Der Geisterjäger Staffel 2 – Gruselroman. Andrew Hathaway. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Andrew Hathaway
Издательство: Bookwire
Серия: Der Geisterjäger Staffel
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740936938
Скачать книгу

      Der Geisterdetektiv lachte leise. »Das hast du sehr vorsichtig ausgedrückt«, antwortete er. »Früher haben wir ein paarmal zusammengearbeitet, aber er hat andere Vorstellungen von Ermittlungen als ich. Ihm geht es immer um die Sache, mir geht es um die Menschen.«

      »Ihr zieht doch am selben Strang«, wandte der Meteorologe ein.

      »Richtig, Mervin. Deshalb duldet der eine den anderen, mehr aber auch nicht.«

      Der Leiter der wissenschaftlichen Station runzelte besorgt die Stirn. »Es wird doch keine Reibereien geben?«

      Der Geisterdetektiv klopfte seinem Freund beruhigend auf die Schulter. »Das kommt nur auf Red an. Ich gehe nach meinen eigenen Methoden vor. Pfuscht er mir ins Handwerk, gibt es einen großen Knall. Läßt er mich in Ruhe, ist es gut. Wenn du Red darauf ansprichst, wird er dir übrigens dasselbe sagen.«

      »Dann ist ja alles in Ordnung!« rief Sanders strahlend.

      »Nichts ist in Ordnung.« Rick grinste breit. »Wir haben nämlich verschiedene Vorstellungen davon, was man unter ›in Ruhe lassen‹ verstehen soll. Und jetzt zeigst du mir mein Quartier. Ich möchte nämlich endlich diesen Pelz ausziehen. Ich beginne zu schwitzen.«

      *

      Eine Stunde später war Rick Masters bereit, sich mit dem geheimnisvollen Overall zu beschäftigen.

      »Ein merkwürdiges Ding«, stellte Mervin Sanders fest. »So etwas wird heute gar nicht mehr angefertigt.«

      Rick horchte auf. »Das verstehe ich nicht ganz«, sagte er und vermied es, Red vom Secret Service anzusehen.

      Er wollte keinen Zweifel aufkommen lassen, daß er der eigentliche Experte war. Das tat er nicht aus Überheblichkeit. Er wußte, daß Red auf seinem Gebiet gut war. Aber hier handelte es sich um nichts, das den Geheimdienst anging, sondern es betraf Rick Masters in seiner Eigenschaft als Geisterdetektiv. Hier waren übersinnliche, dämonische Kräfte am Werk.

      Rick wollte keine Verzögerung in Kauf nahmen, weil sie unter Umständen Leben gefährdet hätte.

      Mervin Sanders war in seinem Element. Er erklärte Rick, wie modernere Anzüge gegen die Kälte geschneidert wurden. Dann wies er auf die Unterschiede zu diesem geheimnisvollen Overall hin.

      »Ich habe mich schon lange, bevor mein Dienst in der Antarktis begann, mit historischen Expeditionen beschäftigt«, schloß er. »Dabei bin ich auf diesen Schnitt gestoßen.«

      »Mit anderen Worten«, warf Red ein, »es handelt sich um einen alten Overall.«

      Der Leiter der Station nickte. »Vor hundert Jahren hat man solche Kleidungsstücke für Antarktisexpeditionen gefertigt.«

      »Was für uns völlig unwichtig ist«, tat Red geringschätzig diese Informationen ab.

      »Im Gegenteil, es ist sehr wichtig«, widersprach Rick. »Ich kann daraus…«

      »Halten Sie mich nicht mit solchen Kleinigkeiten auf!« fuhr Red dazwischen. Er wirkte nervös und gereizt. »Wir müssen herausfinden, wer hinter der Sabotage steckt. Das kann ein Angehöriger dieser Station sein, das kann aber auch ein Agent sein, der von außen diese Dinge steuert.«

      Rick Masters setzte zu einer scharfen Antwort an. Lilian Harper kam ihm zuvor.

      »Ich schlage vor, daß wir die Sicherheitsbestimmungen durchgehen, Mr. Red«, sagte sie hastig und hakte sich bei dem Geheimdienstmann unter. »Das tun wir am besten bei einem Rundgang durch die Station. Sie mit Ihren Fachkenntnissen werden sofort die schwachen Stellen entdecken.«

      Energisch drängte sie Red aus der Zentrale und vermied auf diese Weise einen Streit zwischen dem Secret Service Agenten und Rick Masters.

