Das Naturforscherschiff. Sophie Worishoffer. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Sophie Worishoffer
Издательство: Public Domain
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Жанр произведения: Зарубежная классика
Год издания: 0
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das Tagebuch zu führen, in welches alle Erlebnisse niedergeschrieben wurden. Hans wurde der botanische, Franz der zoologische Teil zugewiesen, während Holm die nötigen Anleitungen gab und bald dem einen bald dem andern half, wenn besondere Schwierigkeiten zu überwinden waren.

      Es galt nun vor der Hand die Schmetterlinge zu präparieren, damit dieselben schön ausgebreitet die Pracht ihrer Flügel, die bunte Zeichnung derselben und ihre ganze Form auf das deutlichste erkennen lassen konnten. Zu diesem Zwecke waren einige 30 Zentimeter lange und 5 Zentimeter breite glatte Bretter mitgenommen worden, die der Länge nach eine 2 Zentimeter breite Furche enthielten, deren Tiefe fast ebenso viel betrug. Aus einer der Schachteln wurde der eingesperrte Schmetterling nun vorsichtig herausgenommen und zwischen Daumen und Zeigefinger der linken Hand festgehalten.

      »Ehe wir das Tier spießen,« sagte Holm, »wollen wir es vergiften, damit es keine zu großen Qualen leide. Wir könnten hierzu von dem Chloroform aus der Reiseapotheke nehmen. Allein, wer weiß, ob wir dasselbe nicht noch zu anderen, wichtigeren Zwecken gebrauchen werden.«

      »Haben wir denn noch ein anderes Gift, das uns dieselben Dienste leistet?« fragte Franz.

      »Ich bin soeben im Begriff einiges zu bereiten,« antwortete Holm mit scheinbar wichtiger Miene.

      »Wo denn,« fragte Franz verwundert, »ich sehe keine Retorte noch sonst einen chemischen Apparat.«

      »Hier, dies ist mein großes Laboratorium,« erwiderte Holm lächelnd, indem er auf die kleine Tabakspfeife deutete, die er vor kurzem in Brand gesetzt hatte. »In dem unteren Behälter,« fuhr er fort, »sammelt sich der Tabakssaft an, der beim langsamen Verbrennen des Tabaks entsteht und jenen Giftstoff enthält, den die Chemiker Nikotin nennen. Dieses Nikotin ist ein Gift für alle Insekten, die deshalb den Tabaksrauch auch ängstlich meiden.«

      Holm goß den Tabakssaft in eine kleine Muschelschale, tauchte eine Nadel in denselben und feuchtete den Rüssel des Schmetterlings, den er vorsichtig aber doch sicher in der angegebenen Weise festhielt. Nachdem der Schmetterling einige kleine Tropfen des ihm tödlichen Giftes gekostet hatte, war er vollkommen leblos geworden.

      Nun wurde ihm eine lange Insektennadel durch das Rückenschild gestoßen und dieselbe in der Furche eines der vorhin erwähnten Bretter derart festgesteckt, daß der Rumpf des Schmetterlings sich in der Furche befand. Leicht war es nun möglich, die Flügel auf der glatten Fläche des Brettes schön und eben auszubreiten, Streifen von starkem Papier wurden über die Flügel gelegt und an ihren äußeren Enden mit kleinen Nadeln ebenfalls befestigt, so daß die Flügel in der ihnen einmal gegebenen Lage verharren mußten. Ein Schmetterling nach dem andern wurde in gleicher Weise behandelt, bis kein Platz auf dem Brette mehr vorhanden war und die noch leeren an die Reihe kamen.

      »Was machen wir mit den übrigen Schmetterlingen?« fragte Franz, als auch diese besetzt waren.

      »Wir lassen sie bis morgen leben,« antwortete Holm, »denn dann sind in dieser tropischen Hitze die jetzt ausgebreiteten soweit trocken, daß wir sie abnehmen und in eine Schachtel bringen können, deren Wände aus Kork bestehen, in welchen wir die Nadeln mit leichter Mühe spießen. Ist die Schachtel voll, so befestigen wir ein Stück Kampfer in derselben, setzen den Deckel auf und kleben die Fugen gut zu.«

      »Wozu dient der Kampfer?« fragte Franz.

      »Um den Motten und anderen Insekten die Lust zu nehmen, unsre mühevoll präparierten Schmetterlinge zu zerstören. Ohne diese Vorsichtsmaßregeln würden wir nur Staub und Moder nach Hamburg mitbringen.«

      »Das wäre ein übler Lohn für unsere Arbeit und ein Resultat unserer Expedition, auf das wir nicht stolz sein dürften,« entgegnete Franz.

