Sieger, Besiegter, Sohn . Морган Райс. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Морган Райс
Издательство: Lukeman Literary Management Ltd
Серия: Für Ruhm und Krone
Жанр произведения: Героическая фантастика
Год издания: 0
isbn: 9781640292352
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den Kopf. „Sie können noch immer erweckt werden, und ich glaube eine Stelle gefunden zu haben, wo das möglich ist. Doch es wird viele Leben kosten.“

      Irrien lachte. Das war ein Nichts, wenn das der Preis für Ceres’ Leben war.

      „Der Tod“, sagte er, „lässt sich stets ohne große Mühe arrangieren.“

      KAPITEL FÜNF

      Stephania beobachtete Kapitän Kang mit einem Blick, der einen Ekel verriet, der ihr bis in die Seele drang. Der massige Körper bebte, während er schnarchte, und Stephania musste zurückweichen, als er im Schlaf versuchte, sie zu fassen zu bekommen. Schon im Wachzustand hatte er das viel zu häufig getan.

      Stephania hatte ihre Liebhaber immer mühelos dazu gebracht, nach ihrer Pfeife zu tanzen. Genau das hatte sie schließlich auch mit dem Zweiten Stein vor. Doch Kang war alles andere als ein sanfter Mann gewesen, und er schien Gefallen daran gefunden zu haben, Stephania immer wieder neuen Demütigungen auszusetzen. Er behandelte sie wie die Sklavin, die sie kurzzeitig unter Irrien gewesen war. Dabei hatte Stephania sich selbst geschworen, genau das nie wieder zu sein.

      Dann hatte sie das Geflüster der Mannschaft vernommen: dass sie vielleicht gar nicht sicher ankommen würden. Dass der Kapitän alles behalten würde, was sie ihm gegeben hatte und sie sie letztlich doch als Sklavin verkaufen würden. Dass er doch zumindest so freigiebig sein sollte, sie mit ihnen zu teilen.

      Das würde Stephania nicht zulassen. Sie würde lieber sterben, doch es würde leichter sein anstatt sich selbst zu töten.

      Sie schlüpfte leise aus dem Bett und blickte durch eines der kleinen Fenster der Kapitänskajüte. Port Leeway war zum Greifen nah. Selbst in der Morgendämmerung konnte sie erkennen, wie Staub von den Felsen auf die Stadt fiel. Die Stadt war hässlich, zerfallen und übervölkert. Selbst von hier konnte Stephania erkennen, wie gefährlich dieser Ort war. Kang hatte gesagt, dass er nicht wagte, nachts dort anzulegen.

      Stephania hatte vermutet, dass dies nur eine Ausrede gewesen war, um sie ein letztes Mal zu benutzen, aber vielleicht steckte auch mehr dahinter. Der Sklavenmarkt würde nachts schließlich nicht offen sein.

      Sie traf eine Entscheidung und kleidete sich leise an. Sie hüllte sich in ihren Umhang und griff in eine der Taschen. Eine kleine Flasche und ein wenig Gran kamen zum Vorschein, und sie handhabte sie mit der Geschicklichkeit einer Person, die genau wusste, was sie dort tat. Wenn sie jetzt einen Fehler machte, würde er ihren Tod bedeuten entweder durch Vergiftung oder durch den wach werdenden Kang.

      Stephania positionierte sich über dem Bett und ließ den Faden so präzise wie möglich über Kangs Mund baumeln. Er warf sich im Schlaf hin und her, und Stephania folgte ihm in seinen Bewegungen stets darauf bedacht, ihn nicht zu berühren. Wenn er jetzt aufwachte, dann würde sie in seiner Reichweite stehen.

      Sie ließ das Gift tröpfchenweise den Faden hinab rinnen und versuchte sich zu konzentrieren, während Kang etwas in seinem Schlaf murmelte. Ein Tropfen rann über seine Lippen, dann ein zweiter. Stephania machte sich auf den Augenblick gefasst, in dem das Gift wirken und er nach Luft schnappend den letzten Atemzug aushauchen würde.

      Doch dann öffnete er seine Augen und starrte Stephania für einen Moment erst verwirrt, dann wütend an.

      „Schlampe! Sklavin! Dafür wirst du mit dem Leben bezahlen.“

      Eine Sekunde später hatte er Stephania unter sich begraben und drückte sie auf das Bett. Er schlug sie, dann spürte sie seine Hände um ihren Hals, die sich wie eine Schlinge zuzogen. Nach Atem ringend begann Stephania um sich zu schlagen, um ihn von sich zu stoßen.

      Doch Kang erdrückte sie mit dem Gewicht seines Körpers und nagelte Stephania so unter sich fest. Sie schlug um sich, doch er lachte nur und würgte sie weiter. Er lachte noch immer als Stephania ein Messer aus ihrem Umhang zog und nach ihm zu stechen begann.

