Fürstenkrone Staffel 8 – Adelsroman. Maria Czigler Bianca. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Maria Czigler Bianca
Издательство: Bookwire
Серия: Fürstenkrone
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740960261
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nutzte ihre Chance. Sie warf Markus einen vernichtenden Blick zu und ließ ihn stehen. Sie ignorierte den einladenden Wink ihres Zweigstellenmanagers aus Hamburg für einen neuen Tanz und ging auf die Terrasse.

      Eine ganze Heerschar von Helfern hatte den Tag damit zugebracht, den Garten der Villa zu schmücken. Fiona hatte keinen Blick dafür. Ihre Augen suchten die Wege ab, zuckten von einem Pärchen zum nächsten. Philipp und die Komtess waren nicht zu sehen.

      Plötzlich hatte Fiona eine Idee. Eilig lief sie in den Garten hinein. Nein, sie hatte sich nicht getäuscht! Philipp hatte diese Komtess von Erlenburg zum Seerosenteich geführt. Fiona spürte eine Woge heißer Eifersucht über sich hinwegbranden. Das war der Platz, an dem sie mit Philipp zusammengewesen war. Es war ihr Platz! Fionas Augen verengten sich hassvoll. Nun nahm Philipp die Komtess auch noch in die Arme und küsste sie, und zwar sehr innig.

      Vor Wut ballte Fiona die Fäuste, bis sich ihre Fingernägel ins Fleisch bohrten. Alles war verkehrt. Sie selbst sollte dort mit Philipp stehen, nicht diese Frau! Was konnte die Philipp schon bieten außer einem adeligen Stammbaum? Sie sah aus wie ein blasses Mauerblümchen und würde nie, niemals die Rolle einer Fürstin angemessen ausfüllen.

      Zornig drehte Fiona sich um und hastete zum Haus zurück. Sie würde das nicht zulassen. Sie würde alles dafür tun, damit Philipp sich nicht wegwarf an dieses blasse Nichts. Philipp gehörte ihr! Im Moment mochte die Komtess Philipp den Kopf verdreht haben. Aber sie, Fiona, wusste, wie sie ihm helfen konnte, den hochmütigen Standesdünkel abzulegen, den sein Vater ihm eingeredet hatte. Sie würden glücklich sein.

      *

      Am nächsten Morgen wachte Katharina spät auf. Philipp hatte sie erst gegen drei Uhr morgens nach Hause gebracht, und sie schlief, bis die Sonne hoch am Himmel stand. Als sie endlich zum Frühstück in die Küche kam, wartete eine Überraschung auf sie.

      »Arno!«, rief sie freudig. »Ich habe dich nicht vor heute Abend erwartet.«

      Arno Graf von Winderfeld stand auf und umarmte seine Cousine herzlich. Er war groß und kräftig und trug seine dunkelblonden Locken noch immer zu lang. »Ich dachte mir, wenn ich schon einmal hier heraufkomme, dann gleich so früh, dass ich mich noch ausführlich mit dir unterhalten kann. Ich bin gestern Abend angekommen. Ich wollte dich überraschen.«

      »Das ist dir gelungen.«

      »Ja. Vor allem habe ich selbst eine Überraschung erlebt: du warst gar nicht da.« Er lachte laut und dröhnend über seinen kleinen Scherz. Er ließ sich auf seinen Stuhl sinken, und das Möbelstück knarrte unter seinem Gewicht.

      »Ich habe mich nach Kräften bemüht, dich zu vertreten, Katharina«, fügte Tante Irene mit einem Zwinkern hinzu.

      Katharina setzte sich und machte sich über ein deftiges Frühstück her. Sie fragte Arno nach seiner Familie und wurde ihrerseits nach dem Ball ausgefragt. Sie erzählte, dass sie viel mit Philipp getanzt hätte und dass seine Geschwister sehr nett seien.« Nur über Fiona Daldorf schwieg sie. Sie konnte die Eigentümerin der Daldorf-Bank noch nicht einschätzen.

      Nach dem sie gefrühstückt hatten, zeigte Katharina Arno die Umgebung. Sie überquerten den Hof, wechselten ein paar Worte mit dem Eigentümer, Herrn Witte, und gingen weiter in den Wald. Katharina führte Arno zu dem kleinen See, an dem sie am ersten Tag Philipp getroffen hatte. Sie umrundeten das Ufer. So in Gedanken an ihren Liebsten war die Komtess, dass sie plötzlich stolperte. Arno fing sie geistesgegenwärtig auf und hielt sie fest.

      »Nicht so stürmisch, Katharinchen. Sonst brichst du dir noch die Knochen.« Lachend blickte er auf sie nieder.

      »Katharinchen hat mich schon ewig niemand mehr genannt«, sagte sie gut gelaunt, als Arno sie losließ. »Das erinnert mich an meine Kindheit.«

      »Mich erinnert dieser See an meine«, gestand Arno. »Sollen wir uns einen Augenblick setzen?«

      Sie ließen sich am Ufer nieder, und Katharina legte sich der Länge nach ins Gras. Schäfchenwolken zogen über den Himmel. Die Komtess unterdrückte ein Gähnen. »Es war ziemlich spät, gestern Abend«, sagte sie.

