Old Surehand II. Karl May. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Karl May
Издательство: Public Domain
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Жанр произведения: Зарубежная классика
Год издания: 0
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thun.«

      »Und auch so ein wenig mit mir, Gentlemen. Er hat mir zwei Personen erschossen, die mir die liebsten waren in meinem ganzen Leben, und soll jetzt still halten, bis ich mit ihm abgerechnet habe.«

      »Steht es so? Wenn Ihr Eure Behauptung beweisen könnt, so ist es um ihn geschehen!«

      Ich ließ die Hand von ihm. Er war beinahe erwürgt und sog die Luft in hastigen, kurzen Zügen ein, ehe ihm das volle Bewußtsein seiner Lage zurückkehrte. Dann sprang er auf.

      »Was wollt – — —«

      Er hielt mitten in seiner Frage inne; denn erst jetzt bekam er mich vor die Augen und hatte mich sofort erkannt.

      »Was dieser Mann von Euch will, werdet Ihr zu hören bekommen,« meinte der Colonel. »Ihr seid William Jones, der Kanada-Bill?«

      »Damn! Geht mir mit Eurem Kanada-Bill! Ich kenne ihn nicht und heiße Fred Fletcher, wie ich Euch ja längst gesagt habe.«

      »Auch gut! Der Name ist uns gleichgültig, denn nicht er, sondern die That wird gerichtet. Ihr habt falsch gespielt!«

      »Ist mir nicht eingefallen, Sir! Oder haltet Ihr Euch oder diese Gentlemen etwa für Leute, bei denen man dergleichen Kunststücke riskieren kann?«

      »Wir sind ein ehrliches Spiel gewohnt, und in der Voraussetzung, daß Ihr kein Gauner seid, haben wir Euch nicht auf die Finger gesehen. Hätten wir gewußt, wen wir vor uns haben, so wäre Euch der Streich nicht gelungen.«

      »Hier kann von keinem Streiche die Rede sein. Ich habe ehrlich gespielt.«

      »Und die Karte in Eurem Aermel?«

      »Geht mich nichts an; ich habe sie nicht hineingesteckt. Oder habt Ihr dies vielleicht gesehen, Colonel?«

      »So ist sie Euch von selbst hineingeflogen!«

      »Oder hineingesteckt worden. Wer mir den Arm gehalten hat, wird wohl wissen, wie sie hineingekommen ist!«

      Ich konnte nicht anders, ich erhob den Arm und schlug ihm die Faust auf den Kopf, daß er auf den Stuhl niederfiel.

      »Ihr führt einen guten Hieb, Master,« meinte der Oberst lachend; »aber laßt das lieber sein; es gehört nicht notwendig zur Sache. Wir werden ihn schon zwischen die Hände nehmen, daß er genug bekommt.«

      »Ich verlange, daß Ihr mich gegen solche Angriffe schützt, Sir,« meinte Jones, indem er sich langsam wieder empor zu richten versuchte. »Ich klage diesen Menschen an, mir die Karte in den Aermel eskamotiert zu haben!«

      »Ja, ganz dieselbe Karte, welche Ihr uns einige Sekunden früher vorzeigtet. Laßt Euch wenigstens nicht auslachen! Was meint ihr, Kameraden: erkennt ihr diesen Master Jones oder Fletcher für schuldig?«

      »Er hat falsch gespielt; daran ist kein Zweifel!« erklang es rund im Kreise.

      »So laßt uns ihm sein Urteil geben, und das auf der Stelle!«

      Sie traten beiseite, um zu beraten. Der Kanada-Bill verriet sich. Er warf einen Blick auf den noch vor ihm liegenden Geldhaufen und einen zweiten nach dem offen stehenden Fenster. Mit einem raschen Griffe erfaßte er von der Münze so viel, als er in der Schnelligkeit zu erlangen vermochte, dann sprang er zum Fenster. Aber schon hatte ich die Büchse erhoben.

      »Stopp, Master Jones! Noch einen Schritt und Ihr seid kalt!« rief ich ihm zu.

      Er blickte sich um, sah, daß es Ernst war, und blieb stehen.

      »Ich zähle bis drei; liegt dann das Geld nicht wieder an seinem Platze, so gebe ich Feuer. Eins —«

      Er setzte den Fuß zögernd zum Tische retour.

      »Zwei – —!«

      Er legte das Geld zu dem andern.

      »So, jetzt setzt Ihr Euch nieder, und wartet ruhig, was geschieht!«

      Ich ließ den Lauf des Gewehres sinken. Die Offiziere waren mit ihrer Beratung fertig; sie hatten natürlich den Vorgang beobachtet und traten nun wieder herbei. Der Oberst reichte mir, abermals lachend, die Hand.

