Die Jungfrau von Orleans. Friedrich von Schiller. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Friedrich von Schiller
Издательство: Public Domain
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Жанр произведения: Драматургия
Год издания: 0
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als sie in der dritten Nacht erschien,

      Da zürnte sie und scheltend sprach sie dieses Wort:

      Gehorsam ist des Weibes Pflicht auf Erden,

      Das harte Dulden ist ihr schweres Los,

      Durch strengen Dienst muß sie geläutert werden,

      Die hier gedienet, ist dort oben groß."

      Und also sprechend ließ sie das Gewand

      Der Hirtin fallen und als Königin

      Der Himmel stand sie da im Glanz der Sonnen,

      Und goldne Wolken trugen sie hinauf

      Langsam verschwindend in das Land der Wonnen.

      (Alle sind gerührt. Agnes Sorel heftig weinend verbirgt ihr

      Gesicht an des Königs Brust)

      ERZBISCHOF (nach einem langen Stillschweigen).

      Vor solcher göttlicher Beglaubigung

      Muß jeder Zweifel irdscher Klugheit schweigen.

      Die Tat bewährt es, daß sie Wahrheit spricht,

      Nur Gott allein kann solche Wunder wirken.

      DUNOIS. Nicht ihren Wundern, ihrem Auge glaub ich,

      Der reinen Unschuld ihres Angesichts.

      KARL. Und bin ich Sündger solcher Gnade wert!

      Untrüglich allerforschend Aug, du siehst

      Mein Innerstes und kennest meine Demut!

      JOHANNA. Der Hohen Demut leuchtet hell dort oben,

      Du beugtest dich, drum hat er dich erhoben.

      KARL. So werd ich meinen Feinden widerstehn?

      JOHANNA. Bezwungen leg ich Frankreich dir zu Füßen!

      KARL. Und Orleans sagst du, wird nicht übergehn?

      JOHANNA. Eh siehest du die Loire zurückefließen.

      KARL. Werd ich nach Reims als Überwinder ziehn?

      JOHANNA. Durch tausend Feinde führ ich dich dahin.

      (Alle anwesende Ritter erregen ein Getöse mit ihren Lanzen und

      Schilden, und geben Zeichen des Muts)

      DUNOIS. Stell uns die Jungfrau an des Heeres Spitze,

      Wir folgen blind, wohin die Göttliche

      Uns führt! Ihr Seherauge soll uns leiten,

      Und schützen soll sie dieses tapfre Schwert!

      LA HIRE. Nicht eine Welt in Waffen fürchten wir,

      Wenn sie einher vor unsern Scharen zieht.

      Der Gott des Sieges wandelt ihr zur Seite,

      Sie führ uns an, die Mächtige, im Streite!

      (Die Ritter erregen ein großes Waffengetös und treten vorwärts)

      KARL. Ja heilig Mädchen, führe du mein Heer,

      Und seine Fürsten sollen. dir gehorchen.

      Dies Schwert der höchsten Kriegsgewalt, das uns

      Der Kronfeldherr im Zorn zurückgesendet,

      Hat eine würdigere Hand gefunden.

      Empfange du es, heilige Prophetin,

      Und sei fortan —

      JOHANNA. Nicht also, edler Dauphin!

      Nicht durch dies Werkzeug irdischer Gewalt

      Ist meinem Herrn der Sieg verliehn. Ich weiß

      Ein ander Schwert, durch das ich siegen werde.

      Ich will es dir bezeichnen, wie's der Geist

      Mich lehrte, sende hin und laß es holen.

      KARL. Nenn es, Johanna.

      JOHANNA. Sende nach der alten Stadt

      Fierboys, dort, auf Sankt Kathrinens Kirchhof

      Ist ein Gewölb, wo vieles Eisen liegt,

      Von alter Siegesbeute aufgehäuft.

      Das Schwert ist drunter, das mir dienen soll.

      An dreien goldnen Lilien ists zu kennen,

      Die auf der Klinge eingeschlagen sind,

      Dies Schwert laß holen, denn durch dieses wirst du siegen.

      KARL. Man sende hin und tue, wie sie sagt.

      JOHANNA. Und eine weiße Fahne laß mich tragen,

      Mit einem Saum von Purpur eingefaßt.

      Auf dieser Fahne sei die Himmelskönigin

      Zu sehen mit dem schönen Jesusknaben,

      Die über einer Erdenkugel schwebt,

      Denn also zeigte mirs die heilge Mutter.

      KARL. Es sei so, wie du sagst.

      JOHANNA (zum Erzbischof). Ehrwürdger Bischof,

      Legt Eure priesterliche Hand auf mich,

      Und sprecht den Segen über Eure Tochter!

      (Kniet nieder)

      ERZBISCHOF. Du bist gekommen, Segen auszuteilen,

      Nicht zu empfangen – Geh mit Gottes Kraft!

      Wir aber sind Unwürdige und Sünder!

      (Sie steht auf)

      EDELKNECHT. Ein Herold kommt vom engelländschen Feldherrn.

      JOHANNA. Laß ihn eintreten, denn ihn sendet Gott!

      (Der König winkt den Edelknecht, der hinausgeht)

      ERSTER AUFZUG

      Eilfter Auftritt

      Der Herold zu den Vorigen

      KARL. Was bringst du, Herold? Sage deinen Auftrag.

      HEROLD. Wer ist es, der für Karin von Valois,

      Den Grafen von Ponthieu das Wort hier führt?

      DUNOIS. Nichtswürdger Herold! Niederträchtger Bube!

      Erfrechst du dich, den König der Franzosen

      Auf seinem eignen Boden zu verleugnen.

      Dich schützt dein Wappenrock, sonst solltest du —

      HEROLD. Frankreich erkennt nur einen einzgen König,

      Und dieser lebt im engelländischen Lager.

      KARL. Seid ruhig, Vetter! Deinen Auftrag, Herold!

      HEROLD. Mein edler Feldherr, den des Blutes jammert,

      Das schon genossen und noch Lieben soll,

      Hält seiner Krieger Schwert noch in der Scheide,

      Und ehe Orleans im Sturme fällt,

      Läßt er noch gütlichen Vergleich dir bieten.

      KARL. Laß hören!

      JOHANNA (tritt hervor). Sire! Laß mich an deiner Statt

      Mit diesem Herold reden.

      KARL. Tu das, Mädchen!

      Entscheide du, ob Krieg sei oder Friede.

      JOHANNA (zum Herold).

      Wer sendet dich und spricht durch deinen Mund?

      HEROLD. Der Briten Feldherr, Graf von Salisbury.

      JOHANNA. Herold, du lügst! Der Lord spricht nicht durch dich.

      Nur