Fürstenkrone Staffel 8 – Adelsroman. Maria Czigler Bianca. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Maria Czigler Bianca
Издательство: Bookwire
Серия: Fürstenkrone
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740960261
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in sein Arbeitszimmer. Dort lief er wie ein eingesperrtes Tier auf und ab. Er konnte nicht glauben, was er doch mit eigenen Augen gesehen hatte: Katharina in den Armen eines anderen Mannes. Katharina, die diesen Typen vertraut anlächelte. Sie liebte diesen Kerl, das war für Philipp sonnenklar. Wie aber hatte sie gleichzeitig so mit ihm spielen können? Wie hatte sie ihn glauben machen können, sie liebte ihn? Philipp wusste nicht, was er denken sollte.

      Der Butler kam und meldete, dass das Mittagessen serviert sei. Philipp fühlte sich nicht in der Lage, seinen Geschwistern gegenüberzutreten. Er schützte daher weiter Arbeit vor und ließ sich ein Sandwich ins Arbeitszimmer bringen. Es blieb unbeachtet auf dem Schreibtisch stehen.

      Gegen drei Uhr nachmittags hatte Philipp einen Entschluss gefasst. Er würde zu Irene Lorenzens Haus fahren und mit Katharina sprechen. Er brauchte Klarheit.

      *

      Philipp wollte gerade das Arbeitszimmer verlassen, als der Butler klopfte.

      »Frau Daldorf möchte Sie sprechen, Durchlaucht.«

      Philipp unterdrückte ein Stöhnen. Fiona war die Letzte, mit der er jetzt diskutieren wollte. Dennoch gebot es die Höflichkeit, sie zu empfangen. Er gab Johannsen Anweisung, Fiona hereinzubitten und Tee zu servieren.

      Fiona rauschte ins Zimmer. Heute trug sie ein dunkles Rot, das ihr schwarzes Haar und ihre grünen Augen betonte.

      »Philipp, Darling, ich muss dringend mit dir reden«, erklärte sie. Sie machte Anstalten, ihn zu umarmen, doch Philipp fing ihre Hände ein und hielt sie so auf Abstand.

      »Wir haben uns erst heute Morgen um halb drei verabschiedet. Was ist passiert?«

      Fiona zog einen Schmollmund und ließ sich in einem der englischen Sessel nieder. Philipp setzte sich ihr gegenüber, bevor sie ihn auffordern konnte, den Sessel neben ihrem zu benutzen.

      »Ich habe gestern ein wenig mit Herrn Rehmann geplaudert«, begann Fiona. »Er hat das Problem mit dem Medikament noch immer nicht im Griff. Er hat nicht einmal eine Ahnung, wo er suchen soll. Ich fürchte, er wird die Kreditrate für nächsten Monat auch nicht zahlen können.«

      Philipp war alarmiert und versuchte, Fiona zu beruhigen. »Du weißt, dass das Medikament gut ist. Rehmann wird das Problem lösen und die Außenstände zahlen.«

      Fiona zog eine Braue hoch. »Falls dann noch jemand das Medikament haben will, Darling. Die Lieferschwierigkeiten sprechen sich herum. Die Käufer sehen sich nach Alternativen um. Ich bin bei weitem nicht so optimistisch wie du, Philipp.«

      In diesem Augenblick trat der Butler mit Tee und Gebäck ein. Eine lastende Stille herrschte zwischen Philipp und Fiona, während Johannsen das Tablett abstellte. Mit einer Verbeugung verließ er das Zimmer.

      Philipp nahm das Gespräch wieder auf. »Warum erzählst du mir das alles? Hier? Auf einem Sonntag und nicht in deinem Büro mit Herrn Rehmann zusammen?«

      »Ich sagte es dir schon einmal. Ich möchte dir nicht Haus und Hof versteigern müssen.« Fionas Stimme war ungewöhnlich sanft. Sie nahm die silberne Kanne und goss Tee in die Tassen aus Meißner Porzellan.

      »Das würdest du tun?« Philipps Hals wurde eng. Er hatte das Gefühl, seine Krawatte würde ihn strangulieren.

      »Ich habe Verpflichtungen gegenüber meiner Bank, Philipp. Das sagte ich dir schon.« Fiona stellte die Kanne wieder ab.

      »Was erwartest du von mir?«, fragte Philipp, obwohl er die Antwort ahnte.

      Fiona zog den Saum ihres Rockes herunter. Er endete eine Handbreit über dem Knie, und die Geste änderte nichts daran. Sie lenkte nur den Blick auf Fionas schöne Beine. »Ich hatte dir neulich schon eine Lösung vorgeschlagen.«

      »Dass ich dich heirate?«

      Fiona nickte.

