Furcht und Hoffnung sind die beiden Beine des Glaubens.
Yahya ibn Mu’ad al-Razi
Die Welt ist Allahs tödliches Gift für seine Knechte; nehmt von ihr nicht mehr, als man von den Quacksalbern Gift zu sich nimmt – vielleicht kommt ihr heil davon!
Yahya ibn Mu’ad al-Razi
Der Hunger ist eine Wolke. Wenn der Gottesknecht hungert, wird sein Herz mit Weisheit beregnet.
Bayezid
Sufis sind Kinder im Schoß Gottes.
Sowohl Bayezid – in Al-Kalabadhis »Kitab al-Ta’arruf li-Madhab Ahl al-Tasawwuf«, 63, 6 f. – zugeschrieben wie Schibli
Der Sufi ist ein Sohn des Nu. Der Sufi sorgt sich nur um jenen Nu, worin er gerade steckt. Die Sorge um das Entschwundensein eines vergangenen Nu ist die Vergeudung eines zweiten Nu.
Anonymer Sufi-Ausspruch
Der Sufismus ist ganz Antlitz – ohne Hinterkopf.
Sahl ibn Abdullah al-Tustari
Arzneien sind eine Barmherzigkeit Allahs gegen die, welche schwach im Glauben sind.
Sahl ibn Abdullah al-Tustari
Die Furcht ist männlich, die Hoffnung ist weiblich.
Sahl ibn Abdullah al-Tustari
Die Welt ist ein Baum. Ihre Genüsse sind seine Zweige; ihre Sünden seine Früchte, ihre Unwissenheit seine Wurzel.
Sahl ibn Abdullah al-Tustari
Der Nu ist kürzer als eine Stunde. Glück und Unbill, die dich vor diesem Nu getroffen haben, lassen dich los. Dich erreicht nur noch, was in diesem Nu steckt. Was danach kommt, davon weißt du nicht, ob es dich erreicht oder nicht.
Wasiti
Der Sufismus ist weder Vorschrift noch Lehre, sondern etwas Angeborenes. Wär’ er Vorschrift, könnte er durch Anstrengung befolgt werden; wär’ er Lehre, so könnte er erlernt werden.
Abu l Husain al-Nuri
Sufismus ist Beeigenschaftung mit Allahs Eigenschaften.
Abu l Husain al-Nuri
Die Welt ist ein Asyl, und die Leute darin sind wie Irre. Die Irren aber legt man im Asyl in Ketten und Fesseln.
Fuzeil ibn Ayaz
Dunya (Welt) ist, was dem Herzen nahe steht und von Allah ablenkt.
Dschunaid
Sufismus ist huluq (Sanftmut). Wer dich an huluq übertrifft, übertrifft dich als Sufi.
Dschunaid
Liebe ist übergroßes Verlangen ohne Erfüllung.
Dschunaid
Jede Liebe, die es auf Gegenleistung abgesehen hat, ist dahin, wenn die Gegenleistung dahin ist.
Dschunaid
Der Eingottglaube ist die Abscheidung der Anfangslosigkeit von der Zeitlosigkeit.
Dschunaid
Ein (mystischer) Zustand ist eine Anwandlung, die auf das Herz herniederkommt, ohne zu dauern.
Dschunaid
Gafla (religiöse Gleichgültigkeit) ist schlimmer als Höllenfeuer.
Dschunaid
Herr ist, wer Diesseits wie Jenseits fortgibt, für seinen Herrn.
Dschunaid
Der äußerste Grad des Eingottglaubens ist die Leugnung des Eingottglaubens.
Dschunaid
Die Erkenntnis ist Allahs Arglist.
Dschunaid
Der letzte Standplatz des Erkennens ist die Freiheit.
Dschunaid
Die Aufrichtigkeit ist ein Geheimnis zwischen Allah und Mensch, das kein Engel aufschreiben, kein Teufel verderben und keine Lust beugen könnte.
Dschunaid
Der ruh (Geist) ist etwas, dessen Kenntnis Allah für sich behält, ohne einen Menschen davon wissen zu lassen, und man kann davon nicht mehr sagen, als dass er existiert.
Dschunaid
Die Himmelfahrt der Mystiker ist die Spitze des Galgens.
Halladsch
Erkenntnis heißt alle Dinge sehn, aber auch alle Dinge untergehen sehen im Unbedingten.
Halladsch
Das Äußere des Gesetzes ist verkleidete Gottlosigkeit, und das Wirkliche an der Gottlosigkeit ist göttliche Weisheit.
Halladsch
Vertraulichkeit mit Allah ist die Aufhebung der Schüchternheit unter Beibehaltung der Ehrfurcht.
Halladsch
Das ist tawakkul, wenn einer nicht isst, weil er jemanden in der Stadt weiß, der das Essen nötiger hat.
Halladsch
Die Zunge ist das Unheil stiller Herzen; das Geschwätz ist mit Ursachen verbunden, und Handlungen mit Unglauben; das Wahre aber ist ein Leben, das von all dem frei wäre.
Halladsch
Das Glück des Liebesverzückten ist das Alleinsein des Ur-Einen.
Halladschs letztes Wort
Das Sufitum ist das ifna (Verschwinden) der nasutiya (Menschheit) und das Erscheinen der lahutiya (Göttlichkeit).
Ruwaym
Das Einheitsbekenntnis ist die Tilgung der Spuren der Menschhaftigkeit und die Reinheit der Göttlichkeit.
Ruwaym
Sufitum besteht darin, dass man von zwei Dingen keines für besser hält.
Ruwaym
Sufismus heißt, seine Triebseele hinzugeben – und sich nicht mit dem Geschwätz der Sufis abzugeben.
Ruwaym
Die Welt ist ein Meer, das Jenseits ein Ufer, das Schiff die Frömmigkeit, und die Menschen sind eine Reisegesellschaft.
Abu Ya’qub an-Nahradschuri
Sufitum bewahrt davor, Geschaffenes zu sehen.
Schibli
Sufitum ist bei Allah sitzen ohne Sorge.
Schibli
Sufitum ist abtropfendes Menschentum und aufgehende Gottheit.
Schibli
Sufitum ist Vielgötterei, denn es bewahrt das Herz, Nichtgöttliches zu sehen. Nichtgöttliches aber gibt es nicht.
Schibli; auch Abu Sa’id zugeschrieben
Ein Schläfchen in tausend Jahren ist eine schändliche Sache.
Schibli
Allah ist sowohl meine Heilung wie meine Krankheit.
Schibli
Das Diesseits ist ein madaratun (Erdbrocken), und du hast davon ein dschabaratun (Stäubchen). Wer das dschabaratun will, ist noch geringer als das madaratun.
Schibli
Das Hinschauen ist Unglaube; der Gedanke ist Vielgötterei; das Hinweisen ist Arglist; das Hinschauen ist Beraubung; der Gedanke ist Gottverlassenheit; das Hinweisen ist Lossagung.
Schibli
Ein Mystiker ist, wer das Diesseits als Schurz hat und das Jenseits als Mantel und beides auszieht. Wer sich der geschaffenen Welten entledigt, ist allein mit Allah.
Schibli
Sufi sein, heißt