Die Cabane und die Sennhütte. Александр Дюма. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Александр Дюма
Издательство: Public Domain
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Жанр произведения: Зарубежная классика
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täglichen Erwerb verhinderte ihn nicht, ganz hübsche Ersparnisse zu machen. Er hatte dabei ein sehr einfaches Verfahren: Er zog sich das Drittel, welches er seinem Vetter zu geben hatte, an seiner Nahrung ab. Wenn er bei diesem Verfahren nicht fett wurde, so vermehrte sich ein Schatz nur um so besser, und bald setzte er Coumbes in den Stand, eine Meisterstelle in seiner Corporation zu kaufen. Freilich hatten sie noch nicht den hohen Preis, auf welchen sie heutigen Tages gestiegen sind.

      Aber wenn die Meisterstelle Monsieur Coumbes wenig kostete, so lieferte sie doch einen reichlichen Ertrag. Seit den Expeditionen von Morea, seit dem Frieden von Navarin und seit der Einahme von Algier, machte der gute Verdienst, den die Packträgermeister von der Militairadministration erhielten, eine gewisse Summe vollständig, welche Monsieur Coumbes seit seiner frühen Jugend als das Ziel eines Ehrgeizes bestimmt hatte.

      Als die Summe voll war, zog er sich von dem Geschäfte zurück.

      Die Gewinnsucht, die gerade ihren Höhenpunkt erreicht hatte, konnte ihn nicht bestimmen, einen Augenblick länger Packträgermeister zu bleiben. Er hatte eine Leidenschaft, welche zwanzig Jahre des Genusses nicht hatten mildern können; es war diese Leidenschaft, welche ihn so stark gegen die Habsucht machte, welche nothwendigerweise aus seinen sparsamen Gewohnheiten hervorgehen mußte.

      Eines Tages, als er in seinen Feierabendstunden nach Montredon spazieren ging, hatte er einen Anschlagszettel gesehen, welcher ankündigte, daß ein Grundstück zu einem fabelhaft niedrigen Preise zu überlassen sei. Er liebte den Grund und Boden eben so sehr um seiner selbst willen, als wegen seines Ertrages, wie alle Bauerkinder. Er nahm also zweihundert Franken von seinen Ersparnissen, um zwei Morgen von diesem Boden zu kaufen.

      Wenn wir Boden sagen, so fügen wir uns der Gewohnheit; die zwei Morgen des Monsieur Coumbes bestanden ausschließlich aus Sand und Felsen.

      Er liebte sie nur um so mehr, gleich einer Mutter, welche oft ein mit der englischen Krankheit behaftetes und verwachsenes Kind allen anderen vorzieht.

      Er machte sich ans Werk. Aus einer alten Seifenkiste erbaute er am Ufer des Meeres eine Hütte, umgab sein Eigenthum mit Rohr, und seitdem hatte er nur einen Gedanken, nur einen Zweck, nur eine Sorge: es zu verschönern und zu verbessern.

      Die Aufgabe war schwierig, aber Monsieur Coumbes war der Mann, sie zu unternehmen und sie zu einem guten Ende zu führen.

      Jeden Abend, wenn sein Tagewerk vollendet war, steckte er das Stück Brod, die rohen Goldäpfel oder andere Früchte, die ihm als Abendessen dienen sollten, in die Tasche und machte sich auf den Weg nach Montredon, um eine Kiste voll Gewächserde, die er hie und da sich einsammelte, während seine Kameraden ihren Mittagsschlummer hielten, dorthin zu tragen. Es versteht sich von selbst, daß er den ganzen Sonntag damit zubrachte, zu graben, zu schaufeln, zu ebnen und gewiß nie wurden Tage so angewendet, wie diese.

      Als er vom Packträger zum Meister avancierte, war seine größte Freude zu denken, daß eine Cabane von der Verbesserung seiner Lage Vortheil haben solle. Die erste Anwendung, die er von seinem ersten Profit machte, war das Häuschen von Planken abbrechen und die Cabane erbauen zu lassen, wovon wir so eben gesprochen.

      Um der Gegenstand so vieler Sorgfalt und Liebe zu sein war diese Cabane deshalb nicht eleganter oder prächtiger.

      Im Innern bestand sie aus drei Gemächern im unteren Stock und aus vieren in der ersten Etage. Die unteren Gemächer waren ziemlich geräumig; für die erste Etage schien der Baumeister das oberste Stockwerk am Hintertheil eines Schiffes zum Muster genommen zu haben. In diesen kleinen Kajüten konnte man nur athmen, wenn man das Fenster offen ließ. Dies Alles war mit alten Hausgeräthen ausmöbliert, die Monsieur Coumbes bei allen Trödlern der alten Quartiere der Stadt zusammengekauft hatte.

      Von außen hatte die Cabane des Monsieur Coumbes ein durchaus phantastisches Aussehen. Bei einer hohen Verehrung dieses Monuments hatte er sich jedes Jahr bemüht, es zu verschönern. Und diese Verschönerungen machten dem Herzen des Besitzers mehr Ehre, als einem Geschmack. Die Mauern der Cabane zeigten nach und nach alle Farben des Prisma. Von dem einfachen Anstrich ging Monsieur Coumbes zu den Arabesken über; dann erhob er sich weniger Perspective zu den Arabesken über; dann erhob er sich mit mehr oder weniger Perspective zu den baukünstlerisch in Fictionen. Die Cabane wurde nach einander ein griechischer Tempel, ein Mausoleum, eine Alhambra, eine norwegisch Höhle, eine mit Schnee bedeckte Hütte.

