Der Wolfsführer. Александр Дюма. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Александр Дюма
Издательство: Public Domain
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Жанр произведения: Зарубежная классика
Год издания: 0
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beiden Hunde folgten ihm, aber behutsam, von hinten, Schritt für Schritt, ohne Gebell und blos knurrend.

      »Heiliges Gewitter!« rief der Feldschütz auf einmal, »ich bin ihm beinahe ans den Schwanz getreten. Der Wolf! der Wolf! der Wolf! Paß auf, Mocquet, paß auf!«

      Und wirklich kam Etwas wie eine Kugel gegen uns.

      Das Thier brach blitzschnell, gerade zwischen mir und Mocquet aus dem Schlupf hervor.

      Es war ein ungeheurer Wolf, beinahe weiß vor Alter.

      Mocquet feuerte seine beiden Schüsse auf ihn ab.

      Er sah seine beiden Kugeln im Schnee aufprallen.

      »Ei so schießen Sie doch,« rief er mir zu, »schießen Sie doch!«

      Erst jetzt legte ich an, folgte dem Thier einen Augenblick und gab Feuer.

      Der Wolf machte eine Bewegung, wie wenn er sich in die Schulter bisse.

      »Getroffen! getroffen!« rief Mocquet; »der Junge hat getroffen! Mit den Unschuldigen ist der Herr!«

      Inzwischen rannte der Wolf immer weiter und lief gerade auf Moynat und Mildet, die besten Schützen im ganzen Revier, zu.

      Beide schoßen: das erste Mal in die Ebene, das zweite Mal in den Wald hinein.

      Man sah die zwei ersten Kugeln sich kreuzen und Furchen im Schnee aufwerfen.

      Diese zwei ersten Kugeln hatten den Wolf nicht berührt, aber ohne Zweifel war er unter den beiden andern gefallen.

      Es war etwas unerhörtes, daß diese beiden Waldschützen einmal fehlschossen.

      Ich hatte Moynat siebzehn Heerschnepfen hinter einander schießen gesehen.

      Ich hatte Mildet ein Eichhörnchen, das von einem Baum auf den andern sprang, mitten entzweischießen gesehen.

      Die Waldschützen waren dem Wolf in den Wald nachgelaufen.

      Keuchend betrachteten wir die Stelle, wo sie verschwunden waren.

      Wir sahen sie mit gesenkten Ohren und die Köpfe schüttelnd wieder zum Vorschein kommen.

      »Nun, wie steht’s?« rief Mocquet ihnen entgegen.

      »Ach was!« machte Mildet mit einer Armbewegung, »er ist jetzt in Taille-Fontaine.«

      »In Taille-Fontaine!« rief Mocquet ganz verdutzt. »Die Tölpel haben ihn also alle zusammen gefehlt!«

      »Warum denn nicht? Du hast ihn ja auch gefehlt.«

      Mocquet schüttelte den Kopf.

      »Ja, ja, sehe schon, es steckt irgend eine Teufelei dahinter,« sagte er. »Daß ich ihn gefehlt habe, ist zum Verwundern; doch ist es immerhin möglich. Aber daß Meynat ihn mit seinen beiden Schüssen gefehlt hat, daß Mildet ihn mit seinen beiden Schüssen gefehlt hat, nein, das geht nicht mit rechten Dingen zu.«

      »Es ist aber doch so, mein guter Mocquet.

      »Uebrigens haben Sie ihn getroffen, Sie,« sagte er zu nur.

      »Ich . . . bist Du dessen gewiß?«

      »Es ist eine Schande für uns Andere; aber so wahr ich mit meinem Familiennamen Mocquet heiße, so gewiß haben Sie ihn getroffen.«

      »Nun gut, wenn ich ihn getroffen habe, so wird man das leicht sehen können, Mocquet. Er wird bluten. Laß uns schnell nachlaufen, Mocquet.«

      Und ich wollte schon forteilen.

      »Nein, bei Gott, nicht laufen,« rief Mocquet, indem er seine Zähne zusammenbiß und mit dem Fuß stampfte; »wir müssen im Gegentheil ganz langsam gehen, damit wir sehen, an was wir uns zu halten haben.«

      Also langsam, aber jedenfalls laß uns geben.«

      Und er begann der Spur des Wolfes Schritt für Schritt zu folgen.

