PUCKI & POMMERLE: Alle 18 Bücher in einem Band. Magda Trott. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Magda Trott
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Книги для детей: прочее
Год издания: 0
isbn: 9788027221257
Скачать книгу
mal herkommen?«

      »Natürlich, Pommerle.«

      »Und der Jule auch?«

      »Wer ist denn der Jule?«

      »Nun, der Kretschmer Jule, mein Freund.«

      »Den Kretschmer Jule kenne ich genau, auch dessen Mutter. Sie ist schon lange recht krank, wird wohl bald zu Ende mit ihr gehen.«

      »Muß sie sterben?«

      »Wird wohl nicht anders möglich sein.«

      »Kannst du ihr nicht von der giftigen Wurzel was eingeben, daß sie wieder gesund wird?«

      »Wird nicht mehr viel helfen, kleines Pommerle.«

      »Ich denke, die giftige Wurzel hilft immer? Ich will den Jule mal herschicken. – Dann singst du dem Jule auch das Lied vor, von der Zufriedenheit, die das höchste Gut ist, und daß wir nicht zum Müßiggang geschaffen sind. – Willst du das tun?«

      »Das kann geschehen, Pommerle. Aber der Jule ist doch jetzt bei einem Lehrherrn, er soll ein tüchtiger Tischler werden.«

      »Er hat gemeint, es macht ihm keinen Spaß. Er möchte lieber für den Onkel viel Steine und Blumen sammeln.«

      »Der Jule ist ein Taugenichts, wenn er nicht arbeiten will.«

      »Nein«, sagte Pommerle energisch, »der Jule ist kein Taugenichts, der Jule arbeitet jetzt den ganzen Tag, und vorher hat er auch gearbeitet. Der Jule ist mein bester Freund, der Jule wird bald ein Meister, und später, wenn wir beide groß sind, heiratet mich der Jule.«

      »Ich kenne den Kretschmer Jule recht gut, kleines Mädchen. Will ihm nur wünschen, daß die Mutter wieder gesund wird.«

      Endlich hatte der Regen nachgelassen. Emma mahnte zum Aufbruch. Es war bereits sechs Uhr vorüber, die erste Dämmerung senkte sich hernieder.

      Man nahm die mit Beeren gefüllten Hüte und Mützen. Pommerle zögerte ein Weilchen. Es hatte ihm beim Harfen-Karle sehr gut gefallen. Das kleine Mädchen hätte dem alten Mann gar gern eine Freude gemacht. Ob sie die Beeren teilte und dem alten Mann die Hälfte schenkte?

      Pommerle reichte dem Alten abschiednehmend die Hand und hielt ihm die Mütze hin.

      »Ich möchte dir ein paar Beeren schenken. Willst du sie haben? Aber nicht alle, ich habe sie für den Lehrer gepflückt.«

      »Ich danke dir, kleines Pommerle, ich habe selbst meine Beeren. Nimm sie nur wieder mit. Bist ein gar liebes Mädchen.«

      Pommerle war recht glücklich, daß es die gefüllte Mütze behalten durfte. Rasch folgte es den anderen, und dann ging es im Sturmschritt heim.

      Der starke Regen, der niedergegangen war, hatte die Straße unterhalb des Hausberges stark aufgeweicht. Die Kinder mußten oftmals über Wasserpfützen springen, um weiterzukommen. Plötzlich stieß Pommerle einen lauten Ruf aus:

      »Ein ganz kleiner Piepmatz!«

      Völlig durchnäßt, mit herunterhängenden Flügeln, hüpfte am Wege ein Sperling dahin. Er mußte von einem Ast heruntergefallen sein und war unfähig, wieder aufzufliegen.

      »Wenn er hierbleibt, frißt ihn die Katze, oder es holt ihn ein Raubvogel. Wir müssen ihn in einen Strauch setzen.«

      »Nein«, meinte Pommerle, »dann friert er oder fällt wieder herunter. Wir müssen ihn zuerst trocknen.«

      Mit raschem, aber vorsichtigem Griff hatte Pommerle das Vöglein gefangen. Die gefüllte Mütze mit den Beeren stand mitten auf der Straße.

      »O je, wie es zittert! Es wird sich erkälten.«

      Noch immer hielt Pommerle das Vöglein zwischen beiden Händen. Der Sperling piepte gar ängstlich.

      »Kleiner Piepmatz, fürchte dich nicht, ich tue dir wirklich nichts. Ich bin doch keine Katze!«

      »Wir müssen es warm setzen«, sagte eins der Mädchen.

