ABENTEUER LASS NACH. Scott Meyer. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Scott Meyer
Издательство: Bookwire
Серия: Magic 2.0
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783958352582
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Klappstuhl in seinem Gesicht landete.

      Er lag bewusstlos auf dem Boden. So konnte er nicht hören, wie Todd sagte: »Sieh’s positiv. Sie werden dich wahrscheinlich feuern.«

      Kapitel 2

      Einige Jahrhunderte früher, im mittelalterlichen England, fand gerade ein Kinoabend für die Zauberer statt, was so verwirrend war, wie es sich anhörte.

      Die Zauberer waren allesamt Zeitreisende, und seit vielen Jahren hielten sie sich nun schon an die unausgesprochene Regel, nicht allzu viel von der jeweils eigenen Zeit zu sprechen. Zwei von ihnen konnten aus Zeiten stammen, die bis zu drei Jahrzehnte auseinander lagen. Man war der Meinung, Diskussionen über gesellschaftliche Veränderungen, soziale Konventionen und die Qualität der unterschiedlichen Ensembles von Saturday Night Live würden nur zu unnötigen Konflikten führen. Tatsächlich verweigerten die Zauberer aus den Mittneunzigern oder späteren Zeiten generell jegliche Diskussion über Filme, aus lauter Furcht, Einzelheiten über die zweite Star Wars-Trilogie oder den vierten Teil von Indiana Jones auszuplaudern. Das war eine Sammlung von Werken, über die die späteren Zauberer nur unter dem Oberbegriff Das Missvergnügen sprachen.

      Mit der Zeit wurde die Einstellung hierzu natürlich etwas lockerer. Zauberer aus früheren Zeiten wollten mit fortschrittlicherer Hardware spielen, und die Zauberer aus späteren Zeiten wollten den Ausdruck in ihren Gesichtern dabei sehen, sodass dieses System langsam bröckelte.

      Irgendwann begannen die Zauberer untereinander ohne Einschränkung Informationen auszutauschen. Sie veranstalteten sogar ein Filmfestival, bei dem die gesamte zweite Star Wars-Trilogie und der vierte Teil von Indiana Jones hintereinander weg gezeigt wurden, um das Thema endlich abhaken zu können.

      Seitdem war es für die Zauberer von Leadchurch zu einer lieb gewonnenen Angewohnheit geworden, einen wöchentlichen Filmabend zu veranstalten. Dabei boten sie einander reihum einen Doppelpack eines ihrer Lieblingsfilme (zumeist Science-Fiction) und ihres Lieblingsessens (zumeist Pizza) an.

      Philip war an der Reihe die Gastgeberrolle zu übernehmen, und seine Gäste hatten an seiner ersten Auswahl schwer zu kauen. Als der Abspann lief, stoppte Philip sein klobiges Betamax-Gerät und drückte die Rückspultaste.

      »Tja, das ist Colossus. Wie findet Ihr ihn?«, fragte er seine Freunde, die es sich überall in seinem Spielzimmer gemütlich gemacht hatten. Ihre Zaubererroben waren aufgeknöpft, sodass ihre T-Shirts, Jeans und Turnschuhe sichtbar waren, die sie alle stets darunter trugen, mit Ausnahme Roys, der aus einer anderen Generation stammte. Er war bekleidet mit einer Stoffhose, Slippern und einem kurzärmeligen Hemd mit verdeckter Knopfleiste. Andererseits hatte er aber auch einen Trenchcoat anstelle einer Robe an und besaß den einzigen Zaubererhut mit Filzkrempe. Sein Stab war, was Billardspieler als »Queuebrücke« bezeichneten.

      Martin erhob sich von der verchromten Ledercouch, die er sich mit Tyler und Jeff geteilt hatte. Er streckte sich und ächzte: »Weiß nicht. Es war interessant, aber ich will erst die Fortsetzung sehen, bevor ich ein Urteil abgebe.«

      Philip lächelte. »Es gibt keine Fortsetzung.«

      Gary, der sich langsam wieder entfaltete, nachdem er die letzten zwei Stunden im Schneidersitz auf dem Boden verbracht hatte, hakte nach: »Was soll das heißen, keine Fortsetzung? War er nicht erfolgreich genug, dass sie keinen zweiten Teil gedreht haben?«

      Roy schüttelte den Kopf. Er war der Älteste im Raum, was das physische Alter betraf, weil er sich in seinen frühen Fünfzigern befand und weil er aus dem Jahr 1973 stammte. Außerdem war er ausgebildeter Raumfahrtingenieur und verströmte eine kurz angebundene, verlässliche Kompetenz. »Seht mal, Jungs, zu Phils und meiner Zeit war es so, wenn du einen guten Film gemacht hast, hast du diesen Erfolg genutzt und einen anderen, nicht noch mal denselben Film, gedreht.«

      Philip war der Zweitälteste im Raum. Er war Anfang vierzig, stammte aus den Mittachtzigern und verströmte eitle, fehlbare Kompetenz. Er grinste über beide Backen und sagte: »Genau genommen war das zu deiner Zeit so. Zu meiner Zeit hatte die endlose Fortsetzeritis bereits eingesetzt. Dieser Film stammt aus der Zeit davor, und ich glaube nicht, dass jemals eine Fortsetzung geplant war.«

      »Aber es gab doch einen Cliffhanger«, insistierte Tyler.