      »Bei Gott,« sagte ich »wir brauchen nicht zu fürchten, daß wir seine Fährte verlieren könnten; sie ist deutlich genug.«

      »Ja, aber das ist es nicht, was ich suche.«

      »Was suchst Du denn?«

      »Sie werdens sogleich erfahren.«

      Die Jäger, die mit uns den Schlupf umstellt, hatten sich zu uns gesellt und gingen hinter uns her, während der Feldschütz ihnen erzählte, was sich zugetragen hatte.

      Mocquet und ich folgten den Spuren des Wolfes, die tief in den Schnee eingedrückt waren.

      Als wir an den Platz kamen, wo ich das Thier getroffen haben sollte, sagte ich: »Siehst Du seht, Mocquet, daß ich doch gefehlt habe?

      »Und warum sollten Sie gefehlt haben?«

      »Ei man sieht ja kein Blut.«

      »Dann suchen Sie einmal die Spur Ihrer Kugel im Schnee.«

      Ich orientirte mich und ging in der Richtung weiter, die meine Kugel hatte nehmen müssen, im Fall sie wirklich den Wolf nicht berührt hatte.

      Ich machte vergebens ein paar hundert Schritte.

      Endlich kehrte ich zu Mocquet zurück.

      Er winkte den Schützen sich um ihn zu sammeln.

      »Nun,« sagte er zu mir, »und die Kugel?

      »Ich habe sie nicht gefunden.«

      »Da bin ich glücklicher gewesen als Sie; ich habe: sie gefunden.«

      »Wie so? Du hast sie gefunden?«

      »Drehen Sie sich einmal um und gehen Sie hinter mir drein.«

      Ich führte das befohlene Manöver aus.

      Die Jäger aus dem Schlupf hatten sich genähert.

      Aber Mocquet hatte ihnen eine Linie bezeichnet, die sie nicht überschreiten sollten.

      Die Schützen aus dem Walde kamen ebenfalls heran.

      »Nun?« fragte Mocquet.

      »Gefehlt! sagten Mildet und Meynat zugleich.

      »Ich habe wohl gesehen, daß ihr in der Ebene gefehlt habt; aber im Wald . . .«

      »Auch gefehlt!

      Wißt ihr’s gewiß?«

      »Man hat beide Kugeln in Baumstämmen gefunden.«

      »Das ist kaum zu glauben,« meinte Watrin.

      »Nein, man kann’s nicht glauben,« versetzte Mocquet, »und doch will Ich euch jetzt etwas noch Unglaublicheres zeigen.«

      »Zeig’s!«

      »Seht einmal den Schnee an. Was sehet ihr?«

      »Die Fährte eines Wolfes, bei Gott!«

      »Und bei seiner rechten Tatze, – da – was ist da?«

      »Ein kleines Loch.«

      »Nun! und ihr begreift nicht?«

      Die Schützen sahen einander Verwundert an.

      »Begreift ihr jetzt?« fuhr Mocquet fort.

      »Unmöglich!« sagten die Schützen.

      »Und es ist doch so, und ich will euch den Beweis liefern.«

      Mocquet fuhren mit seiner Hand in den Schnee suchte einen Augenblick und zog mit einem Triumphgeschrei eine Platte Kugel hervor.

      »Ei sieh da,« sagte ich, »das ist meine Kugel.«

      »Sie erkennen sie also?«

      »Ich glaub’s wohl, Du hast sie ja gezeichnet.«

      »Und welches Zeichen habe ich hineingeschnitten?«

      »Ein Kreuz.«

      »Da seht ihr, meine Herren,« sagte Mocquet.

      »Nun, so erklär’ es uns.«

      »Seht ihr, er hat die gewöhnlichen Kugeln von sich abgelenkt, aber über die Kugel des Jungen, die ein Kreuz hatte, hat er keine Gewalt gehabt. Er hat sie in die Schulter bekommen, ich habe gesehen, wie er