PUCKI (Buch 1-12). Magda Trott. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Magda Trott
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Книги для детей: прочее
Год издания: 0
isbn: 9788027221172
Скачать книгу

      »Deine Mutti kann nun in jedes Schübchen etwas anderes legen, Pucki. In ein Schübchen weiße Hemdenknöpfe, in das zweite Stecknadeln, ins dritte Haken und Ösen und so weiter. Und damit sie weiß, was jedes Schübchen enthält, nähen wir vorn an das Kästchen immer das an, was hineinkommen soll. Wir können die kleine Kommode auch noch schöner machen und die Schübe vorn und hinten mit Papier bekleben und erst dann die Knöpfe und Haken daraufnähen.«

      Pucki ging mit Feuereifer an die Arbeit. »Wenn diese Kommode fertig ist, machen wir rasch noch eine für den großen Claus.«

      »Ach nein, Pucki, der große Claus kann damit nichts anfangen. Das ist nur etwas für Muttis.«

      »Ich möchte aber dem großen Claus was machen. – Weißte nicht was? Soll ich ihm einen Topfhandschuh nähen?«

      Rose überlegte. »Einen Topfhandschuh braucht er auch nicht – aber du kannst ihm einen Serviettenring aus bunten Perlen machen. Das ist leicht und was sehr Schönes.«

      Pucki wollte sogleich mit der Arbeit beginnen, doch Rose meinte, erst müsse die kleine Kommode für die Mutti fertiggestellt werden. Man dürfe nicht vieles auf einmal anfangen. Trotzdem wurde neben dieser Arbeit, die im geheimen betrieben wurde, noch vielerlei anderes gebastelt. Wenn aus Rahnsburg die Schulfreundinnen von Pucki ins Forsthaus kamen, so bestaunten sie die schönen Dinge, die unter Roses Händen entstanden. Schließlich schleppten die kleinen Mädchen allerlei buntes Papier, Pappe, Draht, Pfropfen und Zigarrenkisten ins Forsthaus. Stundenlang saßen die Kinder nun zusammen und fanden es herrlich, ihr Spielzeug selber herstellen zu können.

      Förster Sandler und seine Frau staunten ebenfalls, was Roses geschickte Hände fertigbrachten. Aus Flaschenkorken waren Männer, Frauen und Pferde entstanden, sogar eine Lokomotive stand auf dem Tisch. An Puppenmöbeln waren Stühle, Tische, Schränke und Betten gefertigt worden, alles sauber und ordentlich gearbeitet. Sogar einen ganzen Hühnerhof hatte Rose gebaut. Auf einen Pappdeckel klebte Rose Moos, machte aus Pappe ein Hühnerhaus und umgab alles mit einem Zaun. Die Hühner, gleichfalls aus Pappe gefertigt, erhielten Beine aus Draht, damit sie stehen konnten. Diese selbstgebastelten Spielsachen machten den Kindern die denkbar größte Freude. Von nun an wurde in fast allen Rahnsburger Familien, in denen kleine Mädchen waren, ähnliche Spielsachen gearbeitet.

      Pucki, die gewöhnlich nur zusah, wenn andere tätig waren, fand dieses Mal auch Gefallen an der Beschäftigung. Strahlend zeigte sie den Niepelschen Drillingen ihre Kunstwerke. Walter und Fritz bestaunten die Sachen, während Paul vieles daran auszusetzen hatte.

      »Wir machen was viel Schöneres!«

      »Was macht ihr denn?« forschte Pucki neugierig.

      »Das sagen wir nicht. Wenn ihr nächstens zu uns kommt, dann erlebt ihr ganz was Neues. Ihr werdet nämlich bald alle zu uns eingeladen.«

      »Was erleben wir denn?« forschte Pucki erregt.

      »Wir verraten nichts«, sagte Paul bestimmt. »Na, du wirst die Augen so weit aufreißen, daß du sie nicht mehr zumachen kannst.«

      »Werden wir bald eingeladen?«

      »Herr Hupfer sagte, es ist noch nicht so weit, aber bald ist es so weit.« Und plötzlich begann Paul laut zu lachen.

      »Au, das wird fein!«

      Pucki wandte sich an Walter und Fritz. Sie wollte durchaus erkunden, was man in Kürze auf dem Niepelschen Gute erleben werde. Doch die beiden Knaben kniffen listig die Augen zusammen und lachten.

      »Großartig wird es!«

      Da legte das Försterskind schmeichelnd den Arm um Fritz. »Bin ich deine Freundin? – Bist du mein Freund?«

      »Ja, Pucki.«

      »Dann sage mir ganz leise, was wir erleben werden.«

      Fritz machte sich aus den umschlingenden Armen los und lief davon. Auf Puckis Stirn zeigte sich eine finstere Falte.

