Sämtliche Werke (Über 190 Titel in einem Buch). Уильям Шекспир. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Уильям Шекспир
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9788075834164
Скачать книгу
Herr, so geschwind bin ich nicht reisefertig:

       Nur ein Paar Tage gebt mir, mich zu sammeln.

      Antonio.

       Was du noch brauchst, das wird dir nachgeschickt.

       Zögre nicht länger: morgen must du fort. –

       Panthino komm: du must behülflich sein,

       Ihn für die Reise eiligst auszurüsten.

      (Antonio und Panthino ab.)

      Proteus.

       Das Feuer mied ich Thor, mich nicht zu brennen,

       Und stürzte mich ins Meer, wo ich ertrinke;

       Dem Vater wollt ich Juliens Brief nicht zeigen

       Aus Furcht, er möchte meine Liebe schelten,

       Und just den Vorwand, der mich schützen sollte,

       Benutzt er, meine Liebe zu verhindern.

       Wie gleicht der Liebe kurzer Lenz so sehr

       Doch des Apriltags unbeständgem Glanz:

       Jetzt scheint die Sonne noch in voller Pracht,

       Die Wolke kommt, verschwunden ist sie ganz.

      (Panthino kommt.)

      Panthino.

       Herr Proteus, euer Vater fragt nach euch;

       Er ist sehr eilig, bitte, folgt ihm gleich.

      Proteus.

       So steht es denn: mein Herz ergiebt sich drein

       Und wehrt sich doch mit tausendfachem Nein.

      (Sie gehen ab.)

      ZWEITER AUFZUG

       Inhaltsverzeichnis

       Inhaltsverzeichnis

      Mailand. Gemach im herzoglichen Pallast.

      Valentin und Sput treten auf.

      Sput.

       Herr, euer Handschuh.

      Valentin.

       Nein, ich habe meinen.

      Sput.

       Doch wird er euer sein; ihr habt nur einen.

      Valentin.

       Wie? laß mich sehn: gieb her, ja, der ist mein –

       O süße Zierde, eines Kleinods Schrein!

       O Silvia, Silvia!

      Sput.

       Fräulein Silvia! Fräulein Silvia!

      Valentin.

       Was soll das, Schlingel?

      Sput.

       Sie wirds nicht hören, Herr!

      Valentin.

       Wer befahl dir, sie zu rufen?

      Sput.

       Euer Gnaden, Herr, wenn ich euch recht verstand.

      Valentin.

       Ja, du bist immer zu voreilig.

      Sput.

       Und jüngst schaltet ihr mich doch, weil ich zu langsam wäre.

      Valentin.

       Laß gut sein. Sage mir, kennst du Fräulein Silvia?

      Sput.

       Die euer Gnaden lieben?

      Valentin.

       Woher weist du, daß ich verliebt bin?

      Sput.

       Nun an diesen besondern Kennzeichen. Erstlich habt ihr gelernt, wie Herr Proteus die Arme übereinander zu schlagen wie ein Missvergnügter; an einem Liebeslied Gefallen zu finden wie ein Rothkehlchen; allein zu wandeln wie ein Pestkranker; zu seufzen wie ein Schulbube, der sein ABC verlor; zu weinen wie eine Dirne, die ihre Großmutter begraben hat; zu fasten wie Einer, der die Hungerkur braucht; zu wachen wie Einer, der Einbruch fürchtet, und zu winseln wie ein Bettler am Allerheiligentage. Früher pflegtet ihr, wenn ihr lachtet, wie ein Hahn zu krähen; wenn ihr giengt wie ein Löwe zu schreiten; wenn ihr fastetet, war es gleich nach dem Eßen; wenn ihr trübe drein saht, so wars, weil ihr kein Geld hattet. Jetzt aber hat euch ein Mädchen so verwandelt, daß ich euch, wenn ich euch ansehe, kaum für meinen Herrn halten kann.

      Valentin.

       Bemerkt man das Alles an mir?

      Sput.

       Man bemerkt das Alles außer euch.

      Valentin.

       Außer mir? Das kann nicht sein.

      Sput.

       Außer euch scheint unmöglich, weil Niemand außer euch so einfältig sein wird. Aber ihr seid so außer euch von diesen Thorheiten, daß diese Thorheiten in euch sind und in euch durchscheinen wie das Waßer in einem Uringlas. Jedes Auge, das euch sieht, wird augenblicklich zum Arzt und erräth eure Krankheit.

      Valentin.

       Aber sprich, kennst du das Fräulein Silvia?

      Sput.

       Die ihr so angafft, wenn sie bei Tische sitzt?

      Valentin.

       Hast du das bemerkt? Eben die mein' ich.

      Sput.

       Nein, Herr, ich kenne sie nicht.

      Valentin.

       Du bemerktest, daß ich sie angaffe und kennst sie nicht?

      Sput.

       Ist sie nicht verwachsen, Herr?

      Valentin.

       Sie ist schön, aber noch beßer gewachsen.

      Sput.

       Das weiß ich recht wohl.

      Valentin.

       Was weist du?

      Sput.

       Daß sie nicht so schön als euch ins Herz gewachsen ist.

      Valentin.

       Ich meine, ihre Schönheit ist überaus groß; aber ihr Wuchs unaussprechlich schön.

      Sput.

       Ja, weil das eine gemalt ist und das andere nicht der Rede werth.

      Valentin.

       Wie so, gemalt? und warum nicht der Rede werth?

      Sput.

       Ei Herr, sie schminkt sich so, daß Niemand von ihrer Schönheit spricht.

      Valentin.

       Wer bin Ich denn? Ich spreche von ihrer Schönheit.

      Sput.

       Ihr saht sie nicht, seit sie garstig ist.

      Valentin.

       Seit wann ist sie garstig?

      Sput.

       Seit ihr sie liebt.

      Valentin.

       Ich liebe sie, seit ich sie sah, und sehe sie immer noch schön.

      Sput.

       Wenn ihr sie liebt, könnt ihr sie nicht sehen.

      Valentin.

       Warum nicht?

      Sput.