Sämtliche Werke (Über 190 Titel in einem Buch). Уильям Шекспир. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Уильям Шекспир
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9788075834164
Скачать книгу
Eine Straße

      Antonio, Salarino und Solanio treten auf

      Antonio.

       Fürwahr, ich weiß nicht, was mich traurig macht;

       Ich bin es satt; ihr sagt, das seid ihr auch.

       Doch wie ich dran kam, wie mir's angeweht,

       Von was für Stoff es ist, woraus erzeugt,

       Das soll ich erst erfahren.

       Und solchen Dummkopf macht aus mir die Schwermut,

       Ich kenne mit genauer Not mich selbst.

      Salarino.

       Eur Sinn treibt auf dem Ozean umher,

       Wo Eure Galeonen, stolz besegelt,

       Wie Herrn und reiche Bürger auf der Flut,

       Als wären sie das Schaugepräng der See,

       Hinwegsehn über kleines Handelsvolk,

       Das sie begrüßet, sich vor ihnen neigt,

       Wie sie vorbeiziehn mit gewebten Schwingen.

      Solanio.

       Herr, glaubt mir, hätt ich soviel auf dem Spiel,

       Das beste Teil von meinem Herzen wäre

       Bei meiner Hoffnung auswärts. Immer würd ich

       Gras pflücken, um den Zug des Winds zu sehn;

       Nach Häfen, Reed' und Damm in Karten gucken,

       Und alles, was mich Unglück fürchten ließ

       Für meine Ladungen, würd ohne Zweifel

       Mich traurig machen.

      Salarino.

       Mein Hauch, der meine Suppe kühlte, würde

       Mir Fieberschauer anwehn, dächt ich dran,

       Wieviel zur See ein starker Wind kann schaden.

       Ich könnte nicht die Sanduhr rinnen sehn,

       So dächt ich gleich an Seichten und an Bänke,

       Säh meinen «reichen Hans» im Sande fest,

       Das Haupt bis unter seine Rippen neigend,

       Sein Grab zu küssen. Ging ich in die Kirche

       Und säh das heilige Gebäu' von Stein,

       Sollt ich nicht gleich an schlimme Felsen denken,

       Die an das zarte Schiff nur rühren dürfen,

       So streut es auf den Strom all sein Gewürz

       Und hüllt die wilde Flut in meine Seiden.

       Und kurz, jetzt eben dies Vermögen noch,

       Nun gar keins mehr? Soll ich, daran zu denken,

       Gedanken haben und mir doch nicht denken,

       Daß solch ein Fall mich traurig machen würde?

       Doch sagt mir nichts; ich weiß, Antonio

       Ist traurig, weil er seines Handels denkt.

      Antonio.

       Glaubt mir, das nicht; ich dank es meinem Glück:

       Mein Vorschuß ist nicht einem Schiff vertraut, Noch einem Ort; noch hängt mein ganz Vermögen Am Glücke dieses gegenwärtgen Jahrs; Deswegen macht mein Handel mich nicht traurig.

      Solanio.

       So seid Ihr denn verliebt?

      Antonio.

       Pfui, pfui!

      Solanio.

       Auch nicht verliebt? Gut denn, so seid Ihr traurig,

       Weil Ihr nicht lustig seid; Ihr könntet eben

       Auch lachen, springen, sagen: Ihr seid lustig,

       Weil Ihr nicht traurig seid. Nun, beim zweiköpfgen Janus!

       Natur bringt wunderliche Käuz ans Licht:

       Der drückt die Augen immer ein und lacht

       Wie 'n Starmatz über einen Dudelsack;

       Ein andrer von so saurem Angesicht,

       Daß er die Zähne nicht zum Lachen wiese,

       Schwür Nestor auch, der Spaß sei lachenswert.

       Bassanio, Lorenzo und Graziano kommen.

       Hier kommt Bassanio, Euer edler Vetter,

       Graziano und Lorenzo; lebt nun wohl,

       Wir lassen Euch in besserer Gesellschaft.

      Salarino.

       Ich wär geblieben, bis ich Euch erheitert;

       Nun kommen wertre Freunde mir zuvor.

      Antonio.

       Sehr hoch steht Euer Wert in meiner Achtung;

       Ich nehm es so, daß Euch Geschäfte rufen

       Und Ihr den Anlaß wahrnehmt, wegzugehn.

      Salarino.

       Guten Morgen, liebe Herren!

      Bassanio.

       Ihr lieben Herrn, wann lachen wir einmal?

       Ihr macht euch gar zu selten: muß das sein?

      Salarino.

       Wir stehen Euch zu Diensten, wann's beliebt.

      (Salarino und Solanio ab.)

      Lorenzo.

       Da Ihr Antonio gefunden habt,

       Bassanio, wollen wir Euch nun verlassen.

       Doch bitt ich, denkt zur Mittagszeit daran,

       Wo wir uns treffen sollen.

      Bassanio.

       Rechnet drauf.

      Graziano.

       Ihr seht nicht wohl, Signor Antonio;

       Ihr macht Euch mit der Welt zuviel zu schaffen:

       Der kommt darum, der mühsam sie erkauft.

       Glaubt mir, Ihr habt Euch wunderbar verändert.

      Antonio.

       Mir gilt die Welt nur wie die Welt, Graziano;

       Ein Schauplatz, wo man eine Rolle spielt,

       Und mein' ist traurig.

      Graziano.

       Laßt den Narrn mich spielen,

       Mit Lust und Lachen laßt die Runzeln kommen

       Und laßt die Brust von Wein mir lieber glühn,

       Als härmendes Gestöhn das Herz mir kühlen.

       Weswegen sollt ein Mann mit warmem Blut

       Dasitzen wie sein Großpapa, gehaun

       In Alabaster? Schlafen, wenn er wacht?

       Und eine Gelbsucht an den Leib sich ärgern?

       Antonio, ich will dir etwas sagen;

       Ich liebe dich, und Liebe spricht aus mir:

       Es gibt so Leute, deren Angesicht

       Sich überzieht gleich einem stehnden Sumpf,

       Und die ein eigensinnig Schweigen halten,

       Aus Absicht, sich in einen Schein zu kleiden

       Von Weisheit, Würdigkeit und tiefem Sinn;

       Als wenn man spräche: Ich bin Herr Orakel;

       Tu ich den Mund auf, rühr sich keine Maus.

       O mein Antonio, ich kenne deren,

       Die man deswegen bloß für Weise hält,

       Weil sie nichts sagen; sprächen sie, sie brächten

       Die Ohren, die sie hörten, in Verdammnis,