      »Das Einsammeln der Naturalien ist nicht minder schwer als das Schützen derselben vor Zerstörung,« erwiderte Holm. »Es ist daher dem Forscher mitunter unmöglich, seine kostbare Beute in die Heimat zu transportieren, weil es ihm in der Wildnis an den Mitteln zur Erhaltung derselben gebricht. Nun wollen wir noch jede Nadel mit einem Stückchen Papier versehen, auf das wir eine Nummer schreiben. Diese Nummer wird in einem kleinen Büchlein ebenfalls notiert und dahinter schreibst du den Fundort des Tieres und sonstige Bemerkungen, Datum des Fanges und Beobachtungen, die wir an dem lebenden Tiere machten.«

      Franz versprach die gewissenhafte Ausführung des Auftrages und sagte: »Man soll nicht von uns behaupten, daß wir des Vergnügens wegen reisten, sondern daß wir der Wissenschaft zu nützen suchten, so viel in unseren Kräften stand.«

      »Bravo!« sagte Doktor Bolten, »diesen Ausspruch will ich mir für unser Tagebuch merken.«

      Holm zeigte nun Hans, wie er mit den Pflanzen verfahren müsse, um dieselben in ihrer Form möglichst gut zu erhalten. Zu diesem Zwecke wurden die Pflanzen auf einen Bogen weichen Löschpapiers sorgfältig ausgebreitet, die Blumenblätter so gelegt, daß die Form der Blüte nicht verzerrt, sondern, so weit dies möglich, in ihrer natürlichen Gestalt erschien. Sobald ein Blatt, eine Blüte, oder sonst ein Teil der Pflanze in die geeignete Lage gebracht worden war, setzte Holm einen ziemlich schweren Kieselstein auf denselben, damit er in seiner ihm einmal gegebenen Stellung verharrte.

      Als dies geschehen, wurde ein zweiter Bogen Löschpapier auf den ersten gelegt, unter gleichzeitiger gewandter Entfernung der Kieselsteine, worauf die derart eingelegte Pflanze unter eine Presse kam, die ganz einfach aus einem Kistendeckel bestand, den einige Steine nicht allzusehr beschwerten, um die zarten Teile, wie Stengel, Fruchtboden u. s. w. nicht zu zerquetschen.

      »Werden die Insekten auch die Pflanzen angreifen?« fragte Franz.

      »Ihnen ist einerlei, was ihnen vor die Freßwerkzeuge kommt,« antwortete Holm. »Die tropischen Insekten, namentlich die Ameisen, schonen nichts, was ihnen nur irgendwie schmackhaft vorkommt.«

      »Dann müssen wir auch hier Kampfer anwenden,« meinte Franz.

      »In diesem Falle nutzt uns derselbe nichts,« entgegnete Holm, »denn es wird uns schwer werden, ein großes Paket gesammelter und zwischen Papier liegender Pflanzen luftdicht einzuschließen, denn in nicht luftdichten Kasten verdunstet der Kampfer. Wir haben jedoch ein anderes Mittel, das freilich sehr giftig ist, mit dem wir die trockenen Pflanzen einpinseln. Es ist dies in Weingeist aufgelöster Sublimat, eine Verbindung von Chlor und Quecksilber, die fast alles Lebende tötet.« Sobald die Pflanzen getrocknet wären, wollte Holm das Einpinseln derselben mit dem Gifte selbst vornehmen.

      Hans meinte, daß das Einlegen der Pflanzen viel einfacher sei, als das Präparieren der Schmetterlinge, und daß gar keine Schreibereien damit verknüpft seien.

      »Da irrst du dich gewaltig,« rief Holm lachend. »Nein, es wird ebenso wie bei den Tieren der Fundort angemerkt, ferner die Beschaffenheit des Bodens, ob derselbe sandig, felsig, trocken oder sumpfig. Dann, ob die Pflanze im Schatten wächst, oder in der Sonne, ob sie an anderen Gewächsen emporrankt oder gar auf ihnen schmarotzt, wie viele der prachtvollen Orchideen, zu denen auch die Vanille gehört.«

      »Ich wollte, ich hätte einen Becher Vanille-Eis,« sagte Franz, »der sollte mir in der Hitze hier schmecken!«

      »Und was für Gesichter die Eingebornen wohl machen würden, die nie in ihrem Leben Eis gesehen, noch viel weniger solches gegessen haben,« fiel Hans ein.

      »Sie würden glauben, sich den Mund verbrannt zu haben,« erklärte Holm, »denn diese Empfindung würde sich ihnen zunächst aufdrängen. Auch erzeugt sehr große Kälte ebensowohl Brandblasen auf der menschlichen Haut, wie eine hohe Temperatur.« – Dann wandte er sich wieder zu Hans und fuhr fort: »Ferner müssen die Früchte und Samen von den Pflanzen gesammelt und in Papier aufbewahrt und genau bezeichnet werden, teils für den Forscher und teils für den Gärtner, der dann versucht, sie im Gewächshause zum Keimen zu bringen.«

      »Ich verstehe schon,« fiel Hans ein. »Wenn der Gärtner nicht erfährt, wo und wie die Pflanze wächst, dann säet er am Ende den Samen einer Sumpfpflanze in trocknen Sand, als stammte er von einem Steppengewächs und steckt den Samen einer Kletterpflanze ins Wasser. Ich will alles genau notieren.«

      »Wo aber bleiben der Heerwurm und die anderen Käfer, die noch im Spiritus sitzen?« fragte Franz.

      »Die nehmen wir aus ihrem nassen Grabe und spießen sie ebenso auf wie die