      Man überlegte. Das war nicht so einfach, denn die Kleider der Kinder waren noch immer feucht.

      »Einer von euch nimmt meine Mütze mit den Beeren, und ich trage den Vogel zwischen beiden Händen heim. Dort setze ich ihn in ein Körbchen, daß er trocknet, und morgen hat er sich wieder erholt.«

      »Wenn du ihn immerzu in den Händen hältst, brichst du ihm ein Bein oder einen Flügel ab«, meinte Minna. »Mein Bruder hat es auch mal so gemacht. Du mußt den Vogel ins Warme setzen.«

      Ida erklärte sich bereit, das Vöglein in die Manteltasche zu stecken, doch Pommerle wies voller Entrüstung dieses Ansinnen zurück.

      »Dann zerdrückt ihr ihn ja.«

      »So laß den dummen Vogel sitzen«, rief eine andere. »Wir müssen weiter.« Und schon setzte sich die Schar in Bewegung.

      Noch immer stand Pommerle ratlos mit dem Vögelchen in beiden Händen da.

      »Nehmt doch meine Mütze mit!«

      Die anderen hatten Eile, heimzukommen; die gefüllte Mütze mit den Beeren blieb mitten auf der Straße stehen. Es dauerte auch nur wenige Minuten, da sah sich Pommerle allein auf der Straße.

      »Fürchte dich nicht, kleiner Piepmatz, ich verlasse dich nicht.«

      Wenn es nur einen Behälter gehabt hätte, etwas Warmes, daß es den Vogel hineinsetzen könnte. Pommerle sah ratlos an sich herab. Es befühlte mit den Händen sein Röckchen, aber das war viel zu naß. Der kleine Vogel mußte trocken sitzen.

      »O je, wie er zittert – er wird sich noch zu Tode zittern.« Pommerle war recht unglücklich. Einen Augenblick dachte es daran, die Beeren auszuschütten und das Vöglein in die Mütze zu setzen. – Aber da kam ihm plötzlich ein rettender Gedanke: »Kleiner Piepmatz, brauchst nicht mehr zu frieren, jetzt habe ich ein schönes Häuschen für dich!«

      Pommerle lehnte sich an einen Baum, schnürte rasch den einen Schuh auf, zog ihn aus, faßte hinein und stellte erfreut fest, daß der Schuh innen warm war.

      »So, kleiner Piepmatz, nun hast du ein feines Häuschen, darin tut dir keiner was.«

      Vorsichtig ließ das kleine Mädchen das Vöglein in den Schuh schlüpfen, hauchte vorher noch einige Male hinein. Das Vöglein saß ganz still in seinem dunklen Häuschen.

      »Na, ist es schön warm?«

      Nur ein leises Piepen war die Antwort. Als Pommerle den Fuß aufsetzte, schrak es ein wenig zusammen. Es hatte mit dem Strumpf gerade in eine kleine Wasserpfütze getreten. Aber was schadete das! Das Vöglein saß doch warm. Rasch griff Pommerle nach der Mütze, stellte den schmutzigen Schuh auf die Beeren, dann eilte es auf einem Schuh und einem Strumpf hinter den anderen Mädchen her. Es gelang ihm zwar nicht mehr, die Gefährtinnen einzuholen, zumal Pommerle mehrmals stehenblieb und bei dem Sperling anfragte, ob er sich auch wohlfühle.

      Als es die ersten Häuser von Hirschberg erreicht hatte, traf Pommerle auf der Straße eine ältere Frau. Diese schlug die Hände zusammen, als sie das Kind kommen sah.

      »Wie siehst du denn aus, du Schmutzfink? Warum ziehst du denn den Schuh nicht an?«

      Pommerle hob das Gesichtchen mit den strahlenden Blauaugen, durch seine Stimme klang unterdrückter Jubel.

      »Weil ein liebes Vöglein drinnen wohnt.«

      »Kind, du wirst dich erkälten, der ganze Strumpf ist naß und beschmutzt.«

      Andere kamen und sahen dem kleinen Pommerle nach, manch einer lachte belustigt.

      »Die Kleine aus dem Pommerlande hat doch immer allerlei Schnurren im Kopfe!«

      Endlich war die Villa des Onkels erreicht. Pommerle lief sogleich in die Küche, in der das Hausmädchen und Frau Bender mit dem Abendessen beschäftigt waren.

      »Endlich bist du wieder da, Pommerle – aber was ist denn das?«

      Behutsam