Falstaff.
Nun, das will ich auch.
Frau Hurtig.
Nun gut, so schickt ihn ihr; und seht Ihr, der kann nachher zwischen euch beiden ab und zu gehn, und kann auf alle Fälle sein Parolwort haben, daß ihr eins des andern Gedanken erfahrt und der Junge doch nichts zu verstehn braucht; denn es ist nicht gut, wenn die Kinder von solcher Gottlosigkeit was wissen; alte Leute, wißt Ihr wohl, sind dressiert, wie man zu sagen pflegt, und kennen die Welt.
Falstaff.
Gehab dich wohl; empfiehl mich beiden; da ist meine Börse; ich bleibe noch dein Schuldner. Bursch, geh mit dieser Frau; – die Neuigkeit setzt mich in Ekstase! –
(Frau Hurtig und Robin ab.)
Pistol.
Dies Jachtschiff dient wohl in Cupidos Flotte.
Mehr Segel her! setz nach! Das Schießzeug auf;
Gib Feur; die Pris' ist mein, sonst, Meer, verschling sie all!
(Pistol geht ab.)
Falstaff.
Siehst du nun, alter Hans, nur immer vorwärts! Ich will deine alte Figur mehr in Ehren halten, als ich bisher getan. Schielen sie noch nach dir? Willst du, nachdem du soviel Geld verzehrt, auch einmal etwas verdienen? Ich danke dir's, meine wackre Figur; laßt sie immer sagen, ich mach es zu grob; wenn's nur mit guter Manier geschieht.
Bardolph tritt auf.
Bardolph.
Sir John, da unten steht ein gewisser Herr Bach, der möchte euch gern sprechen und Eure Bekanntschaft machen, und hat Euer Gnaden einen Morgentrunk Sekt geschickt.
Falstaff.
Bach ist sein Name?
Bardolph.
Ja, Herr.
Falstaff.
Ruf ihn herein. (Bardolph geht.) Solche Bäche heiß ich willkommen, die von solchen Wellen überströmen! – Aha, Frau Fluth und Frau Page, habe ich euch im Netz? Viktoria! Via! –
Bardolph kommt zurück mit Fluth, der sich verkleidet hat.
Fluth.
Gott grüß Euch, Sir.
Falstaff.
Und Euch, Sir. Wollt Ihr mich sprechen?
Fluth.
Ich bin so dreist, mich ohne viel Umstände Euch aufzudrängen.
Falstaff.
Ihr seid willkommen. Was ist Euer Begehren? Laß uns allein, Küfer.
(Bardolph ab.)
Fluth.
Sir, ich bin ein Mann, der viel durchgebracht; mein Name ist Bach.
Falstaff.
Lieber Herr Bach, ich wünsche Eure nähere Bekanntschaft.
Fluth.
Werter Sir John, ich bitte um die Eurige; nicht um Euch zur Last zu fallen, denn ich muß Euch bemerken, daß ich glaube, besser imstande zu sein, Geld auszuleihen, als Ihr; und das hat mich einigermaßen dreist gemacht, Euch so zur Unzeit heimzusuchen. Denn, wie man sagt, wo Geld vorangeht, sind alle Wege offen.
Falstaff.
Geld ist ein guter Soldat, mein Herr, und macht sich Bahn.
Fluth.
Sehr wahr; und hier habe ich einen Beutel mit Geld, der mir beschwerlich ist. Wenn Ihr ihn mir wollt tragen helfen, Sir John, so nehmt ihn ganz oder halb dafür, daß Ihr mir die Last erleichtert.
Falstaff.
Sir, ich weiß nicht, wie ich dazu komme, Euer Lastträger zu sein? –
Fluth.
Ich will's Euch sagen, Sir, wenn Ihr mich anhören wollt.
Falstaff.
Redet, lieber Herr Bach, ich werde mich glücklich schätzen, Euch zu dienen.
Fluth.
Sir, ich höre, Ihr seid ein Gelehrter – (ich will mich kurz fassen) – und Ihr seid ein Mann, den ich lange gekannt habe, obgleich ich weniger die Gelegenheit als den Wunsch hatte, mir Euern Umgang zu verschaffen. Ich werde Euch eine Sache entdecken, bei der ich meine eigne Schwachheit sehr oft an den Tag legen muß; aber, lieber Sir John, indem Ihr Euer eines Auge auf meine Torheit richtet, wenn ich sie vor Euch aufdecke, lenkt das andre auf das Register Eurer eignen, damit ich um so leichter mit meinem Verweise durchkommen möge, als Ihr selbst wißt, wie leicht es sei, in solche Fehler zu fallen.
Falstaff.
Sehr gut, mein Herr; fahrt fort.
Fluth.
Es wohnt eine Frau hier im Ort; ihr Mann heißt Fluth.
Falstaff.
Wohl, Herr.
Fluth.
Ich habe sie lange geliebt, und, ich beteure Euch, viel auf sie gewandt; bin ihr mit der zärtlichsten Aufmerksamkeit gefolgt; habe mir Gelegenheiten geschafft, sie zu treffen; jeden geringen Anlaß mit Unkosten erspäht, wo ich sie, wenn auch nur obenhin, sehen konnte; habe nicht nur manches Geschenk für sie gekauft, sondern manchem reichlich gegeben, nur um zu erfahren, was sie gern geschenkt hätte; kurz, ich habe sie verfolgt, wie mich die Liebe verfolgt hat, das heißt, auf dem Fittich aller Gelegenheiten. Was ich aber auch verdienen mochte, sei's durch meine Leidenschaft, sei's durch meinen Aufwand – Lohn, weiß ich gewiß, habe ich keinen erhalten, man müßte denn Erfahrung ein Kleinod nennen, die habe ich mir zu unerhörtem Preise erstanden, und von ihr habe ich diesen Spruch gelernt:
«Wie Schatten flieht die Lieb, indem man sie verfolgt;
Sie folgt dem, der sie flieht, und flieht den, der ihr folgt.»
Falstaff.
Habt Ihr denn von ihr gar kein Versprechen der Erhörung erhalten?
Fluth.
Niemals.
Falstaff.
Habt Ihr auch nicht in solcher Absicht in sie gedrungen?
Fluth.
Niemals.
Falstaff.
Von welcher ganz besondern Art war denn also Eure Liebe?
Fluth.
Wie ein schönes Haus auf fremdem Grund errichtet, so daß ich mein Gebäude eingebüßt habe, weil ich einen unrechten Platz wählte, es aufzuführen.
Falstaff.
Und zu welchem Ende entdeckt Ihr mir das alles?
Fluth.
Wenn ich Euch das gesagt habe, so habe ich Euch alles gesagt. Man versichert mich, daß, obgleich sie gegen mich sehr ehrbar tut, sie anderswo in ihrer Munterkeit so weit geht, daß daraus die schlimmste Nachrede entsteht. Nun, Sir John, hier habt Ihr den eigentlichen Kern meines Gesuchs. Ihr seid ein Kavalier von trefflicher Erziehung, von bezaubernder Wohlredenheit, von großen Verbindungen, angesehn durch Rang und Persönlichkeit und überall gepriesen für Eure mannigfachen Verdienste als Krieger, als Hofmann und als Gelehrter.
Falstaff.