      Arno beugte sich vor, damit er ihr ins Gesicht sehen konnte. »Oder früh heute Morgen. Dein Fürst scheint dich ziemlich gut beschäftigt zu haben.«

      »Er ist nicht mein Fürst«, stellte Katharina klar, doch sie merkte, dass sie rot wurde.

      Arno grinste wissend. »Aber du hättest nichts dagegen, wenn er es wäre.«

      Katharina seufzte. »Dagegen hätte ich wirklich nichts. Nur habe ich manchmal das Gefühl, da kann ich lange warten. Irgendetwas beschäftigt ihn.«

      »Doch nicht diese Bankerin, oder? Du hast dich heute Morgen so auffällig zurückgehalten, was sie angeht.« Arno betrachtete Katharina aufmerksam.

      »Nein, sie ist nicht der Grund«, sagte Katharina und hoffte, dass sie damit auch richtig lag. Der Gedanke an Fiona Daldorf beunruhigte sie, trotz Philipps Beteuerungen, zwischen ihnen sei alles aus. Er hatte mehr als einen Tanz mit der Bankerin getanzt. Katharina rief sich zur Ordnung. Fiona Daldorf war die Gastgeberin gewesen. Natürlich hatte Philipp mit ihr tanzen müssen. Das gebot die Höflichkeit.

      Sie setzte sich auf und bemühte sich, die düsteren Gedanken abzuschütteln. »Komm, gehen wir weiter.«

      Ihr Vetter zog eine Augenbraue hoch, enthielt sich aber eines Kommentars.

      *

      Philipp erwachte mit verliebten Gedanken an Katharina, zog sich beschwingt an und ging zum Frühstück hinunter. Der Butler teilte ihm mit, dass Prinz Markus noch schlief und Prinzessin Laura in den Ställen bei dem neuen Fohlen war. Philipp fand sie dort, wie sie dem jungen Tier sanft die kleinen Nüstern streichelte.

      »Das habe ich in dem Internat am meisten vermisst: unsere Pferde. – Außer dir und Markus natürlich. Komm Philipp, lass uns ausreiten.«

      Kurze Zeit später galoppierten sie über ein Stoppelfeld und zügelten ihre Pferde erst, als sie den Wald erreichten. In gemächlicherem Tempo ritten sie einen Pfad entlang. Der weiche Boden dämpfte den Hufschlag der Pferde.

      »Hohenstein ist doch der schönste Flecken Erde, den es gibt«, erklärte Prinzessin Laura überschäumend und atmete tief die würzige Luft des Waldes ein. »Ich bin so froh, dass ich immer wieder hierherkommen kann.«

      Sie durchquerten den Wald und erreichten ein Feld, auf dem Mais wuchs. Sie ritten daran entlang, Philipp vor Laura. Er wollte zu dem kleinen See, an dem er Katharina begegnet war. Das glitzernde Blau des Wassers tauchte hinter einer Hügelkuppe auf.

      Dann bemerkte Philipp zwei Personen, die eng umschlungen auf der anderen Seite des Sees standen. Er lächelte. Am See gingen oft Liebespaare spazieren. Eines zu sehen erinnerte ihn wieder an Katharina, ihre weiche Haut, ihr duftendes Haar und den sanften Blick, mit dem sie ihn ansah.

      Plötzlich stutzte Philipp und zügelte überrascht sein Pferd. Prinzessin Laura ritt fast auf ihn auf. Die Frau am See hatte sich gerade von ihrem Partner gelöst, so dass Philipp sie klar erkennen konnte. Es war Komtess Katharina. Seine Katharina! Das konnte nicht sein! Unmöglich! Aber seine Augen trogen ihn nicht. Es war Katharina, und die Umarmung war eindeutig genug.

      Nun lächelte Katharina den Mann an. Es war ein sehr vertrautes Lächeln, als ob die beiden sich schon lange kennen würden. Katharina legte sich am Ufer nieder. Der Mann setzte sich neben sie und beugte sich über die Komtess. Philipp hatte das Gefühl, ein Messer schnitte durch sein Herz.

      »Philipp, was ist los? Ich wäre fast auf Tassilo aufgeritten. Du kannst doch nicht einfach so anhalten.«

      Lauras Stimme brachte Philipp in die Gegenwart zurück. »Es ist gar nichts«, wehrte er ab. Er warf einen letzten Blick auf das Paar am See. Dann bog er links in einen Waldweg ein. Philipp hoffte nur, dass Laura Katharina nicht gesehen hatte.

      Der Rest ihres Ausritts verlief ereignislos. Laura machte keine Bemerkung über Katharina und den Unbekannten, hatte die beiden also anscheinend nicht bemerkt. Philipp war das nur Recht. Er fühlte sich außerstande, mit irgendjemand