Leni Behrendt Staffel 2 – Liebesroman. Leni Behrendt. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Leni Behrendt
Издательство: Bookwire
Серия: Leni Behrendt
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783959790246
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nichts anmerken, sondern sagte lachend:

      »Wie ich sehe, sind Sie verheiratet. Entschuldigen Sie die falsche Bezeichnung, aber Sie sehen wirklich noch so ganz und gar fräuleinhaft aus.«

      »Ich bin ja auch erst eine Woche verheiratet.«

      »Und dann weinen Sie schon? Kindchen, wo gibt’s denn so was! Scheint ein böser Barbar zu sein, der Herr Gemahl.«

      Da mußte Lenore denn doch lachen, wenngleich ihr wahrlich nicht danach zumute war.

      In dem Moment trat der junge Arzt an den Tisch und sagte zufrieden:

      »Du bist ja so vergnügt, Nore, das beruhigt mich ungemein. Ich hatte nämlich schon Gewissensbisse, daß ich dich so lange allein ließ, aber es ging wirklich nicht anders. Es freut mich, daß du Gesellschaft hast.«

      »Die sich gleich auf die Strümpfe machen wird, weil der Zug nicht wartet«, warf die Fremde ein, indem sie die Brote in die Tasche tat und dabei schon aufstand.

      »Leben Sie wohl, kleine Frau. Lachen Sie viel, dann sehen Sie nämlich bezaubernd aus.«

      Lenore verschmitzt zuwinkend nahm sie die Tasche auf und setzte sich in Bewegung.

      Ralf fragte unangenehm berührt:

      »Kennst du die Dame, weil sie so vertraut tat?«

      »Nein, ich kenne sie nicht. Sie setzte sich zu mir an den Tisch und gab mir eine Schnitte ab, weil ich sehr hungrig war. Schließlich habe ich seit dem Frühstück nichts mehr gegessen.«

      »Aber es gibt doch hier zu essen.«

      »Wenn man Glück hat. Und das hatte ich nicht, weil die Bedienung nicht zu erwischen war.«

      »Es ist heute auch ganz besonders voll hier. Es tut mir leid, Nore.«

      »Ach, laß doch, jetzt bist du ja da. Es wird wohl nicht das letzte Mal sein, daß ich auf dich warten muß, dafür bist du Arzt. Wie wurde es übrigens mit dem kranken Herrn?«

      »Wir erreichten gerade so knapp das Krankenhaus, als die Schmerzen richtig losbrachen. Doch nun müssen wir zusehen, daß wir endlich nach Hause kommen. Wohl gab ich Mama fernmündlich Bescheid, daß wir später als vereinbart eintreffen werden, aber länger als unbedingt nötig wollen wir sie dennoch nicht warten lassen.«

      Als er nach dem Gepäck griff, bemerkte er auch seinen Koffer und sah die Gattin, die ihren Mantel zuknöpfte, bestürzt an.

      »Du lieber Himmel, Lenore, da hast du dich auch noch mit meinem Koffer abschleppen müssen! Daß ich den vergessen konnte, ist einfach unverzeihlich. Wie hast du das alles überhaupt tragen können?«

      »Ich hatte einen Helfer, und zwar Herrn Druschke.«

      »Wie kamst du denn zu dem?«

      »Er holte seine Frau ab. Übrigens bemerkte der Mann dich, als du mit dem Kranken durch die Sperre gingst, und war des Lobes voll über deine Hilfsbereitschaft.«

      »Hinter der die eigene Frau zurückstehen mußte«, warf er seufzend ein. »Aber ich muß mich erst daran gewöhnen, daß ich nun eine Frau habe.«

      »Ach, du Armer! Ging ja ganz ohne dich.«

      »Das beruhigt mich ungemein. Doch jetzt komm.«

      Als sie am Portal des Bahnhofsgebäudes anlangten, regnete es so arg, daß Ralf sagte:

      »Da hilft nun nichts, ich muß eine Taxe nehmen. Bis wir zur Straßenbahn kommen, und dann wieder von der Endstation bis nach Hause, wären wir naß wie gebadete Katzen.«

      Also winkte er eine Taxe herbei und stieg zuerst ein, was ihm erst bewußt wurde, als Lenore hinterherkam.

      Dunkel schoß ihm das Blut ins Gesicht, doch er entschuldigte sich erst, nachdem der Wagen sich in Bewegung gesetzt hatte. Da legte er den Arm um die grazile Gestalt und zog sie dicht zu sich heran.

