Das tödliche Spiel. Stefan Bouxsein. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Stefan Bouxsein
Издательство: Bookwire
Серия: Mordkommission Frankfurt
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783939362104
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das Haus und einen größeren Betrag. Damit hatte Frau Sydow ausgesorgt. Nach dem Tod ihres Mannes hat sich Frau Sydow ja auch noch am Geschäft von Frau Fischer beteiligt.«

      »Und Nadja? Wo wohnt sie? Wie sehen ihre finanziellen Spielräume aus?«

      Dr. Ritter zupfte sich am nicht vorhandenen Schnurrbart. »Nadja wohnt in einer Eigentumswohnung. Auch diese Wohnung hat ihr Vater ihr noch zu Lebzeiten beschafft. Nadja hatte damals gerade mit ihrem Studium begonnen. Die Wohnung befindet sich ebenfalls auf dem Lerchesberg, nur ein paar Gehminuten vom Haus ihrer Eltern entfernt. Nadja bekommt ein monatliches Taschengeld von 2.000 Euro. Voraussetzung dafür war, dass sie ihr Abitur macht und ein Studium beginnt. Ihr Abitur hat sie mit einer glatten Eins bestanden. Ihr Psychologiestudium wird sie in Kürze beenden. Wenn sie das Studium erfolgreich beendet hat, bekommt sie die freie Verfügung auf ihre Konten.«

      »Wie viel Geld liegt auf diesen Konten?«

      Dr. Ritter schwieg einen Moment und Siebels bekam Lust auf eine Zigarette. »Wir sprechen von zirka drei Millionen Euro«, sagte Dr. Ritter dann leise.

      Siebels zog die Augenbrauen nach oben. »Das ist viel Geld für eine junge Frau.«

      »Ja, deswegen hat ihr Vater auch darauf bestanden, dass sie erst darüber verfügen kann, wenn sie ein Studium abgeschlossen hat.«

      »Ist das rechtlich einwandfrei?«

      »Ja, wenn Nadja einen anderen Weg gewählt hätte, hätte ich mit dem Geld eine Stiftung gegründet. Das war der Wille von Herrn Sydow. Ich muss dazu sagen, dass Nadja hochbegabt ist. Das Studium ist kein Problem für sie. Sie ist ein kleines Wunderkind und wird auf das Geld aus dem Erbe wahrscheinlich nie angewiesen sein.«

      »Davon hat mir auch Frau Fischer schon berichtet. Ein hochbegabtes Kind, das allerdings Probleme im sozialen Bereich hat.«

      »Das ist Quatsch«, fuhr Dr. Ritter Siebels an. »Nadja war Schulsprecherin, sie ist im Tierschutz aktiv tätig und pflegt eine Vielzahl von sozialen Kontakten. Mit ihrer Stiefmutter war sie vielleicht nicht immer ein Herz und eine Seele, aber es gab auch keine größeren Diskrepanzen zwischen den beiden. Nadja war schon sehr früh sehr selbstständig. Wie gesagt, sie bezog sofort nach dem Abitur eine eigene Wohnung. Dort wohnte zuvor ein früherer leitender Angestellter von Herrn Sydow, der damals in eine andere Stadt gezogen ist.«

      »Hat Nadja einen festen Freund?«

      »Nicht dass ich wüsste. Warum wollen Sie so viel über Nadja wissen? Sie glauben doch nicht etwa, dass sie etwas mit dem Tod ihrer Stiefmutter zu tun hat?«

      Siebels zuckte mit den Schultern und dachte wieder an eine Zigarette. Aber bei Dr. Ritter wurde anscheinend nicht geraucht. »Sie wird erwähnt. Im Buch von Herrn von Mahlenburg. Herr von Mahlenburg vermittelt darin den Eindruck, als wäre sie sexuell sehr aufgeschlossen.«

      »Sie ist 27 Jahre alt und ungebunden. Was erwarten Sie von einer intelligenten, attraktiven, jungen Frau? Dass sie in Keuchheit lebt?«

      »Ich versuche mir nur, ein Bild zu machen.«

      »Dann sprechen Sie doch besser selbst mit Nadja. Ich bin nur ihr Treuhänder, nicht ihr Seelsorger.«

      »Das werde ich tun. Können Sie mir ihre genaue Adresse aufschreiben?«

      Dr. Ritter beschrieb einen Zettel und reichte ihn Siebels. Siebels sah auf seine Uhr. Es war gerade einmal eine halbe Stunde her, seit er seine letzte Zigarette geraucht hatte, und nun drängte es ihn schon wieder nach Nikotin.