      Er keuchte mit dem ersten Hieb, doch hatte Stephania nicht das Gefühl, dass der Druck auf ihren Hals nachließ. Langsam wurde ihr schwarz vor Augen, doch sie stach weiter wie mechanisch zu. Sie agierte blind, denn sie schien jetzt von einem undurchdringbaren Schleier umgeben zu sein.

      Dann lockerte sich der Griff um ihren Hals, und Stephania spürte, wie Kangs Körper auf ihr erschlaffte.

      Es dauerte viel zu lange, unter seinem Körper hervorzukriechen. Sie rang nach Atem und versuchte wieder voll zu Bewusstsein zu kommen. Sie fiel förmlich aus dem Bett. Doch dann stand sie auf und blickte angeekelt auf die Überreste von Kangs leblosem Körper.

      Sie musste praktisch denken. Sie hatte getan, was sie hatte tun wollen, wie schwierig es auch gewesen war. Jetzt würde sie sich noch um den Rest kümmern.

      Sie drapierte die Laken so, dass es auf den ersten Blick so aussah, als würde er nur schlafen. Sie durchquerte seine Kabine schnellen Schrittes und griff nach dem kleinen Kästchen, in dem Kang sein Gold aufbewahrte. Stephania schlüpfte auf das Deck und lief mit aufgesetzter Kapuze auf das kleine Landungsboot am Heck des Schiffes zu.

      Stephania stieg hinein und begann es ins Wasser zu lassen. Die Seile ächzten wie ein verrostetes Tor, und irgendwo über ihr hörte sie die Rufe von Matrosen, die wissen wollten, woher die Geräusche kamen. Stephania zögerte nicht. Sie zog ein Messer und begann an den Seilen, die das Boot hielten, zu sägen. Schnell waren sie durchtrennt und ihr Boot plumpste den kurzen Weg hinab in die Wellen.

      Sie griff nach den Rudern und setzte ihr Boot in Bewegung. Sie steuerte bereits den Hafen an, als die Matrosen hinter ihr realisierten, dass sie keine Möglichkeit mehr hatten, ihr nachzufolgen. Stephania ruderte, bis sie gegen das Holz der Anlegestelle stieß. Sie kletterte hinaus und machte sich nicht einmal die Mühe es festzubinden. Sie würde nicht auf diesem Wege zurückfahren.

      Felldusts Hauptstadt erfüllte, was sie vom Wasser aus versprochen hatte. Staub fiel in Wellen auf die Stadt nieder, während Gestalten mit ominösen Absichten an ihr vorbeihuschten. Eine kam auf sie zu und Stephania zückte ein Messer, bis die Gestalt zurückwich.

      Sie lief tiefer in die Stadt hinein. Stephania wusste, dass Lucious hier gewesen war, und sie fragte sich, wie er sich dabei gefühlt haben musste. Wahrscheinlich hilflos, denn Lucious wusste nicht, wie man sich Freunde machte. Er glaubte, dass er auf die Menschen zustürmen und sie durch Drohungen und Einschüchterungen dazu bringen konnte, das zu tun, was er wollte. Er war ein Idiot gewesen.

      Stephania würde nicht so dumm sein. Sie blickte sich um, bis sie diejenigen ausgemacht hatte, die die wichtigen Informationen haben würden: die Bettler und Prostituierten. Sie ging mit ihrem gestohlenen Gold zu ihnen und fragte ein ums andere Mal die gleiche Frage.

      „Erzählt mir etwas über Ulren.“

      Sie fragte in den Gassen und sie fragte in den Spielhöllen, wo die Einsätze genauso oft mit Blut wie mit barer Münze beglichen wurden. Sie fragte in Geschäften, die Schals gegen den Staub verkauften und sie fragte dort, wo Diebe sich im Dunkeln trafen.

      Sie wählte eine Gaststube und ließ sich nieder. Dann verbreitete sie in der Stadt die Kunde, dass es für diejenigen, die bereit waren, zu reden, bei ihr Gold zu holen gab. Sie kamen und erzählten ihr eine Mischung aus kleinen Anekdoten und Gerüchten, Klatsch und Tratsch und Geheimnissen, die Stephania nur allzu gut einzuordnen wusste.

      Es überraschte sie nicht, als zwei Männer und eine Frau an sie herantraten. Sie trugen Gewänder, die sie vor dem Staub schützen sollten. Auf ihnen prangte das Emblem des Zweiten Steins. Sie sahen aus, als wären sie den Anblick von Gewalt gewohnt, auch wenn das auf beinahe jeden hier in Felldust zutraf.

      „Du stellst jede Menge Fragen“, sagte die Frau und lehnte sich über den Tisch. Sie war Stephania jetzt so nah, dass sie ihr mühelos ein Messer in den Leib hätte rammen können. So nah, dass man sie auf einem höfischen Ball für lästernde Vertraute hätte halten können.

      Stephania grinste. „Das tue ich.“

      „Dachtest du, dass dieses Fragenstellen keine Aufmerksamkeit wecken würde? Dass der