      »Verzeih, Norelein«, murmelte er beschämt. »Ich benehme mich heute einfach unglaublich. Wird dir nicht angst, einen solchen Banausen geheiratet zu haben?«

      »Ich glaube schon«, lachte sie ihn so lieblich an, daß er sich beherrschen mußte, sie nicht ganz toll und heiß zu küssen, wozu er durchaus berechtigt war.

      Aber der Chauffeur störte ihn.

      Schön ist das jetzt, dachte Lenore beglückt, sich fester in den Arm des Gatten schmiegend. So möchte ich dahinfahren, Stunde um Stunde. Aber bald werde ich in meinem neuen Zuhause sein. Was wird mich dort erwarten? Ich habe Angst.

      *

      Daß diese Angst nicht unbegründet war, merkte die junge Frau gleich, als sie den neuen Anverwandten gegenüberstand.

      Nein, sie gefielen ihr nicht. Nicht die üppige Frau mit der eingepferchten Figur, der zu jugendlichen Kleidung, dem geschminkten Gesicht, den kühlen Augen. Auch nicht das junge Mädchen, das zwar hübsch aussah, aber in seiner ganzen Art etwas Dreistes hatte. Wenn es nach Lenore gegangen, wäre sie dieser Stätte sofort wieder entflohen.

      Aber wo sollte sie hin? Sie hatte ja kein anderes Zuhause mehr und war außerdem an den Mann, der neben ihr stand, durch das Ehegesetz gebunden. Hätte er doch nur geahnt, was in ihr vorging!

      Doch er ahnte es nicht. Er war außerordentlich aufgeräumt, als er Mutter und Schwester seine junge Frau zuführte.

      »Da habt ihr sie, meine Lenore. Gefällt sie euch?«

      »Gewiß«, entgegnete die Frau Mama mit scheinheiliger Freundlichkeit, die Lenore herausfühlte. »Sie ist reizend, aber noch so sehr jung.«

      »Immerhin zwanzig«, gab Ralf launig zurück. »Also schon fast hinter den Öhrchen trocken. Und nun tischt auf, wir haben nämlich seit dem Frühstück fasten müssen. Das kam so…«

      Kurz schilderte er, was sich begeben hatte, und die Frau Mama nickte stolzgeschwellt dazu.

      »Das warst wieder einmal du, mein Sohn. Man nennt dich ja nicht umsonst einen vorzüglichen, hilfsbereiten Arzt. Nur noch ein wenig Geduld, ich richte sofort das Essen, das allerdings gewärmt werden muß, weil es bereits um die Mittagszeit fertig war. Sollte es verbrutzelt sein, bitte ich um Nachsicht.«

      »Die ist dir schon zugebilligt, Mamachen«, lachte Ralf gutgelaunt. »Während du auftischst, führe ich meine Lenore in ihr neues Heim.«

      Was denn auch geschah. Nur daß nicht die junge Frau zuerst über die Schwelle schritt, sondern Anka, die sich mit der Frechheit ihres Naturells einfach vordrängte, was Lenore befremdete, den Gatten jedoch nur amüsierte.

      »Natürlich muß unser Fräulein Naseweis immer voran sein. Zur Begrüßung Blumen hier hineinzustellen, das fiel dir wohl nicht ein, du Irrwisch, wie?«

      »Hätte ich schon getan, aber leider die Moneten«, versetzte sie keck. »Du hältst mich verflixt kurz.«

      »Ein Schelm gibt mehr, als er hat«, kam es launig zurück. »Nun troll dich, mein Mädchen, und hilf der Mama.«

      »Ooch, die wird auch ohne mich fertig. Ihr Jungvermählten seid mir doch zu interessant.«

      »Anka!«

      Dieser Warnungsruf mußte der kecken Kleinen wohl geläufig sein, denn sie zog sich zwar maulend, aber immerhin zurück.

      »Sie ist doch noch ein ganzes Kind«, sprach der nachsichtige Bruder ihr schmunzelnd nach. »Aber wohl gerade deshalb so harmlos von Sinn und Gemüt. Und nun komm, mein Liebes, laß dich in deinem Heim herzlich willkommen heißen. Mögest du darin nur frohe Stunden verleben, zusammen mit mir in Liebe und Glück.«

      Er zog sie in die Arme, küßte sie zärtlich und sagte dann stolz:

      »Ist es nicht schön bei uns? Bis auf die Lampe und die Gardinen, die passen zu der feudalen Einrichtung allerdings nicht.«

      »Da hast du recht«, bestätigte Lenore, nachdem sie sich mit prüfendem Blick umgeschaut hatte. »Aber soviel ich weiß, ist beides mit den anderen Sachen mitgeschickt