Die Frau in Weiss. Уилки Коллинз. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Уилки Коллинз
Издательство: Public Domain
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Жанр произведения: Зарубежная классика
Год издания: 0
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sagte sie. »Er ist der Ansicht, daß die dunkelblaue Stube hergerichtet werden soll, und er bestätigt, was ich dir sagte. Montag ist der Tag – nicht Dienstag.«

      Während Miß Halcombe diese Worte sprach, blickte Miß Fairlie auf den Tisch herab. Ihre Finger bewegten sich zitternd unter den Krumen, die sie auf das Tischtuch gestreut hatte. Die Blässe ihrer Wangen zog sich bis in ihre Lippen hinein, und die Lippen selbst bebten sichtlich. Ich war nicht der Einzige, der dies bemerkte. Miß Halcombe sah es ebenfalls und ging uns sofort mit dem Beispiele des Aufstehens voran.

      Mrs. Vesey und Miß Fairlie verließen zusammen das Zimmer. Die lieben, kummervollen blauen Augen schauten mich einen Augenblick an mit der in die Zukunft sehenden Trauer eines nahen, langen Lebewohls. Ich fühlte die schmerzvolle Antwort in meinem eigenen Herzen – es war ein Schmerz, der mir sagte, daß ich sie bald verlieren, aber selbst um des Verlustes willen, umso fester, umso unveränderlicher lieben würde.

      Ich wandte mich dem Garten zu, als sich die Thür hinter ihr schloß. Miß Halcombe stand mit ihrem Hute in der Hand und ihrem Shawl über dem Arme neben dem großen Fenster, das in den Garten führte, und betrachtete mich aufmerksam.

      »Haben Sie etwas Zeit übrig,« fragte sie, »ehe Sie Ihre Arbeit auf Ihrem Zimmer beginnen?«

      »Gewiß, Miß Halcombe. Meine Zeit steht Ihnen ganz zu Diensten.«

      »Ich möchte ein paar Worte mit Ihnen allein sprechen, Mr. Hartright. Holen Sie Ihren Hut und kommen Sie mit mir in den Garten hinaus. Wir werden dort zu dieser Stunde des Morgens nicht leicht gestört werden.«

      Als wir auf den Rasenplatz hinaustraten, ging einer der Gärtnerburschen – noch ein Knabe – mit einem Briefe in der Hand an uns vorbei und nach dem Hause zu. Miß Halcombe rief ihn an.

      »Ist der Brief für mich?« fragte sie.

      »Nein, Miß, er soll eben für Miß Fairlie sein,« antwortete der Bursche, den Brief hinhaltend.

      Miß Halcombe nahm ihm den Brief ab und besah die Adresse.

      »Eine fremde Hand,« sprach sie zu sich selbst. »Wer mag Lauras Correspondent nur sein? Wo hast Du dies her?« fragte sie, zum Gärtnerburschen gewendet.

      »Nun, Miß,« sagte der Bursche, »ich hab’s eben von einer Frau,«

      »Was für eine Frau?«

      »Eine schon ziemlich alte Frau.«

      »So, eine schon ziemlich alte Frau. Kennst Du sie?«

      »Ich müßte lügen, wenn ich sagen sollte, daß ich sie gekannt hätte.«

      »In welcher Richtung ging sie fort?«

      »Dahin,« sagte der Untergärtner, mit großer Kaltblütigkeit nach Süden deutend, indem er jenen ganzen Theil von England mit einer einzigen Schwenkung seines Armes bezeichnete.

      »Sonderbar,« sagte Miß Halcombe, »ein Bettelbrief vermuthlich. Da,« fügte sie hinzu, als sie dem Burschen den Brief zurückgab, »trage ihn in’s Haus und gib ihn an einen der Diener ab. Und jetzt, Mr. Hartright, falls Sie Nichts dawider haben, wollen wir diesen Weg nehmen.«

      Sie führte mich über den Rasenplatz und denselben Pfad entlang, den wir am Tage meiner Ankunft in Limmeridge eingeschlagen hatten. Bei dem kleinen Lusthause, in dem Laura Fairlie und ich einander zum erstenmale gesehen hatten, stand sie still und brach das Schweigen, das sie, während wir zusammen gingen, beobachtet hatte.

      »Was ich Ihnen zu sagen habe, kann ich Ihnen hier sagen.«

      Mit diesen Worten trat sie in das Lusthäuschen, setzte sich auf einen der Stühle, die an dem kleinen runden Tische standen, und machte mir ein Zeichen, den anderen zu nehmen. Ich hatte von dem, was kommen sollte, eine Ahnung gehabt, als sie im Frühstückzimmer zu mir sprach; jetzt war ich dessen gewiß.

