Der Geisterjäger Staffel 2 – Gruselroman. Andrew Hathaway. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Andrew Hathaway
Издательство: Bookwire
Серия: Der Geisterjäger Staffel
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740936938
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in Ordnung.« Lilian Harper ließ sich nicht anmerken, was sie dachte. »Andererseits halte ich nichts davon. Was soll ein Privatdetektiv in unserer Station? Und was sollen diese düsteren Andeutungen, er sei Experte für übersinnliche Phänomene? Welche übersinnlichen Phänomene, wenn ich fragen darf?«

      Mervin Sanders starrte sie verblüfft an. »Das Auftauchen dieses merkwürdigen Fellanzugs, der von allein gehen konnte. Ist das kein übersinnliches Phänomen?«

      Seine Stellvertreterin machte eine wegwerfende Handbewegung. »Ich war nicht dabei, ich habe es nicht mit eigenen Augen gesehen«, erklärte sie eisig. »Wer weiß, was wirklich passiert ist. Vielleicht hat der Sturm diesen leeren Fellanzug vor sich hergetrieben. Ich weiß doch, wie schlecht die Sicht an diesem Tag war.«

      Mervin Sanders bemühte sich, den aufkeimenden Ärger zu unterdrücken. »Ich wünschte, Sie hätten es gesehen!« rief er temperamentvoll.

      Lilian Harper stand auf und deutete damit an, daß sie das Thema nicht weiter verfolgen wollten.

      »Der Anzug liegt noch im Depot«, erklärte Sanders. »Ich habe ihn für Rick Masters aufgehoben. Wollen Sie ihn prüfen?«

      Lilian warf ihm einen forschenden Blick zu. Sie merkte, daß sie in ihrem Unglauben einen Schritt zu weit gegangen war. Um wieder einzulenken, nickte sie.

      Fünf Minuten später betrat sie mit dem Leiter der Station einen der Lagerräume von ›Charly‹. Sanders schaltete das Licht ein und sah sich um.

      »Der Anzug ist weg«, murmelte er verblüfft.

      In diesem Moment heulte eine Alarmsirene auf. Durchdringend jaulte der auf- und abschwellende Ton durch die kahlen Gänge der Station.

      Mit zwei Sprüngen war Mervin Sanders am nächsten Wandtelefon und riß den Hörer ans Ohr. Mit bebenden Fingern wählte er die Nummer der Zentrale.

      »Was ist los?« schrie er, als er den Wachhabenden an den Apparat bekam.

      »Keine Ahnung«, antwortete der Kollege. »Ich weiß nur, daß Sandra halb erwürgt in ihrer Unterkunft liegt und daß dieser verhexte Fellanzug aus ihrem Zimmer gekommen ist.«

      Mervin Sanders ließ entgeistert den Hörer sinken und starrte seine Stellvertreterin an.

      Sie nahm ihm den Hörer aus der Hand und ließ sich ebenfalls von dem wachhabenden Wissenschaftler schildern, was geschehen war.

      Wortlos legte sie auf. Als sie sich zu Mervin Sanders umdrehte, war in ihrem Gesicht deutlich geschrieben, was sie dachte.

      Hier sind alle übergeschnappt!

      Sie sollte sich bitter täuschen…

      *

      Rick Masters schob Entscheidungen nie auf die lange Bank. Nachdem er das Telegramm seines alten Freundes Mervin Sanders aus der Antarktis erhalten hatte, stand für ihn fest, daß er diesen Auftrag übernahm.

      Bereits am nächsten Morgen nahm er Kontakt zu der vorgesetzten Dienststelle seines Freundes auf und erfuhr zu seiner Überraschung, daß ihn die Behörden mit aller Kraft unterstützten.

      »Sie brauchen nur einen Wunsch zu äußern, und er ist schon erfüllt«, versprach ihm der zuständige Mann.

      »Gut«, sagte Rick zufrieden. »Dann möchte ich so schnell wie möglich reisen. Am besten schon gestern.«

      Der Wunsch wurde erfüllt. Rick wurde streckenweise sogar mit Sondermaschinen der Luftwaffe befördert. Darüber wunderte er sich zwar, stellte jedoch keine Fragen. Er würde schon noch früh genug in der Forschungsstation alles Nötige erfahren.

      Er kam um zwölf Uhr Ortszeit mit einem Hubschrauber an, der wegen des ununterbrochen tobenden Schneesturms kaum landen konnte. Der Pilot vollbrachte eine Meisterleistung, indem er eine nur wenige Minuten dauernde Pause des Sturms abwartete und den riesigen Vogel auf das Eis setzte.

