Falstaff.
Bitt dich, kein Geplauder mehr: es bleibt dabei. Das ist das drittemal; ich hoffe, die ungrade Zahl bringt Glück. Fort, geh; man sagt, die ungrade Zahl sei eine heilige bei Geburt, bei Schicksalen und beim Sterben. Fort! –
Frau Hurtig.
Ich besorg Euch eine Kette; und ich will tun, was ich kann, Euch ein paar Hörner zu verschaffen.
Falstaff.
Fort, sag ich, die Zeit verläuft.
(Frau Hurtig geht ab.)
Halt den Kopf in die Höhe und mache dich niedlich! –
Fluth kommt.
Nun, Herr Bach? – Herr Bach, heut nacht muß die Sache zustande kommen, oder nie. Seid nur im Park um Mitternacht bei Hernes Eiche, und Ihr sollt Wunder sehn.
Fluth.
Gingt Ihr nicht gestern zu ihr, Sir, wie Ihr mir sagtet, es sei verabredet? –
Falstaff.
Ich ging zu ihr, Herr Bach, wie Ihr mich seht, als ein armer, alter Mann; aber ich kam von ihr, Herr Bach, wie eine arme, alte Frau. Dieser verdammte Schurke Fluth, ihr Mann, ist besessen vom listigsten tollen Teufel der Eifersucht, der je einen verrückten Kopf regiert hat. Hört nur! er hat mich jämmerlich durchgeprügelt in der Gestalt eines Weibes; denn in der Gestalt eines Mannes, Herr Bach, fürchte ich mich nicht vor dem Goliath mit seinem Weberbaum: weil ich wohl eingedenk bin, daß das menschliche Leben nur eine Weberspule ist. Ich habe Eile; geht mit mir, ich will Euch alles erzählen, Herr Bach. Seit ich Gänse gerupft, die Schule geschwänzt und Kreisel gepeitscht, wußt ich nicht, was Prügel seien, bis neulich. – Kommt mit, ich will Euch seltsame Dinge von dem Schurken, dem Fluth, erzählen, an dem ich heute nacht Rache nehmen und Euch seine Frau in die Hände liefern will. Kommt mit mir, wir haben seltsame Dinge vor, Herr Bach! Folgt mir! – (Sie gehn ab.)
ZWEITE SZENE
Im Park von Windsor
Es treten auf Page, Schaal und Schmächtig
Page.
Kommt, kommt, wir wollen im Schloßgraben lauern, bis wir das Licht unsrer Feen sehn. Denkt an meine Tochter, Sohn Schmächtig.
Schmächtig.
Ei natürlich! ich habe mit ihr gesprochen, und wir haben ein Merkwort, woran wir einander erkennen. Ich gehe zu der in Weiß und sage: Schnipp! sie sagt: Schnapp! und dabei kennen wir einander.
Schaal.
Das ist recht gut; aber was braucht's dein Schnipp und ihr Schnapp? Das Weiß macht sie schon kenntlich genug. – Es hat zehn geschlagen.
Page.
Die Nacht ist finster, Lichter und Elfen werden sich gut ausnehmen. Der Himmel gebe unserm Spaß Gedeihen; niemand meint es schlimm als der Teufel, und den kennen wir an seinen Hörnern. Laßt uns gehn; kommt mit.
(Sie gehn ab.)
DRITTE SZENE
Straße in Windsor
Es treten auf Frau Page, Frau Fluth und Doktor Cajus
Frau Page.
Herr Doktor, meine Tochter ist in Grün; wenn Ihr Eure Zeit erseht, faßt sie bei der Hand, fort mit ihr zur Dechanei, und macht's in aller Schnelligkeit ab. Geht voraus in den Park; wir beide müssen zusammengehn.
Cajus.
Ik weiß, was ik 'aben su tun: Adieu! (Ab.)
Frau Page.
Lebt wohl, Herr Doktor. Mein Mann wird sich nicht so über Falstaffs Bestrafung freuen, als er über des Doktors Heirat mit meiner Tochter wüten wird; aber das tut nichts. Besser ein wenig Schmälen als eine Menge Herzeleid.
Frau Fluth.
Wo ist denn Annchen und ihr Feentrupp? Und der wallisische Teufel Evans? –
Frau Page.
Sie lauern alle in einer Grube, dicht an Hernes Eiche, mit verdeckten Lichtern, die sie, nachdem Falstaff und wir zusammengekommen sind, plötzlich in der Dunkelheit werden leuchten lassen.
Frau Fluth.
Das muß ihn durchaus erschrecken.
Frau Page.
Erschreckt's ihn nicht, so wird er gefoppt, und erschrickt er, so wird er um soviel mehr gefoppt.
Frau Fluth.
Wir wollen ihn recht ausbündig verraten!
Frau Page.
Rechtmäßig ist Verrat und dünkt uns ritterlich,
Und träf er solche Löffler noch so bitterlich.
Frau Fluth.
Die Stunde naht: Zur Eiche hin! zur Eiche! –
(Sie gehn ab.)
VIERTE SZENE
Im Park
Es kommen Sir Hugh Evans, Feen und Elfen
Evans.
Kommt jetzt anketrippelt, ihr Feen; verkeßt eure Rollen nicht: seid dreist, tas pitt ich euch. Folkt mir zur Krupe, und wann ich Stichwort kepe, so tut, wie euch anketeutet. Kommt, trip! trap! – (Sie gehn ab.)
FÜNFTE SZENE
Eine andere Gegend des Parks
Falstaff, mit einem Hirschgeweih auf dem Kopf, tritt auf
Falstaff.
Die Windsorglocke hat zwölf geschlagen: der Augenblick rückt heran. Nun, ihr heißblütigen Götter, steht mir bei. Erinnre dich, Jupiter, wie du für Europa ein Stier wurdest; Liebe setzte dir deine Hörner auf. – Oh, allmächtige Liebe, die auf gewisse Weise das Vieh zum Menschen macht, und auf andre den Menschen zum Vieh: so wardst auch du, Jupiter, ein Schwan aus Liebe zu Leda. Oh, allgewaltige Liebe! Wie nah streifte der Gott an die Gestalt einer Gans! – Deine erste Sünde verwandelte dich in ein Vieh: fi Jupiter! und für die zweite gebärdetest du dich als Schwan: – schwante dir nicht, Jupiter, wie nichtsnutzig du warst? – Wenn Götter so hitziges Blut haben, was sollen die armen Menschen anfangen? Ich meinesteils bin hier ein Windsorhirsch, und der feisteste im Forste, denk ich. Schick mir eine kühle Brunstzeit, Jupiter, sonst kann mir niemand verdenken, wenn ich meinen Talg verliere. – Wer kommt hier? Meine Hindin? –
Frau Fluth und Frau Page kommen.
Frau Fluth.
Sir John? bist du da, mein Tierchen? mein allerliebster Hirsch? –
Falstaff.
Meine schlanke Ricke? Nun mag der Himmel Kartoffeln regnen: er mag donnern nach der Melodie vom Grünen Ärmel; er mag Gewürznelken hageln und Muskatkuchen schneien; es erhebe sich ein Sturm von Versuchungen: – Hier ist mein Obdach! –
Frau Fluth.
Frau Page ist hier bei mir, mein Herzchen! –
Falstaff.
Teilt mich wie einen Präsenthirsch, jede ein Viertel; meine