Leben lebt. Klabund. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Klabund
Издательство: Public Domain
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Жанр произведения: Зарубежная классика
Год издания: 0
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p>Leben lebt

      Ich bin und war und werde sein Klabund

      Widmung

      Das Es der Dinge, dem ich mich verschrieben,

      Es mildert sich zum Du der Träumerei.

      Ich werde ewig meine Seele lieben

      In ihrer Ruh, in ihrer Raserei.

      Geliebte, Ewige an meinen Mund:

      Ich bin und war und werde sein Klabund.

      Lebenslauf

      Geboren ward Klabund,

      Da war er achtzehn Jahre

      Und hatte blonde Haare

      Und war gesund.

      Doch als er starb, ein Trott,

      War er zwei Jahre älter,

      Ein morscher Lustbehälter,

      So stieg er aufs Schafott.

      Er bracht ein Zwilling um …

      (Das Mädchen war vom Lande

      Und kam dadurch in Schande

      Und ins Delirium.)

      Der arme Kaspar

      Ich geh – wohin?

      Ich kam – woher?

      Bin außen und inn,

      Bin voll und leer.

      Geboren – wo?

      Erkoren – wann?

      Ich schlief im Stroh

      Bei Weib und Mann.

      Ich liebe dich,

      Und liebst du mich?

      Ich trübe dich,

      Betrübst du mich?

      Ich steh und fall,

      Ich werde sein.

      Ich bin ein All

      Und bin allein.

      Ich war. Ich bin.

      Viel leicht. Viel schwer.

      Ich geh – wohin?

      Ich kam – woher?

      Schatten

      Einem dumpfen Geiste

      Bin ich untertan,

      Oft fällt die verwaiste

      Lust er gierig an.

      Hellen Auges steh ich

      In der lieben Welt,

      Bis der fremde Schatten

      Wieder in mich fällt.

      Es hat ein Gott

      Es hat ein Gott mich ausgekotzt,

      Nun lieg ich da, ein Haufen Dreck,

      Und komm und komme nicht vom Fleck.

      Doch hat er es noch gut gemeint,

      Er warf mich auf ein Wiesenland,

      Mit Blumen selig bunt bespannt.

      Ich bin ja noch so tatenjung.

      Ihr Blumen sagt, ach, liebt ihr mich?

      Gedeiht ihr nicht so reich durch mich?

      Ich bin der Dung! Ich bin der Dung!

      Im Spiegel

      Ich sehe in den Spiegel.

      Was für ein unverschämter Blick mustert mich?

      Jetzt zieht er sich schon in sich selbst zurück –

      Pardon: ich habe mich fixiert.

      Ich will mir nicht zu nahe treten.

      Meine Freunde kann ich mir an den Fingern einer Hand abzählen.

      Für meine Feinde brauche ich schon eine Rechenmaschine.

      Was bedeuten diese tiefen Furchen auf meiner Stirn?

      Ich werde Kresse und Vergißmeinnicht drein säen.

      Im Berliner botanischen Garten sah ich einen Negerschädel,

      Aus dem eine Orchidee sproß.

      So vornehm wollen wir's gar nicht machen.

      Bei uns genügt auch ein schlichtes deutsches Feldgewächs.

      Wir wollen durch die Blume zu den Ueberlebenden sprechen,

      Wie wir so oft zu den nunmehr verwesten sprachen.

      Also, meine liebe Leibfüchsin:

      Du kommst mir deine Blume – Prost! Blume!

      Ich stehe nicht mehr ganz fest auf den Füßen.

      Der Spiegel zittert.

      Seine Oberfläche kräuselt sich, weil ich lache.

      Da ist der Mond – er tritt aus dem Spiegel in feuriger Rüstung

      Und legt seine weiße kühle Hand auf meine fieberheiße Stirn.

      Resignation

      Ja, so geht es in der Welt,

      Alles fühlt man sich entgleiten,

      Jahre, Haare, Liebe, Geld

      Und die großen Trunkenheiten.

      Ach, bald ist man Doktor juris

      Und Assessor und verehlicht,

      Und was eine rechte Hur is,

      Das verlernt man so allmählicht.

      Nüchtern wurde man und schlecht.

      Herz, du stumpfer, dumpfer Hammer!

      Ist man jetzt einmal bezecht,

      Hat man gleich den Katzenjammer.

      Es ist genug

      Es ist genug. Mein trübes Licht

      Bereit' sich zu erlöschen.

      Ich hab' vertan mein

      Recht und Pflicht

      Und meiner Seel' vergessen.

      Es ist genug. Es weht ein Wind,

      Weht nicht von Ost noch Norden.

      Auf der Milchstraße wandert ein weißes Kind,

      Ist nicht geboren worden.

      Du über den Häusern heller Schein,

      Wovon bist du so helle?

      Stehst du um die Stirn einer Jungfrau rein

      Oder brennt ein Sünder zur Hölle?

      Der Schnapphans

      Woher?

      Vom Meer.

      Wohin?

      Zum Sinn.

      Wozu?

      Zur Ruh.

      Warum?

      Bin stumm.

      Mein name klabund

      Das heißt: Wandlung.

      Mein Vater hieß

      Schemen.

      Meine Mutter: Schau.

      Schritt im Schatten

      Lenkte mich löblich.

      Birke im Winde

      Deuchte verwandt.

      Aus dem Tal

      Stieg ich zu Berge.

      Über