      Rick Masters war ja nicht gerade auf sommerliche Temperaturen vorbereitet, obwohl auf der südlichen Halbkugel Sommer herrschte, aber dieser eisige Sturm ließ doch seinen Atem stocken. Sobald er ins Freie sprang, glaubte er auf der Stelle zu erstarren. Er packte seinen Koffer, den ihm der Pilot aus der Maschine reichte und stolperte zum Eingang von CXM 304. Zu seiner Erleichterung öffnete sich die Tür, noch ehe er sich nach einer Klingel oder etwas Ähnlichem umsehen mußte.

      Keuchend taumelte er in den Vorraum und holte tief Luft, als ihm Wärme entgegenschlug.

      Eine hübsche junge Frau tauchte vor ihm auf. Sie mußte offensichtlich ein lautes Lachen unterdrücken.

      »Willkommen in ›Charly‹, Mr. Masters«, sagte sie freundlich. »Kommen Sie mit dem Wetter nicht zurecht?«

      Der Geisterdetektiv musterte sie, als käme sie von einem anderen Stern. »Da fragen Sie noch?« rief er. »Wer ist Charly?«

      »Diese Station«, erklärte ihm die Wissenschaftlerin. Er wußte bereits, daß sich hier nur Fachleute aufhielten. Hilfspersonal gab es keines. Jeder mußte zupacken. »Sie haben übrigens Glück, Mr. Masters. Sie haben eine Hitzewelle erwischt.«

      Rick grinste gequält, schüttelte den Schnee von dem dicken Pelz, den sie ihm bereits in London gegeben hatten, und er wollte noch etwas fragen, als ihn ein schrill jaulender Ton unterbrach.

      »Alarm?« fragte er hastig.

      Die junge Frau nickte und stürzte ans Telefon. Rick wartete ungeduldig, bis sie mit der Zentrale gesprochen hatte.

      »Eine Kollegin ist fast erwürgt worden!« rief die Wissenschaftlerin. »Von dem leeren Fellmantel!«

      Rick starrte sie schon wieder völlig entgeistert an. Er hatte keine Ahnung, was sich bisher in der Station abgespielt hatte.

      »Wo ist die Zentrale?« rief er nur.

      Sie zeigte ihm die Richtung.

      Der Geisterdetektiv hetzte los. Seinen Koffer ließ er stehen. Jetzt ging es um Sekunden.

      *

      Rick Masters fand die Zentrale der Forschungsstation ohne Schwierigkeiten. Er brauchte nicht einmal jemanden von der Besatzung zu fragen.

      Die Leute liefen aufgeregt durcheinander, schienen jedoch nicht zu wissen, was sie tun sollten.

      Schon beim Anflug hatte Rick gesehen, daß die Station in Form einer riesigen Kuppel gebaut war. Die nach innen führenden Gänge endeten alle bei der Zentrale von ›Charly‹. Das war einfach.

      Er erreichte eine rot gestrichene Tür und stieß sie auf, ohne vorher anzuklopfen. Ungefähr ein Dutzend Personen waren versammelt. Sie fuhren herum, als die Eisentür hart gegen die Wand schlug.

      »Rick!« Mervin Sanders drängte sich zwischen den anderen durch und kam mit ausgestreckten Armen auf den Geisterdetektiv zu. »Genau im richtigen Moment! Leute, das ist Rick Masters aus London!«

      Rick nickte nur flüchtig in die Runde. »Was ist passiert?« Er verzichtete auf eine lange Begrüßung.

      »Wir haben ein Problem.« Mervin Sanders sprach gehetzt. »Ein Fremder kam auf unsere Station zu. Sah so aus, als wäre er verletzt oder erschöpft. Wir wollten ihm helfen, doch dann fanden wir nur einen leeren Fellanzug, so ein Ding, wie du selbst anhast. Wir haben den Anzug in unser Lager gebracht. Jetzt ist er verschwunden. Sandra wurde überfallen und gewürgt. Sie behauptet, daß es dieser leere Fellanzug gewesen sei. Zwei andere behaupten, sie hätten den Overall durch die Station gehen sehen. Klingt verrückt, nicht wahr?«

      Ehe Rick antworten konnte, drängte sich eine blonde, kühl wirkende Frau vor. »Ich bin Lilian Harper, Mervins Stellvertreterin«, stellte sie sich vor. »Meiner Meinung nach klingt es nicht nur verrückt, es ist auch verrückt! Vielleicht haben wir einen Mann unter uns, der sich den Overall angezogen hat und uns damit erschrecken will.«

      »Ein schlechter Scherz, wenn dabei jemand gewürgt wird, meinen Sie nicht auch?« konterte Rick. »Ganz gleich, was dahintersteckt, wir müssen den Overall und seinen Inhalt finden.«

      »Ich