Coriolanus. Уильям Шекспир. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Уильям Шекспир
Издательство: Public Domain
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Жанр произведения: Драматургия
Год издания: 0
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Bürger

      Gut, wir wollen's anhören, Herr. Ihr müßt aber nicht glauben, unser

      Unglück mit einem Märchen wegfoppen zu können; doch, wenn Ihr wollt,

      her damit.

Menenius

      Einstmals geschah's, daß alle Leibesglieder,

      Dem Bauch rebellisch, also ihn verklagten:

      Daß er allein nur wie ein Schlund verharre

      In Leibes Mitte, arbeitslos und müßig,

      Die Speisen stets verschlingend, niemals tätig,

      So wie die andern all, wo jene Kräfte

      Sähn, hörten, sprächen, dächten, gingen, fühlten

      Und, wechselseitig unterstützt, dem Willen

      Und allgemeinen Wohl und Nutzen dienten

      Des ganzen Leibs. Der Bauch erwiderte —

Erster Bürger

      Gut, Herr, was hat der Bauch denn nun erwidert?

Menenius

      Ich sag es gleich. – Mit einer Art von Lächeln,

      Das nicht von Herzen ging, nur gleichsam so —

      (Denn seht, ich kann den Bauch ja lächeln lassen

      So gut als sprechen) gab er höhnisch Antwort

      Den mißvergnügten Gliedern, die rebellisch

      Die Einkünft ihm nicht gönnten; ganz so passend

      Wie ihr auf unsre Senatoren scheltet,

      Weil sie nicht sind wie ihr.

Erster Bürger

      Des Bauches Antwort. Wie!

      Das fürstlich hohe Haupt; das wache Auge;

      Das Herz: der kluge Rat; der Arm: der Krieger;

      Das Bein: das Roß; die Zunge: der Trompeter;

      Nebst andern Ämtern noch und kleinern Hilfen

      In diesem unserm Bau, wenn sie —

Menenius

      Was denn,

      Mein Treu! der Mensch da schwatzt! Was denn? Was denn?

Erster Bürger

      So würden eingezwängt vom Fresser Bauch,

      Der nur des Leibes Abfluß —

Menenius

      Gut, was denn?

Erster Bürger

      Die andern Kräfte, wenn sie nun so klagten,

      Der Bauch, was könnt er sagen?

Menenius

      Ihr sollt's hören.

      Schenkt ihr ein bißchen, was ihr wenig habt,

      Geduld, so sag ich euch des Bauches Antwort.

Erster Bürger

      Ihr macht es lang.

Menenius

      Jetzt paßt wohl auf, mein Freund!

      Eur höchst verständger Bauch, er war bedächtig,

      Nicht rasch, gleich den Beschuldgern, und sprach so:

      "Wahr ist's, ihr einverleibten Freunde", sagt' er,

      "Zuerst nehm ich die ganze Nahrung auf,

      Von der ihr alle lebt; und das ist recht,

      Weil ich das Vorratshaus, die Werkstatt bin

      Des ganzen Körpers. Doch bedenkt es wohl;

      Durch eures Blutes Ströme send ich sie

      Bis an den Hof, das Herz – den Thron, das Hirn,

      Und durch des Körpers Gäng und Windungen

      Empfängt der stärkste Nerv, die feinste Ader

      Von mir den angemeßnen Unterhalt,

      Wovon sie leben. Und obwohl ihr alle – "

      Ihr guten Freund' (habt acht), dies sagt der Bauch.

Erster Bürger

      Gut. Weiter!

Menenius

      "Seht ihr auch nicht all auf eins,

      Was jeder Einzelne von mir empfängt,

      Doch kann ich Rechnung legen, daß ich allen

      Das feinste Mehl von allem wieder gebe,

      Und nur die Klei' mir bleibt." Wie meint ihr nun?

Erster Bürger

      Das war 'ne Antwort. Doch wie paßt das hier?

Menenius

      Roms Senatoren sind der gute Bauch,

      Ihr die empörten Glieder; denn erwägt

      Ihr Mühn, ihr Sorgen. Wohl bedenkt, was alles

      Des Staates Vorteil heischt; so seht ihr ein,

      Kein allgemeines Gut, was ihr empfangt,

      Das nicht entsprang und kam zu euch von ihnen,

      Durchaus nicht von euch selbst. Was denkt ihr nun?

      Du, große Zeh, in dieser Ratsversammlung.

Erster Bürger

      Ich, die große Zehe? Warum die große Zehe?

Menenius

      Weil du, der Niedrigst, Ärmst, Erbärmlichste

      Von dieser weisen Rebellion, vorantrittst.

      Du, Schwächling ohne Kraft und Ansehen, läufst

      Voran und führst, dir Vorteil zu erjagen. —

      Doch schwenkt nur eure Stäb und dürren Knüttel,

      Rom und sein Rattenvolk zieht aus zur Schlacht,

      Der eine Teil muß Tod sich fressen.

      (Cajus Marcius tritt auf.)

      Heil! edler Marcius.

Marcius

      Dank Euch! Was gibt es hier? Rebellsche Schurken,

      Die ihr das Jucken eurer Einsicht kratzt,

      Bis ihr zu Aussatz werdet.

Erster Bürger

      Von Euch bekommen wir doch immer gute Worte.

Marcius

      Ein gutes Wort dir geben, hieße schmeicheln

      Jenseits des Abscheus. Was verlangt ihr, Hunde,

      Die Krieg nicht wollt noch Frieden? jener schreckt euch,

      Und dieser macht euch frech. Wer euch vertraut,

      Find't euch als Hasen, wo er Löwen hofft

      Wo Füchse, Gäns. Ihr seid nicht sichrer, nein!

      Als glühnde Feuerkohlen auf dem Eis,

      Schnee in der Sonne. Eure Tugend ist,

      Den adeln, den Verbrechen niedertreten,

      Dem Recht zu fluchen, das ihn schlägt. Wer Größe

      Verdient, verdient auch euern Haß; und eure Liebe

      Ist eines Kranken Gier, der heftig wünscht,

      Was nur sein Übel mehrt. Wer sich verläßt

      Auf eure Gunst, der schwimmt mit blei'rnen Flossen,

      Und haut mit Binsen Eichen nieder. Hängt euch!

      Euch traun?

      Ein Augenblick, so ändert ihr den Sinn,

      Und nennt den edel, den ihr eben haßtet,

      Den