Die Jungfrau von Orleans. Friedrich von Schiller. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Friedrich von Schiller
Издательство: Public Domain
Серия:
Жанр произведения: Драматургия
Год издания: 0
isbn:
Скачать книгу
Not so groß?

      Es fehlt am Sold? Die Truppen wollen abziehn?

      Du CHATEL. Ja leider ist es so!

      SOREL (ihm das Kästchen aufdrängend).

      Hier, hier ist Gold,

      Hier sind Juwelen – Schmelzt mein Silber ein —

      Verkauft, verpfändet meine Schlösser – Leihet

      Auf meine Güter in Provence – Macht alles

      Zu Gelde und befriediget die Truppen.

      Fort! Keine Zeit verloren! (Treibt ihn fort)

      KARL. Nun, Dunois? Nun, Du Chatel! Bin ich euch

      Noch arm, da ich die Krone aller Frauen

      Besitze? – Sie ist edel, wie ich selbst

      Geboren, selbst das königliche Blut

      Der Valois ist nicht reiner, zieren wurde sie

      Den ersten Thron der Welt – doch sie verschmäht ihn,

      Nur meine Liebe will sie sein und heißen.

      Erlaubte sie mir jemals ein Geschenk

      Von höherm Wert, als eine frühe Blume

      Im Winter oder seltne Frucht! Von mir

      Nimmt sie kein Opfer an, und bringt mir alle!

      Wagt ihren ganzen Reichtum und Besitz

      Großmütig an mein untersinkend Glück.

      SOREL. Glaub ihm nicht.

      Er hat sein Leben zehenmal für dich

      Gewagt und zürnt, daß ich mein Gold jetzt wage.

      Wie? Hab ich dir nicht alles froh geopfert,

      Was mehr geachtet wird als Gold und Perlen,

      Und sollte jetzt mein Glück für mich behalten?

      Komm! Laß uns allen überflüßgen Schmuck

      Des Lebens von uns werfen! Laß mich dir

      Ein edles Beispiel der Entsagung geben!

      Verwandle deinen Hofstaat in Soldaten,

      Dein Gold in Eisen, alles was du hast,

      Wirf es entschlossen hin nach deiner Krone!

      Komm! Komm! Wir teilen Mangel und Gefahr!

      Das kriegerische Roß laß uns besteigen,

      Den zarten Leib dem glühnden Pfeil der Sonne

      Preisgeben, die Gewölke über uns

      Zur Decke nehmen, und den Stein zum Pfühl.

      Der rauhe Krieger wird sein eignes Weh

      Geduldig tragen, sieht er seinen König

      Dem Ärmsten gleich ausdauren und entbehren!

      DUNOIS. Ja sie ist eine Rasende wie du,

      Und wirft ihr Alles in ein brennend Haus,

      Und schöpft ins lecke Faß der Danaiden.

      Dich wird sie nicht erretten, nur sich selbst

      Wird sie mit dir verderben —

      KARL (lächelnd). Ja, nun erfüllt sich mir ein altes Wort

      Der Weissagung, das eine Nonne mir

      Zu Clermont im prophetschert Geiste sprach.

      Ein Weib, verhieß die Nonne, würde mich

      Zum Sieger machen über alle Feinde,

      Und meiner Väter Krone mir erkämpfen.

      Fern sucht ich sie im Feindeslager auf,

      Das Herz der Mutter hofft ich zu versöhnen,

      Hier steht die Heldin, die nach Reims mich führt,

      Durch meiner Agnes Liebe werd ich siegen!

      SOREL. Du wirsts durch deiner Freunde tapfres Schwert.

      KARL. Auch von der Feinde Zwietracht hoff ich viel

      Denn mir ist sichre Kunde zugekommen,

      Daß zwischen diesen stolzen Lords von England

      Und meinem Vetter von Burgund nicht alles mehr

      So steht wie sonst – Drum hab ich den La Hire

      Mit Botschaft an den Herzog abgefertigt,

      Ob mirs gelänge, den erzürnten Pair

      Zur alten Pflicht und Treu zurückzuführen

      Mit jeder Stunde wart ich seiner Ankunft.

      DU CHATEL (am Fenster). Der Ritter sprengt soeben in den Hof

      KARL. Willkommner Bote! Nun so werden wir

      Bald wissen, ob wir weichen oder siegen.

      ERSTER AUFZUG

      Fünfter Auftritt

      La Hire zu den Vorigen!

      KARL (geht ihm entgegen).

      La Hire! Bringst du uns Hoffnung oder keine?

      Erklär dich kurz. Was hab ich zu erwarten?

      LA HIRE. Erwarte nichts mehr als von deinem Schwert.

      KARL. Der stolze Herzog laßt sich nicht versöhnen!

      O sprich! Wie nahm er meine Botschaft auf?

      LA HIRE. Vor allen Dingen und bevor er noch

      Ein Ohr dir könne leihen, Lodert er,

      Daß ihm Du Chatel ausgeliefert werde,

      Den er den Mörder seines Vaters nennt.

      KARL. Und, weigern wir uns dieser Schmachbedingung?

      LA HIRE. Dann sei der Bund zertrennt, noch eh er anfing.

      KARL. Hast du ihn drauf, wie ich dir anbefahl,

      Zum Kampf mit mir gefodert auf der Brücke

      Zu Montereau, allwo sein Vater fiel?

      LA HIRE. Ich warf ihm deinen Handschuh hin und sprach:

      Du wolltest deiner Hoheit dich begeben,

      Und als ein Ritter kämpfen um dein Reich.

      Doch er versetzte: nimmer täts ihm not,

      Um das zu fechten, was er schon besitze.

      Doch wenn dich so nach Kämpfen lüstete,

      So würdest du vor Orleans ihn finden,

      Wohin er morgen willens sei zu gehn;

      Und damit kehrt' er lachend mir den Rücken.

      KARL. Erhob sich nicht in meinem Parlamente

      Die reine Stimme der Gerechtigkeit?

      LA HIRE. Sie ist verstummt vor der Parteien Wut.

      Ein Schluß des Parlaments erklärte dich

      Des Throns verlustig, dich und dein Geschlecht.

      DUNOIS. Ha frecher Stolz des herrgewordnen Bürgers!

      KARL. Hast du bei meiner Mutter nichts versucht?

      LA HIRE. Bei deiner Mutter!

      KARL. Ja! Wie ließ sie sich vernehmen?

      LA HIRE (nachdem er einige Augenblicke sich bedacht).

      Es war gerad das Fest der Königskrönung,

      Als ich zu Saint Denis eintrat. Geschmückt

      Wie zum Triumphe waren die Pariser,

      In jeder Gasse stiegen Ehrenbogen,

      Durch die der engelländsche König zog.

      Bestreut