      »Nein, gab es nicht«, erklärte Philip. »Das war das Ende der Geschichte.«

      »Aber«, stammelte Tyler, »der Supercomputer, der, wie hieß er noch, Colossus, hatte die Weltherrschaft übernommen.«

      »Ja«, bestätigte Philip.

      »Was? Was ist das denn für ein Film?«, fragte Tyler entrüstet.

      Philip kicherte. »Ein Film aus den Siebzigern. Die Kernbotschaft von Science-Fiction war, dass unser aller Schicksal besiegelt ist.«

      Jeff schnaubte verächtlich. »Die Botschaft der Siebziger war, dass unser aller Schicksal besiegelt ist.« Jeff stammte aus einer Zeit, die weiter in der Zukunft lag als bei allen anderen Anwesenden. Dennoch verstanden er und Roy sich hervorragend. Der hatte mit Jeff eine Exkursion in die frühen Siebziger unternommen. Jeff war schwer verstört von diesem Ausflug zurückgekehrt, und er weigerte sich, auch nur in Erwägung zu ziehen, dorthin zurückzukehren.

      »In der Tat!«, bekräftigte Philip.

      »Und die Leute haben Geld bezahlt, um diese Filme zu sehen?«, wollte Jeff wissen.

      Philip sagte: »Klar. Ständig. Das war einer der ersten Filme, in den mich mein Vater mitgenommen hat. Er ist der Grund dafür, warum ich Informatiker geworden bin.«

      »Um zu verhindern, dass Computer die Welt übernehmen?«, fragte Martin.

      »Das. Oder, um im Fall der Fälle auf der Gewinnerseite zu stehen«, erwiderte Philip.

      Tyler stand auf und nahm seinen Stab. »Na dann, ist der nächste Film etwas positiver?«, erkundigte er sich.

      Philip deutete an: »Wir werden sehen.« Er grinste breit, was wohl bedeutete, dass die Antwort aller Wahrscheinlichkeit nach ›Nein‹ lautete.

      Tyler stöhnte und kündigte an: »Ich gehe dann mal aufs Klo.« Dann teleportierte er sich weg. Einer der Hauptvorteile kostenloser Teleportation war, niemals fremde Toiletten benutzen zu müssen.

      Martin murmelte etwas über frische Luft schnappen und ging nach draußen.

      Das Erdgeschoss seines Geschäfts diente Philip dazu, in seiner Kristallkugel zu lesen, angebliche Zaubertränke herzustellen und sich ganz allgemein zaubererhaft zu benehmen. Das obere Stockwerk war eine Ehrenbezeugung aus Chrom und Kunststoff an das Junggesellendasein in den Mittachtzigern, bis hin zu dem weißen Pontiac Fiero, der ausgestellt wurde wie ein begehrtes Kunstwerk. Vor dem Fiero befanden sich zwei große Türen, die auf eine Terrasse führten, welche auch als Brücke diente, um mit dem Fiero den Hügel hinter dem Geschäft hinaufzufahren. Martin trat auf die Terrasse hinaus und befand sich mit einem Mal wieder im Jahr 1153. Holzhäuser mit strohgedeckten Dächern standen vor ihm in der Dunkelheit, unter einem Himmel, der von keiner künstlichen Lichtquelle gestört wurde.

      Martin war ein typischer junger Mann aus dem Jahr 2012 und hätte kaum deplatzierter wirken können. Das einzige Zugeständnis an seine Umgebung war die Zaubererrobe. Die aber war mit silbernen Pailletten bedeckt und somit auch keine große Hilfe. Er atmete die saubere, kühle Luft tief ein. Kaum überraschend gesellte sich Philip wenig später zu ihm.

      Eine Weile standen sie schweigend da; dann eröffnete Philip das Gespräch: »Schade, dass Gwen heute Abend nicht kommen konnte.«

      »Ja, schade«, fand auch Martin.

      »Aber, ich bin froh, dass du hier bist«, fügte Philip hinzu.

      Martin sagte: »Danke.«

      Philip sah Martin an und fragte: »Warum konnte Gwen nicht kommen?«

      Martin erklärte: »Weil sie wusste, dass ich da sein würde.«

      »Aha.«

      Es