      Zu der Zeit wo diese Geschichte beginnt, und wie alle Künstler den Einfluß des romantischen Fiebers empfindend, welches die Welt bewegte, hatte Monsieur Coumbes seine Wohnung in eine mittelalterliche Burg verwandelt. Es fehlte. Nichts an der äußersten Treue der Nachahmung, an den Spitzfenstern, noch an den Zinnen, noch an dem Zwinger, noch an den Schießscharten, oder dem Fallgatter, welches auf die Hausthüre gemalt war.

      Als er im Kamin zwei eichene Holzblöcke gewahr wurde, die dort warteten, daß man einen Tisch oder einen Schrank aus ihnen mache, kam Monsieur Coumbes zu dem Schlusse, daß es viel angemessener sein würde, sie zu der Farbe und dem Baustyl einer Wohnung hinzuzufügen, und er opferte sie ohne Bedauern. Von seiner Hand geformt, wurden sie als Thürmchen an die beiden Ecken seines Häuschen angefügt und erhoben Windfahnen zum Himmel, mit Wappen verziert, wie sie gewiß nie, weder Hozier noch Chorin erfunden.

      Als Monsieur Coumbes diese meisterhafte Verschönerung hinzugefügt hatte, begann er sein Werk mit der Miene zu betrachten, wie Perrault wahrscheinlich das Louvre betrachtete, nachdem er die Colonnade hinzugefügt hatte.

      Dieser Anblick hatte dem Herzen des Monsieur Coumbes jenen Stolz eingeflößt, der zwar unter dem falschen Schein der Bescheidenheit verborgen lag, der aber, wie wir sehen werden, eine große Rolle in dem Leben dieses Mannes spielen wird.

      Die Leidenschaften sind gewöhnlich zusammengesetzt. Und doch fehlte viel daran, daß Monsieur Coumbes in allen seinen Unternehmungen gleich glücklich war, wie man anzunehmen in Versuchung geräth, wenn man an den hohen Stolz denkt, den ihm ein Werk einflößte.

      Wenn das Haus sich getreulich allen Phantasien des Besitzers gefügt hatte, so war es nicht ebenso mit dem Garten. Die Mauern des einen bewahrten getreulich, den Anstrich, den man ihm gegeben hatte; die Rabatten des anderen behielten niemals die Form, die ihnen Monsieur Coumbes gab, und der Saame, den er ausstreute, ging niemals auf.

      Um das Voraufgehende zu erklären, müssen wir sagen, daß Monsieur Coumbes einen Feind hatte. Dieser Feind war der Nordwestwind; es war derjenige, welchen Gott beauftragt hatte, dem Wagen dieses Triumphators zu folgen, die Rolle des antiken Sclaven zu spielen, Monsieur Coumbes zu erinnern, wenn er liebevoll seine Besitzung betrachtete, daß er, wenn auch der Herr und Schöpfer dieser schönen Dinge, doch immer ein Mensch sei. Es war dieser unerbittliche Hauch, der heftige und schreckliche Wind, der, wie Strabo sagt, »die Felsen versetzt und wegführt, die Menschen von ihren Wagen stürzt, die ihrer Kleider und Waffen beraubt;« es war derselbe Wind, der nach Monsieur de Sauffures Aussage so oft die Fensterscheiben des Schlosses Grignan zerbrach, daß man darauf verzichtete, sie wieder herstellen zu lassen; es war dieser Wind, welcher den Abbé Portalis über die Terrasse des Berges Sainte-Victoire erhob und ihn auf der Stelle tödtete; kurz, es war der Wind, der, nachdem er ehemals dies Alles gethan hatte, heutiges Tages verhinderte, daß die Welt sich des mächtigen und interessanten Schauspiels eines Menschen, der ohne Ehrgeiz und ohne Wunsch mit seinem Schicksal zufrieden ist, erfreuen kann.

      Und doch hatte der Nordwestwind für Monsieur Coumbes keine von den unheilvollen Folgen, welche der griechische Schriftsteller bezeichnete; er hatte die Granitfelsen des Marchia-Veyre nicht auf seine Wohnung heruntergestürzt; er hatte ihn nicht von dem kleinen Karren mit einem korsikanischen Pferde bespannt, worin er von Zeit zu Zeit zur Stadt fuhr, heruntergeworfen; wenn er ihm zuweilen seine Mütze wegführte, so respectirte er wenigstens sein Wamms und ein Pantalon. Kaum daß er mit der Spitze seines Flügels einige Ziegel von dem Dache seiner Cabane ausgewühlt oder einige von den Scheiben gespalten hatte.

      Monsieur Coumbes hätte ihm dies Alles vielleicht verziehen; aber was er ihm nicht verzieh und was ihn in Verzweiflung brachte, das war die Erbitterung, womit dieser verwünschte Wind sich entschlossen zu haben schien, die zwei Morgen Gartenland in den Zustand einer verlassenen Sandfläche oder einer dürren Wüste zu verwandeln.

      Bei diesem Kampfe zeigte sich Monsieur Coumbes halsstarriger, als sein Gegner es war. Er grub