Leni Behrendt Staffel 2 – Liebesroman. Leni Behrendt. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Leni Behrendt
Издательство: Bookwire
Серия: Leni Behrendt
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783959790246
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und verschone mich.«

      »Das geht nicht, Diederich. Du gehörst nun einmal mit zu den Erben.«

      »Hab’ ich eben gehört.« Er hielt ihr sein kostbares Zigarettenetui hin.

      »Danke, ich rauche nicht.«

      »Dann darf ich?«

      »Bitte.«

      Er steckte eine Zigarette in Brand, legte sich im Sessel zurück, schlug ein Bein über das andere und sah nachdenklich auf die Frau, die wie das blühende Leben vor ihm saß. Groß, kräftig, mit eimem vollwangigen Gesicht, hellen blauen Augen unter blondem Haar, glich sie einer Gestalt aus den alten Sagen. Seine Mutter hatte ganz anders ausgesehen. Zierlich, brünett, mondän.

      »Nun starr mich nicht so an, sondern entscheide dich«, wurde die Tante nervös. »Wann könnten wir zusammen zum Notar gehen?«

      »Ich muß morgen früh wieder eine längere Reise antreten, Tante Beate. Also wird vor Weihnachten kaum etwas aus der Regelung des Nachlasses werden. Aber es eilt damit auch wohl nicht sehr, nicht wahr?«

      »Nein, obwohl ich es recht gern erledigt hätte. Doch deine Zusage ist auch schon was wert. Und die habe ich doch?«

      »Ja.«

      »Danke. Es wäre ja nun an der Zeit, mich zur Bahn zu begeben«, stellte sie mit einem Blick auf ihre Armbanduhr fest. »Nun, wenn es einen Zug später wird, schadet es auch nichts. Ich möchte nämlich mit dir über deine Frau sprechen. Fahr nicht hoch, laß mich erst reden. Hinterher kannst du mich meinetwegen zurechtweisen oder auch hinauswerfen. Diederich, als ich heute Elonie sah, war ich entsetzt, was aus dem strahlend schönen Geschöpf in einem halben Jahr geworden ist. Sie ist krank, ernstlich krank. Und wenn nichts unternommen wird, löscht sie langsam, aber sicher aus wie ein trübes Licht. Hast du denn wirklich nicht gewußt, wie krank sie ist, nicht nur körperlich, sondern auch seelisch?«

      »Nein.« Seine Brauen zogen sich zusammen. »Ich habe sie seit einem Vierteljahr kaum zu sehen bekommen. Ich war viel unterwegs, und wenn ich zwischendurch nach Hause kam, stand ich vor verschlossener Tür.«

      »Sie scheint ernstlich auf den Tod zu warten und könnte, wenn sie des Wartens müde ist, durch irgend etwas nachhelfen.«

      »Ach was, dummes Geschwätz!«

      »Diederich, ich warne dich, diese Angelegenheit zu bagatellisieren. Es hat sich schon manch ein Mensch in einem unzurechnungsfähigen Augenblick das Leben genommen, du mußt mit Elonie sprechen.«

      »Erst können«, lachte er hart dazwischen. »Dann müßte ich erst die verschlossene Tür einschlagen, denn gutwillig öffnet sie mir diese nicht. Was will sie überhaupt? Geht es ihr hier nicht gut? Sie hat doch alles, was nur ein Mensch haben kann.«

      »Nur dich nicht, Died.«

      »Könnte sie auch haben, wenn sie nicht so entsetzlich halsstarrig wäre.«

      »Du hast sie zuviel allein gelassen.«

      »Das geschieht anderen Frauen auch, die einen Geschäftsmann geheiratet haben. Aber die sind vernünftig, während meine Frau verbohrt ist.«

      »Nicht verbohrt, sondern krank. Am besten ist, du bringst sie in ein Sanatorium.«

      »Dazu müßte ich Gewalt anwenden, und das widerstrebt mir.«

      »Soll ich mal mit ihr sprechen?«

      »Wenn dir das gelingt, wäre ich dir sehr verbunden. Aber ich fürchte, daß sie dich genauso schroff abtun wird wie alle anderen, die sich ihr zu nähern wagten. Sie hat es nämlich erstklassig raus, die Menschen vor den Kopf zu stoßen.«

      »Na du, mein Kopf ist hart. Der verträgt schon einen gehörigen Puff. Sollte jedoch der ihre noch härter sein, habe ich dann wenigstens versucht, mein Möglichstes zu tun. Willst du hier warten?«