      »Ihr seid ein ganzer Kerl, Master – — ja, wie nennt Ihr Euch denn eigentlich?«

      »Tim Kroner ist mein Name, Sir!«

      »Also, Master Kroner, Ihr seid ein ganzer Kerl. Schade, daß Ihr nicht eine Stelle oder so etwas bei meinem Regimente habt!« Und sich zu Jones wendend, fuhr er fort: »Ihr werdet für Eure Posse fünfzig gute Streiche auf die glatte Haut erhalten, Gem‘man, und ich hoffe, daß sie Euch gut bekommen!«

      »Fünfzig Streiche? Ich bin unschuldig und erkenne sie nicht an!«

      »Well, Mylord, so erhaltet Ihr sie unschuldig, und wenn Ihr sie habt, werdet Ihr sie wohl anerkennen müssen. Wollt Ihr aber nachher beim Präsidenten der Vereinigten Staaten dagegen appellieren, so will ich Euch zu diesem Zwecke einen Kreditbrief auf weitere fünfzig oder hundert schreiben. Lieutenant Welhurst, nehmt den Mann hinaus auf den Hof, und sorgt dafür, daß er auch ganz und voll erhält, was er zu beanspruchen hat!«

      »Ihr dürft Euch da ganz gehörig auf mich verlassen, Cornel!« meinte der junge Offizier, indem er auf Jones zutrat.

      »Go on, Mann; die Fünfzig warten draußen!«

      »Ich gehe nicht von der Stelle. Ich will mein Recht!« rief Jones.

      Da fuhr der Oberst auf den Absätzen herum.

      »Er ist nicht zufrieden mit seiner Ration, Lieutenant.

      Gebt ihm zehn mehr, also sechzig! Ich kann das wohl sagen, weil ich die Verantwortung auf mich nehme. Und geht er auch nun nicht mit, so erhält er für jede Minute weitere zehn mehr!«

      »Nun?« fragte der Lieutenant mit drohendem Blick.

      »Ich muß gehen; aber dieses »three carde monte« werdet Ihr vielleicht nicht vergessen, denn ich werde mich an einen Richter wenden, an den jetzt keiner von euch denkt!«

      Er schritt voran, und der Lieutenant folgte mit gespanntem Revolver. Jetzt wandte sich der Oberst wieder zu mir.

      »Was ist‘s mit dem Morde, Sir? Wenn Eure Beweise gut sind, so bilden wir auf der Stelle eine Jury und geben ihm den Strick. Ihr wißt, auf welchem Territorium wir uns befinden, und daß ich das Recht habe, kurzen Prozeß zu machen!«

      Ich erzählte ihm das Nötige.

      »Da steht Ihr auf schwachen Füßen, wie ich höre,« meinte der Offizier. »Wir müssen entweder sein Geständnis oder wenigstens einen guten Zeugen haben, auf den man sich verlassen kann. Ich gebe Euch mein Wort: wenn ich ihn verhöre, so heißt er Fred Fletcher und kennt Euch nicht. Und gesehen habt Ihr ja gar nicht, daß der Kanada-Bill derjenige war, welcher geschossen hat; ja, Ihr könnt gar nicht einmal beweisen, daß er bei den Bushheaders gewesen ist. Ich werde mein möglichstes versuchen; das verspreche ich Euch; aber ich weiß genau, daß wir ihn laufen lassen müssen. Das andere ist dann allerdings Eure Sache. Sobald er und Ihr das Fort im Rücken habt, könnt Ihr ja ganz ungestört in Eurer Weise mit ihm sprechen!«

      Nach einer Weile wurde der Kanada-Bill wieder hereingebracht. Sein Aussehen war ein entsetzliches. Mit blutunterlaufenen Augen stierte er im Kreise umher und schien die Züge eines jeden Einzelnen seinem Gedächtnisse einprägen zu wollen. Der Oberst begann das Verhör; es führte allerdings zu dem vorausgesagten Resultate.

      »Gebt dem Manne alles wieder, was er bei sich trug, und schickt ihn dann unter sicherer Bedeckung stromabwärts fünf Meilen von dem Fort hinweg. Mag er Fred Fletcher oder William Jones heißen; er soll keinen Augenblick länger in unsern Grenzen bleiben!«

      So lautete der Schlußbescheid des Colonel. Dann wandte er sich zu mir:

      »Ihr seid unser Gast, so lang es Euch beliebt, Master Kroner, und nehmt dann aus unserm Magazine unentgeltlich alles, was Ihr braucht. Oder wollt Ihr dem Manne sofort nach?«

      »Ja, wenn Ihr ihn nach einer anderen Richtung geschickt hättet. Aber mein Maat wartet zwei Tagereisen stromauf von hier auf mich; ich muß zu ihm und werde, da die Sachen nicht anders gefallen sind, aufbrechen, sobald ich eine gute Axt und einige Munition bekommen habe. Der Kanada-Bill, so rechne ich, wird meine