Sämtliche Werke (Über 190 Titel in einem Buch). Уильям Шекспир. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Уильям Шекспир
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9788075834164
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      Theseus.

       Mehr wundervoll wie wahr.

       Ich glaubte nie an diese Feenpossen

       Und Fabelein. Verliebte und Verrückte

       Sind beide von so brausendem Gehirn,

       So bildungsreicher Phantasie, die wahrnimmt,

       Was nie die kühlere Vernunft begreift.

       Wahnwitzige, Poeten und Verliebte

       Bestehn aus Einbildung. Der eine sieht

       Mehr Teufel, als die weite Hölle faßt:

       Der Tolle nämlich; der Verliebte sieht,

       Nicht minder irr, die Schönheit Helenas

       Auf einer äthiopisch braunen Stirn.

       Des Dichters Aug, in schönem Wahnsinn rollend,

       Blitzt auf zum Himmel, blitzt zur Erd hinab,

       Und wie die schwangre Phantasie Gebilde

       Von unbekannten Dingen ausgebiert,

       Gestaltet sie des Dichters Kiel, benennt

       Das luftge Nichts und gibt ihm festen Wohnsitz.

       So gaukelt die gewaltge Einbildung;

       Empfindet sie nur irgend eine Freude,

       Sie ahnet einen Bringer dieser Freude;

       Und in der Nacht, wenn uns ein Graun befällt,

       Wie leicht, daß man den Busch für einen Bären hält!

      Hippolyta.

       Doch diese ganze Nachtbegebenheit

       Und ihrer aller Sinn, zugleich verwandelt,

       Bezeugen mehr als Spiel der Einbildung:

       Es wird daraus ein Ganzes voll Bestand,

       Doch seltsam immer noch und wundervoll.

      Lysander, Demetrius, Hermia und Helena treten auf.

      Theseus.

       Hier kommen die Verliebten, froh entzückt.

       Glück, Freunde, Glück! Und heitre Liebestage

       Nach Herzenswunsch!

      Lysander.

       Beglückter noch, mein Fürst,

       Sei Euer Aus- und Eingang, Tisch und Bett!

      Theseus.

       Nun kommt! Was haben wir für Spiel' und Tänze?

       Wie bringen wir nach Tisch bis Schlafengehn

       Den langen Zeitraum von drei Stunden hin?

       Wo ist der Meister unsrer Lustbarkeiten?

       Was gibt's für Kurzweil? Ist kein Schauspiel da,

       Um einer langen Stunde Qual zu lindern? –

       Ruft mir den Philostrat.

      Philostrat.

       Hier, großer Theseus!

      Theseus.

       Was gibt's für Zeitvertreib auf diesen Abend?

       Was für Musik und Tanz? Wie täuschen wir

       Die träge Zeit als durch Belustigung?

      Philostrat.

       Der Zettel hier besagt die fertgen Spiele:

       Wähl Eure Hoheit, was sie sehen will.

      (Überreicht ein Papier.)

      Theseus (liest).

       «Das Treffen der Kentauren – wird zur Harfe

       Von einem Hämling aus Athen gesungen.»

       Nein, nichts hievon! Das hab ich meiner Braut

       Zum Ruhm des Vetter Herkules erzählt. –

       «Der wohlbezechten Bacchanalen Wut,

       Wie sie den Sänger Thraziens zerreißen.»

       Das ist ein altes Stück; es ward gespielt,

       Als ich von Theben siegreich wiederkam. –

       «Der Musen Neunzahl, traurend um den Tod

       Der jüngst im Bettelstand verstorbenen Gelahrtheit.»

       Das ist 'ne strenge, beißende Satire,

       Die nicht zu einer Hochzeitsfeier paßt. –

       «Ein kurz langweilger Akt vom jungen Pyramus

       Und Thisbe, seinem Lieb. Spaßhafte Tragödie.»

       Kurz und langweilig? Spaßhaft und doch tragisch?

       Das ist ja glühend Eis und schwarzer Schnee.

       Wer findet mir die Eintracht dieser Zwietracht?

      Philostrat.

       Es ist ein Stück, ein Dutzend Worte lang,

       Und also kurz, wie ich nur eines weiß;

       Langweilig wird es, weils ein Dutzend Worte

       Zu lang ist, gnädger Fürst; kein Wort ist recht

       Im ganzen Stück, kein Spieler weiß Bescheid.

       Und tragisch ist es auch, mein Gnädigster,

       Denn Pyramus bringt selbst darin sich um.

       Als ichs probieren sah, ich muß gestehn,

       Es zwang mir Tränen ab; doch lustger weinte

       Des lauten Lachens Ungestüm sie nie.

      Theseus.

       Wer sind die Spieler?

      Philostrat.

       Männer, hart von Faust,

       Die in Athen hier ein Gewerbe treiben,

       Die nie den Geist zur Arbeit noch geübt

       Und nun ihr widerspenstiges Gedächtnis

       Mit diesem Stück auf Euer Fest geplagt.

      Theseus.

       Wir wollen's hören.

      Philostrat.

       Nein, mein gnädger Fürst,

       Es ist kein Stück für Euch. Ich hört es an,

       Und es ist nichts daran, nichts auf der Welt,

       Wenn Ihr nicht Spaß an ihren Künsten findet,

       Die sie mit schwerer Müh sich eingeprägt,

       Euch damit aufzuwarten.

      Theseus.

       Ich will's hören,

       Denn nie kann etwas unwillkommen sein,

       Was Einfalt darbringt und Ergebenheit.

       Geht, führt sie her! Ihr Frauen, nehmet Platz!

      (Philostrat ab.)

      Hippolyta.

       Ich mag nicht gern Armseligkeit bedrückt,

       Ergebenheit im Dienst erliegen sehn.

      Theseus.

       Du sollst ja, Teure, nichts dergleichen sehn.

      Hippolyta.

       Er sagt ja, sie verstehen nichts hievon.

      Theseus.

       Um desto gütger ist's, für nichts zu danken.

       Was sie versehen, ihnen nachzusehen,

       Sei unsre Lust. Was armer, willger Eifer

       Zu leisten nicht vermag, schätz edle Rücksicht

       Nach dem Vermögen nur, nicht nach dem Wert.

       Wohin ich kam, da hatten sich Gelahrte

       Auf wohlgesetzte Reden vorbereitet;

       Da haben sie gezittert, sich