      »Aufgeschoben ist nicht aufgehoben«, sagte Rick verbissen, sobald sich die Tür hinter den beiden schloß. »Vielleicht wäre es besser gewesen, wir hätten gleich von Anfang an die Fronten geklärt.«

      Mervin Sanders verdrehte seufzend die Augen zur Decke. »Und ich hatte gehofft, daß es friedlich abgeht. Also gut, Rick, was ist nun mit diesem Overall? Ich verstehe zwar nicht, wieso dieser Anzug zu Leben erwacht ist und euch angegriffen hat, aber kann es noch einmal passieren?«

      Der Geisterdetektiv nickte. »Leider ja. Ich will dir nicht versprechen, daß ich ihn unschädlich machen kann. Dazu müßte ich die Wurzel allen Übels kennen.«

      Mervin versetzte dem nunmehr harlosen Anzug einen wütenden Fußtritt. »Mich würde etwas interessieren.« Er warf Rick einen bedeutungsvollen Blick zu. »Du hast vorhin eine glänzende Kugel in der Hand gehalten. Was war das? Für mich hat es so ausgesehen, als hättest du dich nur dadurch gerettet, daß du die Kugel gegen den Anzug gedrückt hast.«

      Grinsend holte der Geisterdetektiv die ungefähr walnußgroße Silberkugel aus seiner Tasche und zeigte sie seinem Freund. Sie wirkte völlig normal. Niemand konnte ihr ansehen, welche Kräfte in ihr steckten.

      »Ich habe sie vor einiger Zeit bei einem Trödler entdeckt«, erklärte der Geisterdetektiv. »Zuerst dachte ich, ich hätte einen hübschen Ziergegenstand gekauft. Dann habe ich gemerkt, daß sie starke Kräfte der Weißen Magie enthält. Frag mich nicht, woher sie stammt. Ich weiß es nicht.«

      Mervin Sanders betrachtete die Kugel plötzlich mit ganz anderen Augen. »Warum hast du das vorhin nicht gesagt?« fragte er.

      Rick ließ seine Waffe gegen das Böse wieder in der Tasche verschwinden und hielt sich die immer noch schmerzende Schulter. Er konnte den Arm jetzt schon wieder gebrauchen.

      »Mervin, ihr hättet mich doch nur ausgelacht«, erwiderte er. »Deine Stellvertreterin wollte auch nicht an diesen gefährlichen Anzug glauben. Erst als sie es mit eigenen Augen sah, ließ sie sich bekehren.«

      Mervin Sanders öffnete den Mund. Rick hörte jedoch nicht mehr, was ihr Freund sagen wollte.

      Durch die ganze Station drang nämlich ein ohrenbetäubender Gong, der die Wände zum Beben brachte und die Menschen zu Boden fegte.

      *

      Verzweifelt hielt sich der Geisterdetektiv die Ohren zu. Er glaubte, dieses unmenschliche Dröhnen nicht auszuhalten. Es klang, als schlüge jemand von außen mit einem gewaltigen Hammer gegen die Forschungsstation.

      Die Schallwellen waren körperlich zu spüren. Rick stemmte sich auf die Knie hoch, wurde jedoch von dem nächsten Ansturm umgeworfen. Mit ausgebreiteten Armen und Beinen lag er da und hielt sich mit aller Kraft fest. Es nützte nichts. Er wurde gegen die Wand geschleudert und blieb benommen liegen.

      Ihm war, als würden sich die Wände der Station auflösen, als würden sie sich verformen und auseinanderfließen, als wären sie aus Butter geformt. Der Boden hob und senkte sich, formte Blasen, die zur Decke stiegen und dort zerplatzten. Für Momente glaubte der Geisterdetektiv, blauen Himmel über sich zu sehen. Doch das konnte nur eine Sinnestäuschung sein.

      Schlagartig war alles vorbei. Die wissenschaftliche Station lag genauso still da wie zuvor. Nichts schien sich verändert zu haben.

      Keuchend richteten sich Rick und Mervin Sanders auf. Beiden stand der Schweiß auf der Stirn.

      »Was – was – war – das…?« fragte Sanders stöhnend. »So etwas habe ich noch – nie erlebt.«

      Rick stand noch unsicher auf den Beinen. Er gab keine Antwort, da er auch nicht wußte, was dieses Phänomen zu bedeuten hatte. Sein erster Blick galt dem Fellanzug. Er fürchtete, der Ansturm magischer Mächte hätte das Kleidungsstück erneut mit einem bösen Geist beseelt.

      Er hatte sich zum Glück getäuscht. Mervin Sanders stieß einen erstaunten Ruf aus. Wo vorhin noch der Anzug gelegen hatte, sahen sie jetzt nur mehr einen formlosen Haufen von Haaren. Der Anzug hatte sich in seine Bestandteile aufgelöst.

      »Das kann nur eine Nebenwirkung sein«, stellte der Geisterdetektiv fest. »Sehen wir nach, was noch alles passiert ist.«

      Sie erholten sich rasch und überprüften die Zentrale. Hier hatte sich nichts verändert.