      »Du oller dummer Junge!« Dann steckte sie den Finger in den Mund und knabberte am Nagel.

      Drei Tage später stellte sich Claus Gregor im Forsthause ein. Er begrüßte Rose herzlich, denn auch er mochte das liebe Mädchen sehr gern.

      »Dir habe ich etwas mitgebracht, Pucki. Du hast so lange im Bett liegen müssen, jetzt bekommst du etwas zum Andenken an mich.«

      »Ich weiß schon – das wolltest du mir damals schon schenken!«

      »Jawohl, kleiner Wildfang, nun ist es fertig geworden.«

      Pucki wickelte aus dem Papier ein viereckiges Kästchen heraus. Auf den Klappdeckel waren gepreßte Blumen geklebt: Vergißmeinnicht, Männertreu, Löwenmaul und fleißiges Lieschen.

      »Die Blumen habe ich für dich gepreßt, kleine Pucki. Wie das fleißige Lieschen sollst du auch immer fleißig sein. Vergessen sollst du mich auch nicht, und das hier –« Claus lachte: »Kennst du diese Blume?«

      »Freilich kenne ich sie! Es ist Löwenmaul!«

      »Sie soll dich daran erinnern, daß man nicht immer einen großen Mund haben soll, wenn einem etwas nicht paßt.«

      »Hahaha, meinste mich?«

      Claus lachte abermals.

      »Und was ist das hier für 'ne Blume? Ist das nicht Männertreu? Hast du das draufgeklebt, weil du immer mein treuer Freund sein willst?«

      »Ja, Pucki.«

      »Das ist aber schön. – Was tue ich nun in das Kästchen hinein? – Weißt du, als du mir den Kasten gabst, habe ich gedacht, daß er voll Schokolade ist. – Und nun ist er ganz leer.«

      »Nun gefällt er dir nicht?«

      »Ach ja – mir gefällt er schon, mir gefällt alles, was du mir schenkst, auch das Poesiealbum. Und wenn du mir mal das Schaukelpferd schenkst, das beim Kaufmann Puche steht, freue ich mich noch viel mehr.«

      »Du weißt noch gar nicht, Pucki, daß dieses Kästchen ein Wunderkästchen ist.«

      Pucki klappte den Deckel mehrmals auf und zu, schüttelte dann das Kästchen und sagte: »Er ist ja noch immer leer. – Was ist das für ein Wunderkasten, großer Claus?«

      »Solch ein Kästchen habe ich bei einem kleinen lieben Mädchen gesehen, das in demselben Haus wohnt, in dem ich wohne. Die kleine Grete war immer recht unartig, niemand mochte sie leiden. Da hat sie eines Tages solch ein Kästchen bekommen. Die Mutter schenkte ihr dazu noch ein Säckchen mit schwarzen Bohnen, und jedesmal, wenn das kleine Mädchen etwas Häßliches getan hatte, legte die Mutter eine schwarze Bohne hinein. An jedem Sonntag hat sie dann die Bohnen gezählt und dem Kinde gezeigt, wie oft es häßlich gewesen war. Die kleine Grete war darüber recht traurig und nahm sich vor, sich zu bessern. So sind immer weniger schwarze Bohnen in das Kästchen gekommen, und jetzt geschieht es nur noch selten, daß die Mutter eine Bohne hineintun muß. – Nun hat die Mutter gesagt, daß sie für jede gute Tat eine weiße Bohne in das Kästchen legen will. Die kleine Grete kommt oft zu mir und zeigt mir, wieviel weiße Bohnen in dem Kästchen liegen. Das freut mich natürlich, darum nenne ich das Kästchen ein Wunderkästchen, weil aus der bösen Gretel ein gutes Gretel wurde.«

      »Hast du die Gretel nun sehr lieb, weil sie so gut ist?«

      »Ja, Pucki, liebe Kinder habe ich immer gern.«

      »Hast du sie noch lieber als mich?«

      »Wie wäre es, Pucki, wenn du auch jedesmal eine schwarze Bohne in das Kästchen legen wolltest, sobald du einen schlimmen Streich machst?«

      »Guckst du dann nach, wie viele schwarze Bohnen in dem Kasten sind?«

      »Jawohl. – Wenn ich zu Weihnachten wieder auf Ferien komme, sehe ich nach.«

      »Wenn nun aber die schwarzen Bohnen alle gar nicht in den Kasten gehen?«

      »Oho, solch unartiges Mädchen wirst du doch nicht sein, daß du bis Weihnachten hundert schlimme Streiche ausführen