      »Mr. Hartright,« sagte sie, »ich werde mit einem offenen Geständnisse anfangen. Ich werde – ohne Redensarten, die ich verabscheue, oder Complimente, die ich verachte – Ihnen sagen, daß ich im Verlaufe Ihres Aufenthaltes unter uns eine große freundschaftliche Achtung für Sie gefaßt habe. Ihr Betragen gegen jenes unglückliche Frauenzimmer, dem Sie unter so eigenthümlichen Umständen begegneten, nahm mich gleich zu Anfang zu Ihren Gunsten ein. Die Art und Weise, wie Sie in der Sache verfuhren, mag nicht vorsichtig gewesen sein; aber sie bewies die Selbstbeherrschung, das Zartgefühl und das Mitleid eines Mannes, der von Natur ein Gentleman ist. Ich erwartete demnach nur Gutes von Ihnen, und Sie haben meine Erwartungen nicht getäuscht.«

      Sie hielt inne – machte jedoch ein Zeichen mit der Hand, um mir anzudeuten, daß sie keine Antwort von mir erwartete, ehe sie fortführe. Als ich das Lusthäuschen betrat, war kein Gedanke an die Frau in Weiß in meinem Herzen gewesen. Jetzt aber riefen Miß Halcombe’s Worte ihn in mein Gedächtniß zurück. Dort blieb er, während der ganzen Unterhaltung – er blieb und zwar nicht ohne Erfolg.

      »Als Ihre Freundin,« fuhr sie fort, »werde ich Ihnen sofort auf meine offene, deutliche Weise geradezu sagen, daß ich Ihr Geheimniß entdeckt habe – ohne irgend eine Hilfe oder einen Wink, merken Sie wohl auf, von einem anderen Wesen. Mr. Hartright, Sie haben, wie ich fürchte, sorgloserweise eine ernste, tiefe Zuneigung zu meiner Schwester Laura gefaßt. Ich mache Ihnen nicht den Schmerz, in viel Worten ein Bekenntniß darüber von Ihnen zu verlangen, weil ich weiß, daß Sie zu redlich sind, um es zu leugnen. Ich tadle Sie nicht einmal – nein, ich fühle blos Mitleid mit Ihnen, weil Sie eine hoffnungslose Liebe in Ihr Herz eingelassen haben. Sie haben nicht versteckt gehandelt, haben nicht im Geheimen mit meiner Schwester gesprochen. Sie haben sich der Schwäche und der unbewußten Verabsäumung Ihrer eigenen Interessen schuldig gemacht, aber weiter Nichts. Hätten Sie in irgend einer Hinsicht weniger zartfühlend und weniger bescheiden gehandelt, so hätte ich Ihnen, ohne auch nur einen Augenblick zu zögern oder irgend Jemand zu Rathe zu ziehen, gesagt, das Haus zu verlassen. So nun klage ich nur das Mißgeschick Ihrer Jahre und Ihrer Stellung an, nicht Sie. Geben Sie mir die Hand – ich habe Ihnen Schmerz verursacht; ich werde Ihnen noch mehr Schmerz verursachen müssen – es ist nicht zu ändern, aber – geben Sie Ihrer Freundin Marianne Halcombe erst die Hand!«

      Diese plötzliche Güte, diese warme, hochherzige, furchtlose Theilnahme, mit der sie mir so barmherzigerweise auf dem Fuße der Gleichheit entgegen kam und welche mit so zarter, großmüthiger Offenheit gerade zu meinem Herzen, meiner Ehre, meinem Muthe sprachen, überwältigte mich einen Augenblick. Ich versuchte sie anzusehen, als sie meine Hand nahm, aber mein Blick war unklar. Ich versuchte, ihr zu danken, aber die Stimme versagte mir.«

      »Hören Sie mich an,« sagte sie und wandte sich rücksichtsvoll ab, um nicht zu sehen, wie sehr ich meine Fassung verloren hatte. »Hören Sie mich an und lassen Sie uns gleich mit der Sache zu Ende kommen. Es ist mir eine wirkliche, wahre Erleichterung, daß ich in dem, was ich sagen muß, die Frage in Bezug auf gesellschaftliche Ungleichheit nicht zu berühren brauche. Umstände, welche Sie bis in’s Innerste verletzen werden, ersparen mir die bittere Nothwendigkeit, einem Manne, der in freundschaftlicher Vertraulichkeit mit mir gelebt hat, durch irgend eine demüthigende Hindeutung auf Dinge, die Rang und Stellung betreffen, noch mehr Schmerz zu machen. Sie müssen Limmeridge House verlassen, Mr. Hartright, ehe noch mehr Unglück geschieht. Es ist meine Pflicht, Ihnen das zu sagen, und es würde in ganz derselben ernsten Nothwendigkeit nicht minder meine Pflicht sein, es Ihnen zu sagen, wenn Sie auch der Repräsentant der ältesten und begütertsten Familie in England wären. Sie müssen uns verlassen, nicht weil Sie ein Zeichenlehrer sind –« sie hielt einen Augenblick inne; dann wandte sie ihr Gesicht gerade zu mir und legte, über den Tisch reichend, ihre Hand fest auf meinen Arm.

      »Nicht, weil Sie ein Zeichenlehrer sind,« wiederholte sie, »sondern weil Laura Fairlie – verlobt ist.«

      Das Wort fuhr mir wie eine Kugel durch das Herz. Mein Arm fühlte die Hand nicht mehr, welche ihn gefaßt hielt. Ich rührte mich nicht, ich sprach nicht. Der rauhe Herbstwind, welcher die trockenen Blätter zu unseren Füßen umherstreute, durchfuhr mich plötzlich so kalt, als ob meine tollen Hoffnungen ebenfalls vertrocknete Blätter gewesen wären, wie sie von dem Winde dahin geweht würden. Hoffnungen! Verlobt oder nicht – war sie nicht mir gleich fern? Hätten andere Männer an meiner Stelle daran gedacht? Nicht, wenn sie dieselbe geliebt