und warf ihre feurigen Strahlenbündel in die Mainstreet.

      Am Zügelholm vor dem Marshal-Office lehnte ein hochgewachsener Mann, mit der schwarzen Zigarre zwischen den Zähnen und verschränkten Armen. Er hatte das linke Auge eingekniffen und blickte die Straße hinunter. Wenn jemand vorüberging und grüßte, tippte er meist nur kurz an den Hutrand.

      Oben in der Tür stand ein jüngerer Mann, an den Türpfosten gelehnt, ebenfalls mit verschränkten Armen und einer großen dunklen Zigarre zwischen den Lippen. Er grüßte auf die gleiche Art, wenn jemand vorüberkam.

      Und der grauhaarige Doktor Henry Croft, der quer über die Straße ging, um seinen Morgenbesuch bei einem Patienten zu machen, kniff ein Auge ein, grinste und meinte laut:

      »Na, gibt’s was Neues, Marshal?«

      Wyatt schüttelte den Kopf. »No, Doc.«

      »Wie sollte es auch, wo Sie wieder hier sind…«

Der Sternsporenreiter

      Es war an einem kristallklaren Wintertag, als Jim Hunter ihn zum erstenmal sah. Und irgendwie hatte Jim gefühlt, daß es kein gewöhnlicher Augenblick war, als der Reiter unten aus der Talsenke auftauchte und auf ihn zukam.

      Er hatte ein tiefbraunes, eckiges Gesicht und harte graue Augen. Die Brauen schienen über der Nase zusammengewachsen zu sein. Die Nase war kurz und kantig. Der Mund breit, fest und an den Winkeln heruntergezogen. Weit schob sich das große Kinn nach vorn. Der breitkrempige graue Hut war vorn ein wenig aufgeschlagen – und eigentlich war es nur das, was Jim an dem Fremden gefiel. Es war das einzige Freundliche, Offene an dem Reiter. Er steckte in abgetragener Weidekleidung, trug einen patronengespickten Waffengurt und auf der rechten Seite einen großen Revolver im Halfter. Im Scabbard, der steil nach unten zeigte, steckte eine 44er Winchester.

      Es war eigentlich nichts Besonderes an diesem Mann. Nicht einmal sein Pferd war wert, länger als einen Augenblick angesehen zu werden; es war ein hochbeiniger Grauschimmel, kaum seine dreißig Dollar wert.

      Wie gesagt, es war nichts besonders Auffallendes an dem Reiter, und dennoch hatte der Cowboy Jim Hunter ein merkwürdiges Gefühl beim Anblick des Fremden.

      Der war jetzt bis auf fünf Yards an den Zaun herangekommen, hinter dem Jim auf seinem Sattel am Boden hockte.

      Die schiefergrauen Augen des Fremden prüften das Gesicht des jungen Weidereiters. Dann öffnete er die Lippen und fragte mit einer rauhen, schnarrenden Stimme: »Hallo! Gehören Sie zur Moonranch?«

      Jims blaue Augen ruhten forschend auf dem Reiter. Dann nickte er: »Yeah –«

      »Ist das ganze Land eingezäunt?«

      Jim hörte den leisen Spott in dieser Frage sehr wohl heraus. »Doch, Mister – unsere Weide jedenfalls.«

      »Verrücktes Land, dieses Kansas.«

      »Wo kommen Sie her?«

      »Aus Texas.«

      Er hätte es eigentlich nicht zu sagen brauchen, und Jim hätte es nicht nötig gehabt, danach zu fragen. Man konnte es dem großen, hageren Burschen ansehen, woher er kam. Er war ganz und gar