Leben lebt. Klabund. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Klabund
Издательство: Public Domain
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Жанр произведения: Зарубежная классика
Год издания: 0
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haben der Seele Reisig entfacht,

      Der Liebe verstaubte Briefe.

      Briefe, die ich lange trug,

      Sie flammten im Funkenregen.

      Da war ich frei – mein Herz, es schlug

      Dem Morgenrot entgegen.

      Liebeslied

      Dein Mund, der schön geschweifte,

      Dein Lächeln, das mich streifte,

      Dein Blick, der mich umarmte,

      Dein Schoß, der mich erwarmte,

      Dein Arm, der mich umschlungen,

      Dein Wort, das mich umsungen,

      Dein Haar, darein ich tauchte,

      Dein Atem, der mich hauchte,

      Dein Herz, das wilde Fohlen,

      Die Seele unverhohlen,

      Die Füße, welche liefen,

      Als meine Lippen riefen –:

      Gehört wohl mir, ist alles meins,

      Wüßt' nicht, was mir das liebste wär',

      Und gäb nicht Höll' noch Himmel her:

      Eines und alles, all und eins.

      Nachts

      Ich bin erwacht in weißer Nacht,

      Der weiße Mond, der weiße Schnee,

      Und habe sacht an dich gedacht,

      Du Höllenkind, du Himmelsfee.

      In welchem Traum, in welchem Raum,

      Schwebst du wohl jetzt, du Herzliche,

      Und führst im Zaum am Erdensaum

      Die Seele, ach, die schmerzliche –?

      Du warst doch eben noch bei mir

      Du warst doch eben noch bei mir,

      Ich war doch eben noch bei dir –

      Ging denn die Tür? Sprang auf das Haus?

      Und gingst du ohne Gruß hinaus?

      Es ist so dunkel. Dämmert es?

      Hier klopft ja was. Was hämmert es?

      Klopft denn die Wand? Tropft denn die Kerz'?

      Es klopft und tropft und klopft mein Herz.

      Die Liebe ein Traum

      Ein letzter Kuß streift ihre Wimpern, und

      Ermattet von der Lust schließt sie die schönen,

      Die müden Augen, atmet tief – und schläft.

      Schon hebt sich leicht die Brust,

      Senkt leicht sich

      Dem Traum entgegen

      Wie Mond dem Meer,

      Wie Welle sich an Welle schmiegt

      Und fällt

      Und steigt.

      Ich rühr mich kaum, damit ich sie nicht wecke,

      Doch wie ihr leiser Atem mich

      Wie Mohnduft trifft,

      Bin ich entzündet und vom stummen

      Glanz der Glieder

      Entflammt.

      Ich neige mich zu ihr und liebe sanft

      Die Schlafende, die einmal nur im Traum

      Wie eine Taube

      Verschlafen gurrt

      Und seufzt. –

      Sie träumt

      Vielleicht,

      Daß ich sie liebe…

      Ich liege auf dem Grunde alles Seins

      Alles, was geschieht

      Alles, was geschieht,

      Ist nur Leid und Lied.

      Gott spielt auf der Harfe Trost sich zu.

      Welle fällt und steigt.

      Ach wie bald schon neigt

      Sich dein Haupt im Tod. Dann lächle du.

      Der weisse schnee

      Der braune Baum.

      Die Wand: wie nah.

      Blau: blauer Raum.

      Die Matte schmilzt

      Im Februar.

      O Licht, du stillst,

      O Licht, du willst,

      Was willig war.

      Gegeben ganz

      Dem goldenen Geist,

      Grüß ich den Kranz,

      Der mich umkreist.

      Die Glocke

      Die Glocke dröhnt

      Und stöhnt

      Die Stunden in die Welt.

      O, wer sie dieses Zwangs entbände!

      Sie ist bis an ihr Ende

      Bestellt,

      Daß klingend sie ihr Herz ins Nichts verschwende.

      Die Sonnenuhr

      Wie bist du doch in eine Welt

      Von Tag und Glanz hineingestellt!

      Dich treibt der Strahlen Her und Hin

      Erst zur Besinnung und zu Sinn.

      Auf deines Bilds besonntem Runde

      Zeigt grau der Zeiger Stund um Stunde.

      Wie golden früh- und spätre Stunde funkelt!

      Die gegenwärtige allein ist schattenschwarz umdunkelt.

      Der Springbrunn

      Im Stadtpark wird der Springbrunn angedreht.

      Der Strahl schießt auf, tönt, steigt und steht

      Für einen Augenblick,

      Gehalten von der Sonnenfaust.

      Und wie der Strahl dann in die Tiefe saust:

      Wasser stieg auf, Glanz fällt zurück.

      Wanderung

      Ich bin so alleine,

      Wer ist denn bei mir?

      Es sprechen die Steine;

      Es lächelt das Tier.

      Ihr Vögel habt Flügel;

      Es drückt mich der Schuh.

      Ihr Bäume, ihr Hügel,

      O kommt auf mich zu!

      Umarme mich, Tanne!

      Ich sinke so hold.

      O, tränke mich, Kanne

      Des Mondes, mit Gold!

      Wo werden wir rasten?

      Das Dunkel weht kalt.

      Wir liebten, wir haßten,

      Nun wurden wir Wald.

      Uns ist gegeben

      Uns ist gegeben:

      Ein wolkiges Lächeln,

      Ein