Leben lebt. Klabund. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Klabund
Издательство: Public Domain
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Жанр произведения: Зарубежная классика
Год издания: 0
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voll von deinem Duft,

      O süßer Leib du von Jasmin!

      Die Uhr schlägt drei.

      Am Horizont

      Die ersten rosa Wolken ziehn.

      Die ersten rosa Wolken ziehn

      Am Horizont.

      Die Uhr schlägt drei.

      O süßer Leib du von Jasmin,

      Die Luft ist voll von deinem Duft!

      Zwiegespräch

      "Du gabst mir immer wieder

      Dein Herz und deine Lieder,

      Ich nahm sie sorglos hin.

      Nun muß ich dich betrüben:

      Ich darf dich nicht mehr lieben,

      Weil ich nicht dein mehr bin."

      "Und liebst du einen andern,

      Will ich ins Weite wandern,

      Mir wird so enge hier.

      Wie schmerzlich blüht der Flieder!

      Mein Herz und meine Lieder,

      Ich lasse sie bei dir."

      Die Mondsüchtige

      Wandelnd auf des Daches First,

      Auf der Mauer schmalem Rande,

      Schreitet sie, die Hohe, Milde,

      In des Mondes sanftem Licht.

      Wie Musik ertönt ihr Schweben,

      Ihre Füße gleiten gläsern.

      Ihre Hände klingen leise,

      Ihre Augen sind geschlossen.

      Hinter ihr der treue Diener

      Achtet ihrer Schritte, daß sie

      Über einen Strahl nicht strauchle,

      Sorglich hütet sie: ihr Schatten.

      Gottgeheimnis, Götzenzauber,

      Weiße Statue der Sehnsucht

      Schreitet sie: ich streck' vergeblich

      Meine Hände nach ihr aus.

      O wie halt ich die Entschreitende,

      O wie bann ich die Entgleitende,

      Aber ruf' ich: stürzt sie nieder.

      Aber schrei ich: ists ihr Tod.

      Und so schreitet sie vorüber,

      Ist auf ewig mir verloren.

      Eine Wolke löscht den Mond aus.

      Einsam stehe ich im Dunkeln.

      Mond und Mädchen

      Es kriecht der kahle Mond durch Zweiggeäder,

      Ob wo im Haus ein Mädchen wohnt,

      Ein warmes Bett, ein daunenweicher Leib,

      Es wärmt zur Winternacht sich gern ein jeder …

      O Mädel, bleib, du schlanke Zeder!

      Der Mond tastet am Fensterglase

      Und zittert vor Begier und Frost …

      Das Mädel schlägt ihm vor der Nase

      Die Läden zu und höhnt: Gib Ruh!

      Alten Gliedern ziemt nicht junger Most!

      Er aber hat den Finger in der Fensterspalte,

      Ob ihrer Kissen eine Falte er nicht erspähe,

      Er ihre Blicke, braune Rehe,

      Über der Brüste Sommerhügel

      Zärtlich schreiten sehe.

      Kukuli

      (Für Carola Neher)

      Kleiner Vogel Kukuli,

      Flieh den grauen Norden, flieh,

      Flieg nach Indien, nach Aegypten

      Über Gräber, über Krypten,

      Über Länder, über Meere,

      Kleiner Vogel,

      Laß die schwere Erde unter dir

      Und wiege dich im Himmelsäther –

      Fliege zwischen Monden, zwischen Sternen

      Bis zum Sonnenthron, dem fernen,

      Flieg zum Flammengott der Schmerzen

      Und verbrenn' in seinem Herzen!

      Als sie die ihr geschenkte Kristallflasche in der Hand hielt

      Brechen sich im Glas die Strahlen,

      Bricht das Glas sich in den Strahlen?

      Glänzt dein Auge in der Sonne,

      Glänzt die Sonn' in deinem Auge?

      Liebt dein Herz mich?

      Herzt mich deine Liebe?

      Seliges Verdämmern:

      Denn wir sterben unser Leben

      Und wir leben unsren Tod.

      Als sie zur Mittagszeit noch schlief

      (Für Carola Neher)

      Zwar es ist schon Mittagszeit,

      Sonne steht schon hell am Himmel –

      In den Straßen: welch Gewimmel,

      In den Herzen: welches Leid –

      Manches Segel bauscht der Wind,

      Mancher Kutter bleibt im Hafen –

      Du sollst schlafen, du sollst schlafen,

      Du sollst schlafen, liebes Kind.

      Siebzigmal littst du Haitang,

      Fünfzigmal starbst du Johanna –

      Schmecktest Süßigkeit und Manna,

      Wenn der Quell der Qualen sprang.

      Süßes, junges Blut – es rinnt – Küsse,

      Dolche flammten, trafen –

      Du sollst schlafen, du sollst schlafen,

      Du sollst schlafen, liebes Kind.

      Einmal endet sich das Spiel,

      Einmal endet sich das Grausen,

      Und die Ewigkeit wird kühl

      Dir um Brust und Schläfen sausen.

      Sand deckt dich wie Wolle lind,

      Und der Hirte bläst den Schafen –

      Du sollst schlafen, du sollst schlafen,

      Du sollst schlafen, liebes Kind.

      Der südliche Herbst

      Für Anny

      Noch sind voll grünem Laube die Platanen.

      Die Reben hängen an den Stöcken schwer.

      Die Menschen frieren in den Eisenbahnen

      Voll Ahnung frühen Winters allzusehr.

      Ja: morgen ist die letzte Traubenlesung;

      Dann gibt der Winter uns den milden Wein

      Und schenkt uns Wehmut und Verzweiflung ein.

      Ich rieche dich im Laube der Verwesung …

      Nacht im Coupe

      Sternschnuppen in der Nebelnacht?

      Die