Valentin.
Was würd ich dann sehen?
Sput.
Eure jetzige Thorheit und ihre ungewöhnliche Häßlichkeit; denn als Er verliebt war, sah er nicht darauf, seine Hosen zu schnallen, und Ihr, da ihr verliebt seid, seht nicht, ob ihr Hosen tragt.
Valentin.
So bist du wohl auch verliebt, Bursch, denn gestern Morgen sahst du nicht darauf, meine Schuhe zu putzen.
Sput.
Freilich, Herr; ich war in mein Bett verliebt. Ich dank euch, daß ihr mich für meine Verliebtheit wamstet: das giebt mir den Muth, euch für die eure zu schelten.
Valentin.
Kurz, ich stehe für sie in Flammen.
Sput.
Ich wollte, ihr setztet euch, so würde sich eure Liebe legen.
Valentin.
Gestern Abend trug sie mir auf, einige Zeilen an Einen zu richten, den sie liebt.
Sput.
Und das thatet ihr?
Valentin.
Ich that es.
Sput.
Sind sie nicht lahm geschrieben?
Valentin.
Nein, Bursch, so gut als ich nur konnte. – Still, da kommt sie.
(Silvia tritt auf.)
Sput.
O wie schön sie sich dreht! Eine treffliche Marionette! Jetzt wird er sie reden laßen.
Valentin.
Fräulein und Herrin, tausend gute Morgen!
Sput.
Gebt ihr einen guten Abend dazu, Eine Million von Complimenten:
Silvia.
Herr Valentin, mein Diener, Euch zweitausend.
Sput.
Er sollte Ihr Zinsen geben, und sie giebt sie Ihm.
Valentin.
Wie ihr mir auftrugt, schrieb ich euern Brief
An den geheimen, unbenannten Freund;
Ich gieng daran mit vielem Widerstreben,
Und that es doch eur Gnaden zu gehorchen.
Silvia.
Ich dank euch, edler Diener. Recht geschickt!
Valentin.
Glaubt mir, Fräulein, es gieng mir schwer von Statten;
Denn ungewiss, an Wen er gieng, schrieb ich
Nur auf Gerathewohl in tausend Zweifeln.
Silvia.
Ihr schlagt die Mühe doch zu hoch wohl an?
Valentin.
Nein, Fräulein, frommt es euch, so schreib ich gern,
Wenn ihr befehlt, noch tausendmal so viel.
Und doch –
Silvia.
Ein hübscher Satz! Ich weiß den Schluß. Und doch –
Sag ich ihn nicht, und doch – mich kümmerts nicht,
Und doch – nehmt dieß zurück, und doch – ich dank euch,
Und denk euch künftig nicht mehr zu bemühn.
Sput.
Und doch wird sie es thun, und doch und doch –
Valentin.
Was meint Ew. Gnaden? Hats euch nicht gefallen?
Silvia.
Doch, doch, recht artig schriebt ihr diese Zeilen;
Doch weil ihrs ungern thatet, nehmt sie wieder.
Nun, nehmt sie nur.
Valentin.
Fräulein, sie sind für euch.
Silvia.
Ganz recht; ihr schriebt sie, Herr, auf meinen Wunsch;
Allein ich will sie nicht, sie sind für euch.
Ich hätte sie noch rührender gewünscht.
Valentin.
Wenn euch beliebt, schreib ich euch einen andern.
Silvia.
Und wenn er fertig ist, lest ihn statt meiner;
Gefällt er euch, ists gut, wo nicht, auch gut.
Valentin.
Und wenn er mir gefällt, Fräulein, was dann?
Silvia.
Gefällt er euch, so nehmt ihn für die Mühe.
So guten Morgen, Diener: (Ab.)
Sput.
O unbegriffner, unerforschter, unsichtbarer Spaß,
Wie die Wetterfahn auf dem Kirchthurm, im Gesicht die Nas!
Mein Herr macht ihr den Hof, sie unterweist den Verehrer
Und macht ihren Schüler sich zum eigenen Lehrer.
O ganz ausbündger Scherz, ist Beßres aufzutreiben?
Mein Herr als Secretär muß an sich selber schreiben.
Valentin.
Na Bursche, was räsonierst du da inwendig?
Sput.
Nein, Ich meinte nur; die Räson habt Ihr.
Valentin.
Wozu denn?
Sput.
Freiwerber für Fräulein Silvia zu sein.
Valentin.
Bei wem denn?
Sput.
Bei euch selbst. Sie wirbt um euch figürlich.
Valentin.
Wieso figürlich?
Sput.
Durch einen Brief nämlich.
Valentin.
Sie hat ja nicht an mich geschrieben.
Sput.
Wozu auch? da sie euch an euch selber schreiben ließ. Nun, merkt ihr den Spaß?
Valentin.
Nein, glaube mir.
Sput.
Es ist unglaublich: Saht ihr denn ihren Ernst nicht?
Valentin.
Sie zeigte keinen als ein zornig Wort.
Sput.
Sie gab euch ja einen Brief.
Valentin.
Ja den Brief, den ich an ihren Freund schrieb.
Sput.
Und den Brief gab sie an seine Adresse und damit Punctum.
Valentin.
Ich wollt, es wär nicht schlimmer.
Sput.
Ich steh dafür, so ists.
Ihr schriebet oft an sie, doch Sie aus Sittsamkeit
Schrieb nicht zurück, vielleicht gebrach ihr auch die Zeit;
Oder war es Furcht, der Bote verrieth' ihre Liebe:
Kurz, sie gebot dem Liebsten, daß er dem Liebsten schriebe.