       Nach der Episode im Pool war das harmonische Verhältnis zwischen Bea und mir nachhaltig gestört. Während meine Gedanken fortwährend um Nadja kreisten, bedachte mich Bea nur mit eisigen Blicken. Sie saß am Abend schweigend vor dem Fernseher. Sie bereitete weder ein Abendessen, noch zeigte sie irgendwelche Anstalten, mich in ihr Bett zu locken. Kurzum, sie ließ jedwegliche Reize vermissen, mit denen sie mich in den letzten Wochen gekonnt geködert hatte. Gelangweilt saß ich in ihrem großen Haus vor der Glotze und rauchte eine Zigarette. Fünf Wochen hatte ich es mit ihr ausgehalten. Der einen oder anderen kleinen Auseinandersetzung folgte die Versöhnung in ihrem Bett. Doch nun schien unser Verhältnis endgültig zerrüttet zu sein. Mir war es nur recht, mein goldener Käfig wurde mir allmählich zu eng. Ich sehnte mich nach meiner Freiheit und nach der Jagd auf das schwache Geschlecht. Ich hatte keine Zeit, mich um Beas Befindlichkeiten zu kümmern. Selbst wenn ich sie noch einmal um den Finger wickeln würde, die kleinen Geschenke würden nun immer kleiner werden und die Vorwürfe immer größer.

       »Es tut mir leid«, sagte ich zu Bea. Sie ignorierte mich.

       »Bist du mir immer noch böse?«, wagte ich einen neuen Versuch.

       »Ich hätte gleich auf Sarah hören sollen«, nuschelte sie beleidigt vor sich hin.

       »Wir hatten doch eine schöne Zeit«, säuselte ich ihr lieblich zu.

       »Sarah hat mich von Anfang an vor dir gewarnt.«

       »Jetzt lass doch diese blöde Zicke aus dem Spiel«, konterte ich.

       »Du würdest doch liebend gerne in ihr Bett hüpfen«, giftete Bea weiter.

       »Ach, bist du jetzt eifersüchtig?«, sagte ich und lachte dabei. Doch das machte Beas Stimmung nicht besser.

       »Arroganter Scheißkerl«, bekam ich zur Antwort.

       »Vielleicht sollten wir unsere kleine Affäre einfach beenden«, sagte ich und hoffte, aus der Nummer raus zu sein.

       »Sie ist hiermit beendet«, sagte Bea lapidar. Das ging mir nun doch ein wenig zu schnell.

       »Wollen wir zum Abschied nicht noch mal ins Bett? Eine letzte Versöhnung?« Mit verträumtem Blick sah ich sie an, doch eh ich mich versah, flog mir die Fernbedienung des Fernsehers gegen die Stirn, die sie die ganze Zeit in der Hand gehalten hatte.

       »Verschwinde endlich«, schrie sie mich an.

       Nun gut, es war kein ruhmreicher Abgang. Mit einer großen Beule auf der Stirn verließ ich Beas Haus. Die goldene Uhr, den flauschigen Bademantel, meinen Ausgehanzug von Armani, meine Zahnbürste und mein Rasierzeug packte ich in eine lederne Reisetasche. Ich fragte Bea noch, ob sie die Tasche wieder haben wollte, aber sie legte keinen Wert darauf. So beendete ich das Kapitel mit Bea und war voller Vorfreude auf das nächste Kapitel, das das Leben für mich bereithielt.

      Das Taxi hielt im Sandweg vor dem Wohnhaus von Jens Schäfer alias Philipp von Mahlenburg. Till klappte das Buch zu und bezahlte den Fahrer. Im Erdgeschoss des Hauses war eine kleine Stehpizzeria untergebracht. Till bekam Hunger, aber seine Neugier auf den Casanova war stärker als sein Magenknurren. Er suchte die Klingelschilder ab, fand keinen von Mahlenburg, aber einen J. Schäfer.

      »Ja bitte?«, fragte Jens Schäfer, als Till vor seiner Tür stand.

      »Sie sind der Autor?«, fragte Till und hielt ihm die Anekdoten des Philipp von Mahlenburg vor die Nase.

      Schäfer huschte ein Lächeln über die Lippen. »Ja, das ist aber eine Überraschung. Ich habe es ja unter einem Pseudonym geschrieben. Aber ich dachte mir schon, dass mein richtiger Name irgendwann ans Licht kommt. Die Leute sind ja neugierig, wenn sie so etwas lesen. Möchten Sie ein Autogramm?«

      »Ich möchte eine Aussage«, sagte Till lapidar.

      Schäfer schaute erst etwas verwirrt, dann hellten sich seine Gesichtszüge auf. »Ein Statement«, stieß er hervor. »Sie sind Journalist. Für welche Zeitung arbeiten Sie?«

      Jetzt schaute Till ihn verwirrt an, dann zeigte er Schäfer seinen Dienstausweis. »Kriminalpolizei. Krüger mein Name. Es geht um Beate Sydow. Darf ich reinkommen?«

      »Hat