      »Leider nicht. Ich habe eine Besprechung.«

      »Ach was!« winkte sie unwillig ab. »Jetzt geht mal erst deine Frau vor.«

      »Bitte. Ich werde dich hier erwarten.«

      *

      Als Beate durch die Halle ging, stieß sie auf eine Dame, die sie auf der Hochzeit hier kennengelernt hatte und die ihr schon damals unsympathisch gewesen war. Doch nun sie in das süßlächelnde Gesicht sah, verstärkte sich das Gefühl noch, wurde zur Abneigung. Sie mochte wohl eine hervorragende Hausdame sein, aber bestimmt auch eine solche Intrigantin.

      »Guten Tag, gnädige Frau«, grüßte das lange, hagere, tadellos gekleidete Wesen katzenfreundlich. »Suchen Sie jemanden?«

      »Ganz recht, die Herrin des Hauses.«

      »Die wird leider nicht zu sprechen sein.«

      »Das überlassen Sie gefälligst mir. Ich bin nämlich die Tante der gnädigen Frau, falls Sie das noch nicht wissen sollten.«

      »O ja, das weiß ich, gnädige Frau.«

      »Also!«

      Brüsk wandte sich Beate ab, etwas vor sich hin murmelnd, das ganz nach ›ekelhafte Viper‹ klang. Langsam stieg sie die Treppe hinauf, die mit Läufern belegt war, in denen der Fuß fast versank. Überall wohin man auch schaute, Glanz und Pracht, und doch war die Herrin all der Herrlichkeit ein armes, bemitleidenswertes Geschöpf, ein flügellahmes Vöglein in einem großen goldenen Käfig.

      In der ersten Etage, die viele reichgeschnitzte Türen aufwies, mußte Beate erst an verschiedene klopfen, bis hinter einer eine unwillige Stimme hörbar wurde:

      »Ich möchte nicht gestört sein!«

      »Auch nicht von mir, Elonie? Du läßt mich doch sicher nicht wie einen Bettler vor der Tür stehen?«

      Das half. Ein Schlüssel wurde gedreht, die Tür spaltbreit geöffnet, und flugs schob Beate sich hindurch.

      »Soweit wäre es ja nun geschafft«, bemerkte sie gemütlich, dabei scharf die junge Frau musternd, die zitternd vor ihr stand, sie mit großen, bittenden Augen ansah.

      »Verzeih, Tante Beate, ich konnte ja zuerst nicht wissen, daß du es bist.«

      »Schon gut. Geh ins Bett zurück. Und dann wollen wir beide mal miteinander reden wie Mutter und Tochter. Denn eine Mutter hast du bestimmt nötig, du armes Kind.«

      Da wandte Elonie sich schweigend ab, legte sich ins Bett, auf dessen Rand die Tante sich niederließ. Ihr Blick schweifte durch das Zimmer, das man als luxuriös bezeichnen konnte, bis der prüfende Blick an dem Nachttisch hängenblieb, auf dessen Platte einige Fläschchen und Tablettenröhrchen zu sehen waren.

      »Großer Gott, Kind, das schluckst du doch nicht womöglich alles?« fragte die Arztfrau entsetzt.

      »Doch, Tante Beate.«

      »Also bist du doch nicht zu feige, um dich langsam umzubringen. Aber das werde ich verhindern, verlaß dich darauf.«

      Damit griff sie nach den Medikamenten, steckte sie in die Handtasche und besah sich kopfschüttelnd das junge Geschöpf, das da halbverhungert in den spitzenüberrieselten Kissen lag.

      »Armes Ding«, sagte sie mitleidig. »Hast du Vertrauen zu mir?«

      »Ja, Tante Beate.«

      »Na, Gott sei Dank, damit ist schon viel gewonnen. Um selbst zu handeln, dafür bist du viel zu elend, daher werde ich es für dich tun. Zuerst kommst du einmal in ein Sanatorium.«

      »Nein, Tante Beate, nein!«

      »Ja, warum denn nicht? Da bist du bestimmt besser aufgehoben als hier.«

      »Aber ich will doch nicht in ein Sanatorium«, wehrte sie sich verzweifelt. »Da käme ich ja nie wieder heraus!«

      »Na, nun schlägt’s dreizehn. Deine Hirngespinste sind ja noch ärger, als ich dachte. Ein Sanatorium pflegt die Patienten nur so lange zu behalten, wie es erforderlich ist.«

      »Oder sie ins