Sput.
Aber nicht zu euch.
Valentin.
Zu meiner Herrin denn.
Sput.
Ihr solltet ihm eins versetzen.
Silvia.
Diener, ihr seid verdrießlich.
Sput.
In der That, Fräulein, ich scheine so.
Silvia.
Scheint ihr was ihr nicht seid?
Valentin.
Wohl möglich:
Thurio.
Das thun Gemälde.
Valentin.
Das thut ihr.
Thurio.
Was schein ich, das ich nicht bin?
Valentin.
Weise.
Thurio.
Und was beweist das Gegentheil?
Valentin.
Eure Narrheit.
Thurio.
Und woran erkennt ihr meine Narrheit?
Valentin.
An euerm Wams.
Thurio.
Mein Wams ist ein Doppelwams.
Valentin.
Gut, so verdopple ich auch eure Narrheit.
Thurio.
Wie?
Silvia.
Was? erzürnt, Signor Thurio? ihr wechselt ja die Farbe.
Valentin.
Seht es ihm nach, Fräulein; er ist eine Art von Chamäleon.
Thurio.
Das mehr Lust hat euer Blut zu trinken als in eurer Luft zu leben.
Valentin.
Ihr habt gesprochen, Herr!
Thurio.
Ja Herr, und gehandelt für dießmal!
Valentin.
Ich weiß wohl, Herr: ihr seid immer fertig, eh ihr anfangt.
Silvia.
Eine hübsche Ladung Worte, meine Herrn, und lustig losgebrannt.
Valentin.
So ist es, Fräulein; wir danken dem Geber.
Silvia.
Wer ist das, Diener?
Valentin.
Ihr selbst, schönes Fräulein, denn Ihr gabt das Feuer; Signor Thurio borgt seinen Witz von euer Hoheit Blicken und verschwendet, was er borgt, in eurer Gegenwart.
Thurio.
Signor, wenn ihr Wort gegen Wort mit mir wechselt, so werde ich euern Witz bankerott machen.
Valentin.
Ich weiß wohl, Herr, ihr habt einen Schatz von Worten und, wie es scheint, kein ander Geld, eure Bedienten zu bezahlen; denn man sieht es an ihren kahlen Livreen, daß sie von euern kahlen Worten leben.
Silvia.
Nicht weiter, meine Herren: hier kommt mein Vater.
(Der Herzog tritt auf.)
Herzog.
Nun, Tochter Silvia, du bist hart belagert. –
Eur Vater, Signor Valentin, ist wohl.
Was sagt ihr denn zu Briefen von den Euern
Mit guter Zeitung?
Valentin.
Mein Fürst, ich danke Jedem,
Der mir von dort willkommne Botschaft bringt.
Herzog.
Kennt ihr wohl euern Landsmann, Don Antonio?
Valentin.
Ja, gnädger Herr, er ist ein Edelmann
Vom besten Ruf und allgemeiner Achtung,
Der nach Verdienst so hoch im Ansehn steht.
Herzog.
Hat er nicht einen Sohn?
Valentin.
Ja, einen Sohn, mein Fürst, der seines Vaters
Ansehn und Ruf zu erben wohl verdient.
Herzog.
Ihr kennt ihn näher?
Valentin.
Ich kenn ihn wie mich selbst: von Kindheit auf
Verbrachten wir zusammen unsre Stunden,
Und hab ich selber auch als Müßiggänger
Nicht mit dem reichen Schatz der Zeit gewuchert,
In Engelweisheit künftig mich zu kleiden,
So nützte Proteus doch, das ist sein Name,
Mit großem Vortheil seine Tage beßer:
Er ist an Jahren jung, alt an Erfahrung,
Sein Haupt ist jugendlich, sein Urtheil reif.
Mit Einem Wort (denn hinter seinem Werth
Bleibt weit zurück das Lob, das ich ihm gab).
Er ist vollkommen an Gestalt und Geist
Und Alles ziert ihn was den Edeln schmückt.
Herzog.
Wahrhaftig, Freund, wenn er dieß Wort bewährte,
Wär er der Liebe einer Kaisrin werth
Und schickte sich zu eines Kaisers Rath.
Nun, dieser Edelmann ist angekommen,
Durch Briefe mächtger Herrn mir wohlempfohlen,
Denn er gedenkt hier einge Zeit zu bleiben.
Die Nachricht wird euch wohl willkommen sein.
Valentin.
Hatt ich noch einen Wunsch, so war es der.
Herzog.
Nun, so bewillkommt ihn nach seinem Werth;
Dich mein ich, Silvia, und euch, Herr Thurio –
Da Valentin es ungeheißen thut.
Ich send ihn alsobald hieher zu euch. (Ab.)
Valentin.
Dieß, Fräulein, ist der Freund, von dem ich sprach,
Der mit mir kam, hielt ihm die Freundin nicht
Die Augen mit krystallnem Blick gefeßelt.
Silvia.
Sie hat sie jetzt wohl wieder losgelaßen,
Nachdem er ihr ein andres Pfand bestellt.
Valentin.
Sie hält sie sicherlich noch immer fest.
Silvia.
So muß er blind sein; ist er aber blind,
Wie sah er dann den Weg, euch aufzusuchen?
Valentin.
Ach, Liebe hat der Augen vierzig wohl.
Thurio.
Man sagt, die Liebe habe gar kein Auge.
Valentin.
Für Liebende wie Ihr seid, hat sie keine:
Sie schließt