      Philipp sprang verärgert auf. »Fiona, das ist doch Unsinn. Ich liebe dich nicht. Wie oft muss ich dir das noch sagen, bevor du es glaubst?«

      »Das werde ich nie glauben«, entgegnete sie heftig. »Ich erinnere mich zu gut daran, wie es war, als wir zusammen waren. Du kannst mir nicht erzählen, dass du all das vergessen hast. Die Liebe. Die Leidenschaft.«

      »Das ist lange vorbei. Ich …« Der Fürst stockte. Er hatte sagen wollen, dass er Katharina liebe und sie ihn. Doch nun war er sich nicht mehr sicher, dass Katharina seine Liebe erwiderte. Nicht, seitdem er sie mit dem anderen Mann gesehen hatte …

      Fiona erhob sich und kam auf ihn zu. »Philipp, ich liebe dich. Ich habe das schon immer getan. Lass uns heiraten. Ich bin sicher, du wirst deine Gefühle für mich wieder entdecken.«

      »Nein, Fiona«, sagte Philipp bestimmt.

      Ihr Gesicht wurde hart, die drängende Zärtlichkeit wich aus ihrer Stimme. »Und was willst du dann tun? Die ausstehenden Zinsen aus den Erträgen deiner Güter zahlen? Die reichen nicht aus, Philipp. Was mich angeht, so sehe ich es als meine Pflicht an, die Interessen der Daldorf-Bank zu wahren. Ich verspreche dir, ich werde nicht auf einen Cent der Zinsen verzichten.«

      »Du willst mich ruinieren?« Der Fürst musste sich zu der Frage zwingen.

      »Ich will dich nicht ruinieren. Aber mit meinem Privatvermögen unterstütze ich nur meinen Ehemann, nicht einen Ex-Liebhaber. Philipp«, sagte Fiona drängend, »du willst doch nicht der Fürst sein, der das Familienvermögen durchgebracht hat. Nach über 350 Jahren.«

      Philipp fröstelte auf einmal, trotz des warmen Wetters. Natürlich war ihm der Gedanke auch schon gekommen, dass er die Güter verlieren könnte. Doch er hatte ihn immer verdrängt.

      »Wie steht ihr dann da?«, fuhr Fiona fort. »Laura wird das Internat verlassen müssen, fürchte ich.« Sie legte einen Finger an die Wange und fragte nachdenklich: »Ob sie wohl einen passenden Mann findet, wenn sie nicht einmal das Geld für ein Ballkleid hat?«

      »Lass meine Geschwister aus der Sache. Das ist nicht fair.«

      »Das Leben ist nicht fair, Philipp. Markus und Laura sind genauso betroffen wie du. Meinst du, irgendeiner deiner Standesgenossen wird euch akzeptieren? Ohne Geld? Ihr Adeligen könnt so arrogant sein.«

      Philipp kannte genug von der Welt, um zu wissen, wie grausam sie zu Menschen sein konnten, die ihr Geld und Gut verloren hatten. Er atmete tief durch, um seine Gefühle in den Griff zu bekommen. »Du schlägst mir also allen Ernstes eine«, er suchte das passende Wort, »eine Vernunftehe vor? Fiona, wir leben nicht mehr im neunzehnten Jahrhundert.«

      Fionas grüne Augen funkelten. »Das sagst ausgerechnet du mir? Es war schließlich der Standesdünkel deines Vaters, der uns auseinandergebracht hat. Dem war eine bloße Daldorf doch zu weit unter eurem Stand. Deshalb hat er dich gegen mich aufgebracht. Für eine Affäre war ich gut genug. Aber niemals, um in die erlauchte Familie der Fürsten von Hohenstein einzuheiraten.«

      Philipp brauchte einen Moment, um sich zu sammeln und ruhig zu antworten. Diesen Vorwurf hatte er schon oft von Fiona gehört. »Ich habe mich nicht von dir getrennt, weil Vater das wollte. Und auch nicht, weil ich zu arrogant wäre, eine Bürgerliche zu heiraten. Ich habe mich von dir getrennt, weil du ständig eifersüchtig warst. Und jetzt …« Er wollte sagen, dass er sich jetzt in eine andere verliebt hatte, dass er Katharina heiraten wollte. Doch wieder schob sich das Bild vor sein geistiges Auge, das er am Morgen gesehen hatte: Katharina in den Armen des fremden Mannes. Sie liebte ihn, Philipp, nicht. Sie hatte nur mit ihm gespielt. »Und jetzt erwartest du ernsthaft, dass ich eine Vernunftehe mit dir eingehe?«, schloss er stattdessen lahm.

      Fiona trat auf Philipp zu. Ihr Gesicht wurde weich. Sie legte ihm eine Hand auf die Brust. »Es wäre keine Vernunftehe. Ich liebe dich. Ich möchte, dass du glücklich wirst, dass wir beide glücklich werden. Ich werde alles dafür tun.«

      Sie sah lächelnd zu ihm auf. »Sieh mal, wie günstig das für alle wäre: Laura könnte weiter auf das Internat gehen und später jede Veranstaltung besuchen, die für sie wichtig ist. Markus könnte weiter unbeschwert studieren. Deine Güter blieben dir erhalten, und alle Menschen, die auf ihnen arbeiten, hätten weiterhin ihr Einkommen.